Der Metzger, das Museum und der Knabe
Nachdem unser amerikanischer Freund Rolf, der Wannweiler Wurzeln hat, unseren gestrigen Beitrag über den Listplatz gelesen hatte, erinnerte er sich an seine Jugend und Kindheit. Innerhalb oder in der Nähe des Hotels (ob er damit das Parkhotel meinte oder den Kronprinzenbau, 1945 zerstört, ist nicht ganz klar, wird er aber uns bestimmt noch mitteilen) gab es einen privaten Club, der Museum hieß. Dieses Lokal hatte einen Vertrag mit dem Metzger Kern in Wannweil, den es auch heute noch dort gibt. Jeden Sonntagmorgen sollte der Fleischermeister Paul Kern das "Museum" mit frischem Aufschnitt versorgen. Als Nachbarskind zu der Metzgerei hatte Rolf den Job, die Aufschnittplatten von Wannweil nach Reutlingen zu bringen.
So bestieg er allsonntäglich sein Fahrrad und brachte die Ware zum Museun. Und nachdem alles gerichtet war, wurde Rolf von einer älteren Dame, die dort das Frühstück aufbereitete, in die Küche gebeten, wo er eine Tasse Kaffee bekam und etwas Gebäck. Hinzu kam natürlich auch noch eine Entlohnung durch Metzger Paul Kern. Der bezahlte ihn in Reichsmark, was darauf schließen lässt, dass es sich noch um das Kronprinzenhotel gehandelt haben muss. Denn das Parkhotel entstand erst zu D-Mark-Zeiten.
So bestieg er allsonntäglich sein Fahrrad und brachte die Ware zum Museun. Und nachdem alles gerichtet war, wurde Rolf von einer älteren Dame, die dort das Frühstück aufbereitete, in die Küche gebeten, wo er eine Tasse Kaffee bekam und etwas Gebäck. Hinzu kam natürlich auch noch eine Entlohnung durch Metzger Paul Kern. Der bezahlte ihn in Reichsmark, was darauf schließen lässt, dass es sich noch um das Kronprinzenhotel gehandelt haben muss. Denn das Parkhotel entstand erst zu D-Mark-Zeiten.
Danke, Rolf. An dieser Anekdote werden sich sicherlich unsere Experten wieder die Zähne ausbeißen und über das Museum herumrätseln. Wetten, dass wir den ein oder anderen Kommentar bekommen?
Hermann schreibt:
»Das Ganze ist etwas schwierig, denn die Museumsgesellschaft e, V. existiert nicht mehr in Reutlingen; das Vereinslokal befand sich nach meinen Recherchen in der Karlstr. 5 und dürfte das Eckhaus Liststraße/Karlstraße gewesen sein, das im Krieg zerstört wurde. Der Verein und seine Mitglieder waren dem gehobenen Bürgertum der Stadt zuzurechnen, ich vermute sogar, dass man nicht einfach Mitglied werden konnte, sondern zur Mitgliedschaft eingeladen wurde. Vorsitzender war u. a. (1928) der der Kaufmann Benno Knapp und Kassier war der Fabrikant Gminder-Arnold. Der Verein konnte wohl der Gleichschaltung durch die NSDAP entgehen, noch 1937 war der der hochangesehene Fabrikant Karl Finckh Vorstand und der Rechner (Kassier) war Walter Weisert (vermutl. Möve-Werk). Nach 1945 wurde das Gebäude nicht mehr aufgebaut, sondern wie das Kronprinzareal mit dem Parkhotel der Hotel AG (Aktionäre waren Reutlinger Industrielle) bebaut. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich irgendwann einmal gelesen, dass die Reutlinger Museumsgesellschaft sich unter das Dach der Tübinger Museumsgesellschaft "geflüchtet" hat. «
Sven Föll schreibt:
Lieber Raimund, ich kann noch was zur Museumsgesellschaft beisteuern: Sie wurde 1818 gegründet und befand sich ursprünglich im alten Salemer Pfleghof (später Nürtingerhof). Deswegen dort auch die Museumsstraße. 1843 kaufte die Ges. das Kronprinzenareal und zog dort hin. Viele Grüße Sven
