Heute fiel mir ein FAZ-Artikel aus dem Jahr 1986 in die Hände. Titel: "Gegen Marx und Breithänder". Darin wird ein Buch des "Geheimdiplomaten" Hermann von Berg vorgestellt, der in den sechziger Jahren Berater des DDR-Politikers Willi Stoph (Vorsitzender des Ministerrats) gewesen ist. In der Unterzeile zu diesem Artikel heißt es:
»Ein ehemaliger Stoph-Berater hofft auf
Friedrich List zur Erlangung der deutschen Einheit«
Das Buch des Wissenschaftlers, der Mitte der achtziger Jahre die DDR verlassen durfte, rechnet ab mit dem "Marxismus-Leninismus" und mit dem "Elend der halb deutschen, halb russischen Ideologie". So weit, so gut, so weit nichts Neues. "Berg begnügt sich aber nicht nur mit Kritik, sondern macht Vorschläge, wie die beiden deutschen Staaten schließlich doch zusammenfinden könnten. Zu Recht verweist er auf die Bedeutung von Friedrich List, und er regt an, an allen deutschen Hochschulen auf überparteilicher Grundlage Friedrich-List-Komitees zu gründen.; aus ihnen soll eine "Volksbewegung für Frieden, Einheit und Freiheit" erwachsen. Der Zollverein im 19. Jahrhundert, von List inspiriert, habe, so Berg, funktioniert, selbst bei kriegerischen Konflikten. Warum solle solche Entwicklung nicht auch heute zwischen den beiden deutschen Staaten funktionieren. Fünfzig Jahre hätten die Siegermächte Zeit gehabt, eine demokratische und friedliche Lösung zu finden...
Berg schlägt vor, 1990 eine streng geheime Volksabstimmung in Deutschland zu organisieren. Ziel ist ein Friedensvertrag im Jahre 1995. In einer fünfjährigen Übergangsregelung von 1990 an soll eine Zoll-, Wirtschafts-, Währungs-, Paß- und politische Union vorbereitet werden. Ein friedlich vereinigtes Deutschland würde alle Grenzen garantieren, auf Angriffswaffen verzichten...«
Irgendwie ist es dann ja zu der Wiedervereinigung gekommen, friedlich, aber nicht geplant, sondern sehr spontan...
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