Dienstag, 9. Oktober 2012

Modell-Vorstellung 1963: Das Rathaus von Reutlingen

Klar, dass damals die Architekten von diesem Modell begeistert waren. Heute wird es als Bau der 60er Jahre immer noch in Fachkreisen gelobt - wegen seiner Sachlichkeit. Die Bürger haben sich daran gewöhnt - und die Stadtverwaltung entdeckt die Bausünden, die - wie kann das in der heutigen Zeit anders sein - vor allem Umweltsünden sind. Aber das konnte ja damals niemand wissen, weshalb man diese Fehler auch ohne Probleme zugeben kann. 
Bildertanz-Quelle: Sammlung Hermann Rieker

Kommentar von Hermann Rieker: "Das Ganze reizt natürlich zu einem Kommentar. Klar ist, dass heute dieser Gebäudekomplex an dieser Stelle nicht mehr errichtet werden würde. Man hat zwischen Rebentalstraße und Rathausstraße ein gewachsenes Wohngebiet (soweit es nicht bereits Richtung Marktplatz kriegszerstört war) durch eine Schneiße plattgemacht - aber das ist wichtig (dies sollten sich auch die von und zu Stadträte zu eigen machen) an dieser Stelle keine Plattenbauten, sondern ein - für sich genommen - qualitätsvolles Ensemble geschaffen, das erhaltungswürdig ist, aber sich am falschen Platz befindet. Z.B. die Grünanlagen in der aufgelockerten Bauweise - sie haben einfach keine Funktion und können von niemanden genutzt werden. Auch der Stadtwerkeflügel hat der gesamten Lederstraßenfrónt eine Wunde geschlagen, die bis heute weder geschlossen oder vernarbt ist. Das Ensemble selbst ist eines der besten Zeugnisse des Bauens der 60er Jahre, es gehört nicht abgerissen oder umgewidmet (Herr Stadtrat von und zu), sondern gepflegt und erhalten. Dass jetzt in Reutlingen noch eine Formaldehyd-Diskussion geführt werden muss, ist mir schleierhaft: eigentlich hätte dieses Problem bereits unter Gesundheitsminister Heiner Geißler um 1985 geklärt werden müssen. Hier hat eben die Verwaltung geschlafen. Der Bau des Rathauses mitten in der Stadt ist auch in zeitlicher Hinsicht ein Symbol für das Ende des Wiederaufbaus - gehen wir also mit diesem Symbol entsprechend um - Abreissen, Umwidmen, Einkaufszentrum daraus wird nichts -allenfalls ein weiterer sozialer Brennpunkt.
Hoffentlich ist der Kommentar nicht zu lang ."

2 Kommentare:

Hermann hat gesagt…

Das Ganze reizt natürlich zu einem Kommentar. Klar ist, dass heute dieser Gebäudekomplex an dieser Stelle nicht mehr errichtet werden würde. Man hat zwischen Rebentalstraße und Rathausstraße ein gewachsenes Wohngebiet (soweit es nicht bereits Richtung Marktplatz kriegszerstört war) durch eine Schneiße plattgemacht - aber das ist wichtig (dies sollten sich auch die von und zu Stadträte zu eigen machen) an dieser Stelle keine Plattenbauten, sondern ein - für sich genommen - qualitätsvolles Ensemble geschaffen, das erhaltungswürdig ist, aber sich am falschen Platz befindet. Z.B. die Grünanlagen in der aufgelockerten Bauweise - sie haben einfach keine Funktion und können von niemanden genutzt werden. Auch der Stadtwerkeflügel hat der gesamten Lederstraßenfrónt eine Wunde geschlagen, die bis heute weder geschlossen oder vernarbt ist. Das Ensemble selbst ist eines der besten Zeugnisse des Bauens der 60er Jahre, es gehört nicht abgerissen oder umgewidmet (Herr Stadtrat von und zu), sondern gepflegt und erhalten. Dass jetzt in Reutlingen noch eine Formaldehyd-Diskussion geführt werden muss, ist mir schleierhaft: eigentlich hätte dieses Problem bereits unter Gesundheitsminister Heiner Geißler um 1985 geklärt werden müssen. Hier hat eben die Verwaltung geschlafen. Der Bau des Rathauses mitten in der Stadt ist auch in zeitlicher Hinsicht ein Symbol für das Ende des Wiederaufbaus - gehen wir also mit diesem Symbol entsprechend um - Abreissen, Umwidmen, Einkaufszentrum daraus wird nichts -allenfalls ein weiterer sozialer Brennpunkt.
Hoffentlich ist der Kommentar nicht zu lang

Raimund Vollmer hat gesagt…

Der Kommentar ist wunderbar - ich werde ihn in die Story selbst einbauen.