Hermann schreibt:
»Das Ganze ist etwas schwierig, denn die Museumsgesellschaft e, V. existiert nicht mehr in Reutlingen; das Vereinslokal befand sich nach meinen Recherchen in der Karlstr. 5 und dürfte das Eckhaus Liststraße/Karlstraße gewesen sein, das im Krieg zerstört wurde. Der Verein und seine Mitglieder waren dem gehobenen Bürgertum der Stadt zuzurechnen, ich vermute sogar, dass man nicht einfach Mitglied werden konnte, sondern zur Mitgliedschaft eingeladen wurde. Vorsitzender war u. a. (1928) der der Kaufmann Benno Knapp und Kassier war der Fabrikant Gminder-Arnold. Der Verein konnte wohl der Gleichschaltung durch die NSDAP entgehen, noch 1937 war der der hochangesehene Fabrikant Karl Finckh Vorstand und der Rechner (Kassier) war Walter Weisert (vermutl. Möve-Werk). Nach 1945 wurde das Gebäude nicht mehr aufgebaut, sondern wie das Kronprinzareal mit dem Parkhotel der Hotel AG (Aktionäre waren Reutlinger Industrielle) bebaut. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich irgendwann einmal gelesen, dass die Reutlinger Museumsgesellschaft sich unter das Dach der Tübinger Museumsgesellschaft "geflüchtet" hat. «
Sven Föll schreibt:
Lieber Raimund, ich kann noch was zur Museumsgesellschaft beisteuern: Sie wurde 1818 gegründet und befand sich ursprünglich im alten Salemer Pfleghof (später Nürtingerhof). Deswegen dort auch die Museumsstraße. 1843 kaufte die Ges. das Kronprinzenareal und zog dort hin. Viele Grüße Sven
3 Kommentare:
Das Ganze ist etwas schwierig, denn die Museumsgesellschaft e, V. existiert nicht mehr in Reutlingen; das Vereinslokal befand sich nach meinen Recherchen in der Karlstr. 5 und dürfte das Eckhaus Liststraße/Karlstraße gewesen sein, das im Krieg zerstört wurde. Der Verein und seine Mitglieder waren dem gehobenen Bürgertum der Stadt zuzurechnen, ich vermute sogar, dass man nicht einfach Mitglied werden konnte, sondern zur Mitgliedschaft eingeladen wurde. Vorsitzender war u. a. (1928) der der Kaufmann Benno Knapp und Kassier war der Fabrikant Gminder-Arnold. Der Verein konnte wohl der Gleichschaltung durch die NSDAP entgehen, noch 1937 war der der hochangesehene Fabrikant Karl Finckh Vorstand und der Rechner (Kassier) war Walter Weisert (vermutl. Möve-Werk). Nach 1945 wurde das Gebäude nicht mehr aufgebaut, sondern wie das Kronprinzareal mit dem Parkhotel der Hotel AG (Aktionäre waren Reutlinger Industrielle) bebaut. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich irgendwann einmal gelesen, dass die Reutlinger Museumsgesellschaft sich unter das Dach der Tübinger Museumsgesellschaft "geflüchtet" hat.
Danke, Hermann. Wie immer ist auf Sie verlass.
Looking at the new photo (Tuesday, July 23), I am almost positiv that the "Museum" was located to the left of the List Denkmal.
I do have some very happy memories about the Parkhotel too. Spent some "Quality" time there in the Autumn of 1966
and Summer of 1967, with two other "Tankers" from Camp
Braconne in France.
Also remember Mittagessen at the "Harmonie" with three lovely young ladies from Reutlingen.
Ah, the carefree times for three GIs in Reutlingen!
Kommentar veröffentlichen