Sonntag, 17. Mai 2009

BILDERTANZ in Rommelsbach: "Oh, wie wohl ist mir am Abend" sangen...


So hätten es die Rommelsbacher am liebsten - wie bei diesem 1.Mai-Scherz vor 30 Jahren
Foto: Jakob Futter

... plötzlich im Kanon die 200 Gäste in der Alten Festhalle. Und weil dies der Abend der Überraschungen war, sei auch gleich berichtet: Auf die Quiz-Frage, was hätten die Rommelsbacher gerne zurück, die Straßenbahn, Bürgermeister Auer oder die Selbständigkeit, stimmten die Anwesenden mit überwältigender Mehrheit - für die Straßenbahn. So hatte jedenfalls der Gemeinderat, der zu dieser Bildertanz-Veranstaltung eingeladen hatte, vorher fest geglaubt. Irrtum. Die Bürger, darunter viele Kinder mit ihren Eltern und Großeltern, stimmten spontan und ohne Zögern für die Selbständigkeit.
Aber nun der Reihe nach. Wähend in der fünf Kilometer entfernten Großstadt Reutlingen, die nur deshalb Großstadt wurde, weil sie Anfang der siebziger Jahre ein gutes halbes Dutzend Dörfer geschluckt hatte, die Heimattage gestartet wurden, genossen die Rommelsbacher noch einmal die letzten Tage ihrer Selbständigkeit. Ein 40minütiger Farbfilm über das Kreisfeuerwehrfest 1974, das zugleich das letzte Wochende vor der Eingemeindung war, entführte Zuschauer in eine Zeit, als Rommelsbach noch ein richtiges Dorf von Weltformat war. Jedenfalls waren bei diesem Fest mehr Gäste da als Rommelsbacher. Zu Tausenden standen die Menschen am Straßenrand und ließen die Feuerwehren aus dem Kreis Tübingen und Reutlingen, aus Metzingen und Erpfingen an sich vorüberziehen. Gedreht hatte den Film ein kleines Team um Hermann Beck. Ergänzt wurde der Film um Aussagen von Zeitzeugen, die den Kampf um Rommelsbach damals hautnah miterlebt hatten. Darunter auch der frühere Bürgermeister Hans Auer, der ein "erbitterter Gegner" der Gemeindereform gewesen war.
In der Pause war dann der nächste Film auf dem Programm bereits Gesprächsthema: die Straßenbahn. Alle wollten an diesem Abend Straßenbahn fahren. Und fast so lang wie die Strecke von Rommelsbach nach Reutlingen dauerte, so lang dauerte auch der Film: 14 Minuten.
Höhepunkt war natürlich die von Andreas Frey in Farbe festgehaltene letzte Fahrt der Linie 3. Endlich konnten die älteren Rommelsbacher wieder sehen, wie sich ihre Grüne durch den Ort schlängelte. Auch wenn kein Originalton zu hören war, das Quietschen der Bahn hatten die meisten von ihnen sofort im Ohr - jenes Quietschen, das sie vom Frühstückstisch aufspringen ließ. Danach lud Andreas Frey, der seinerzeit Gemeindepfleger in Rommelsbach gewesen war, zu einer Ausflugsfahrt der Gemeindeverwaltung in den Schönbuch ein - einem Ausflug, der mit einem kräftigen Kater endete.
Jetzt gab es das Quiz "Der große Preis", bei dem die linke Hälfe des Saals (die Schmalzkachele) gegen die rechte Seite (die Rommelsbächer) antrat. Zehn Fragen galt es zu beantworten. Damit auch alles korrekt zuging, bot der Gemeinderat seine beiden "Drachentöter" auf: Siegfried und Georg. Der eine im wirklichen Leben Bürgermeister nachnamens Thumm, der andere sein Stellvertreter nachnamens Leitenberger. Sie vertraten die Interessen der beiden Seiten. So kam es dann zum Eklat, als die Frage nach dem Selbständigkeit gestellt wurde. Die Rommelsbacher waren von ihrem eigenen Ergebnis überrascht. Wie gesagt, das Publikum war sehr gemischt, viele junge Leute, viele Reingeschmeckte, nicht nur Altrommelsbacher.
Naja, bevor dann Filme über 150 Jahre Mairtin-Luther-Kirche (1979 von Hermann Beck) den Pfarrer über die vielen sonntäglichen Besucher jubilieren ließ, ein Kurzfilm über einen Staffellauf der Frauen und ein Kindergartenfest (Andreas Frey) die Zuschauer köstlich amüsierte, ging es noch darum, den "Großen Preis" zu vergeben. Der Sieger aus der Quiz-Schlacht sollte nämlich zur Belohnung als erster den Kanon einstimmen "Oh, wie wohl ist mir am Abend". Und die 100 Schmalzkacheles gewannen. Die Rommelsbächer Seite war so clever gewesen, einige Fragen falsch zu beantworten, so dass sie nicht als erste anfangen mussten. Auf jeden Fall übernahm Hermann Beck das Dirigentenpult und der ganze Saal sang plötzlich diesen Kanon, dessen Text so wunderbar zu diesem Abend gepasst hatte.
Denn es herrschte von Anfang an jene ungemein heitere Stimmung, die längst ein Markenzeichen des Bildertanzes ist - und ein Beweis dafür, dass der Star des Abends das Publikum ist. Und in diesem Gefühl waren die einladenden Gemeinderäte, die ja eigentlich alle im Wahlkampf standen, aber nichts davon spüren ließen, so nah bei ihren Wählern wie noch nie.
Für Ihren Mister Bildertanz gingen jedenfalls an diesem Abend zwei Herzenswünsche in Erfüllung: erstens - es war ein reiner Familienabend, alle Generationen waren anwesend, zweitens - das gemeinsame Singen des Kanons. Letzteres wurde gefilmt. Hoffentlich sind die Aufnahmen etwas geworden. Dann werden wir sie Ihnen auch hier zeigen.

2 Kommentare:

Ralf und Andrea Löffler hat gesagt…

Hallo Raimund!
Nochmals herzlichen Dank für Dein Engagement. Es war wirklich ein gelungener Abend!!
Zu erwähnen wäre vielleicht noch, daß eine DVD gebrannt werden soll, welche für einen fairen Unkostenbeitrag von 10,00 € zu erwerben ist, und die Finanzierung eines neuen Hiematfilmes sichern soll.
Liebe Grüße von jenseits der Straße der Freundschaft!
Andrea Löffler

Raimund Vollmer hat gesagt…

Liebe Andrea. lieber Ralf,
ich war dann mal weg - für drei Tage. Nun bin ich wieder da und freue mich über Euren Kommentar.
Ihr habt recht, aber solange ich das nicht fertig habe, wollte ich über die DVD nichts sagen.
Euer RV