Dienstag, 20. Juli 2010

Reutlingen 1891: Die Masche mit der Masche (1)

Heinrich Stoll
»Vom Erfindungsgeist eines aus Salach im Kreis Göppingen stammenden Mechanikers profitiert noch heute ein Reutlinger Unternehmen von Weltrang: Heinrich Stoll. Zusammen mit seinem Partner Christian Schmidt (1844-1884) baute und reparierte der 1847 geborene (+1974) Stoll Flachstrickmaschinen, wie sie ab Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem in England erfunden worden waren. Die beiden trennten sich 1878: Schmidt verzog nach Neckarsulm, stellte weiterhin Strickmaschinen her, geriet in geschäftliche Schwierigkeiten und nahm Fahrräder in die Produktion auf. Um die Jahrhundertwende wurde diese Firma in eine AG umgewandelt, woraus später schließlich die renommierten Fahrzeugwerke NSU entstanden. (Siehe auch hier)
Heinrich
Stoll aber sann in der damaligen Textil und Bekleidungsmetropole Reutlingen mit seiner bekannten 'Webschule' ständig nach Verbesserungen der Flachstrickmaschinen, bis ihm schließlich 1891 der entscheidende Durchbruch gelang: Er erfand die Links-Links-Strickmaschine, mit der linke Maschen erstmals maschinell hergestellt werden konnten. 1894 wurde hierauf das Deutsche Reichspatent erteilt. Eine völlig neue Maschenstruktur war jetzt zu produzieren, leichte, weichere Ware, die neue Bekleidungs-Varianten zuließ.«
Bildertanz-Quelle: Epo v. Droste, Januar 1983, Reutlinger General Anzeiger, Beilage "Heimat * Welt: "Tüftler, Pioniere und Erfinder"
Anmerkung(Korrektur: 1873 übernahm - so berichtet Wikipedia - gemeinsam mit Christian Schmidt die Mechanische Werkstätte zur Herstellung von Strickmaschinen in Riedlingen an der Donau. 1876 trennten sich die Wege der beiden Partner. Stoll kam erst 1878 nach Reutlingen und gründete hir eine eigene Firma. Das Patent auf seine Links-Links-Strickmaschine, die er 1893 auf der Weltausstellung in Chicago zeigte, erhielt er erst im Jahr 1900.
Mit diesem Video wirbt die Firma Stoll auf ihrer Website. Das Unternehmen beschäftigt heute rund 1000 Mitarbeiter.

1 Kommentar:

Karl Gönner, Riedlingen hat gesagt…

Als Nachfahre vom vorherigen Arbeitgeber von Schmidt und Stoll (Ferdinand Gröber aus Neufra bei Riedlingen) folgende Anmerkungen: Die beiden haben 1873 neu gegründet, nicht übernommen.
Ferdinand Gröber schreibt wenige Monate später in 1873 in der Riedlinger Zeitung: "Der Unterzeichnete hat die Anfertigung seiner Strickmaschinen den Herren Schmidt und Stoll auf deren eigene Rechnung überlassen und empfiehlt genannte Herrn für gefällige Aufträge hiemit bestens."