Dienstag, 26. Januar 2010

Vor 200 Jahren wurde Reutlingens Rathaus abgerissen...


Es war bereits das zweite Rathaus in Reutlingen: 1563 im Rennaisance-Stil errichtet, hatte dieses Gebäude einen um 1400 entstandenden Holzbau ersetzt. Die Zeichnung zeigt das Rathaus vor dessen Zerstörung im Brand von 1726. An seiner Längsseite soll der mächtige Sturmbock aus der Zeit der Belagerung Reutlingens gehangen haben. Das dritte Rathaus, das hier entstand, war nichts anderes als der 1872 erfolgte Umbau des Fruchtkastens, der 300 Jahre alten Zehntscheuer. Dieses wunderschöne Gebäude, neugotisch aufgepäppelt, wurde im Bombenhagel der Monate Februar und März 1945 zerstört.

Das Friedrich-List-Gymnasium war übrigens zwischenzeitlich auch mal Rathaus.


Während der Reutlinger General Anzeiger das Thema Zukunft des am 22. April 1966 eingeweihten Rathauses in seiner heutigen Ausgabe als Aufmacher im Lokalteil anspricht, wissen Bildertanz-Leser bereits mehr: Vor zweihundert Jahren wurde das 1726 beim großen Brand zerstörte erste Rathaus abgerissen. Und man staune: Das alte Gemäuer, also der erste Stock, der der Zerstörungswut des Feuers hat widerstehen können, diente bis 1810 auch als Kaufhaus. Einem solchen Bau soll ja das bald 50 Jahre alte Rathaus weichen - so die Ideen einiger Bürger und Investoren. Übrigens bis zu seiner Zerstörung 1945 durch Bomben der Alliierten diente der sogenannte Fruchtkasten den Reutlingern als Rathaus. Irgendwie haben Rathäuser im Unterschied zu anderen Städten in Reutlingen keine lange Lebensdauer.

Übrigens: Das Zitat haben wir dem Buch von Carl Bames entnommen, Lehrer in Reutlingen, der im 19. Jahrhundert bereits das tat, was wir mit unserem Bildertanz-Blog ebenfalls versuchen: Er schrieb so etwas wie ein Tagebuch über Reutlingen. Aufgestöbert hat das Buch Brigitte Gekeler aus Rommelsbach.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ein Nicht-Reutlinger schreibt:
Liebe Reutlinger,
wer sich ernsthaft mit dem Thema Rathaus Reutlingen beschäftigen möchte, dem sei die Schrift "Alt-Reutlingen" -Bilder-Berichte-Erinnerungen- von Karl Keim, 1975, Oertel und Spörerer Verlag, ans Herz gelegt: darin wird u. a. aufgeklärt über die in der Vergangenheit vollzogenen Bausünden und das "tolle" Rennaisance-Rathaus.
Äusserst lesenswert, vor allem ab Seite 55.

Viele Grüße aus Eningen
Peter Weckherlin