Raimund Vollmer
Mutmaßungen von Frau Kurz: Kommt bald McDonalds?
Vor kurzem erst hat die SEPA, die Entwicklergesellschaft, die den Teilabriss der Katharinenstraße durchführen möchte, eine Fotomontage veröffentlicht.
Man sieht den Entwurf für den Neubau an der Katharinenstraße 10.
Auf den ersten Blick wirkt das recht nett. Auf den zweiten Blick sieht man, dass der historische Brunnen um etwa acht Meter vom Gebäude "wegretuschiert" wurde. Die fünf Neubauten passen sich einzig und allein durch ein Satteldach an die Altstadt an. Die Geschosshöhen, die monotone Fassade, stimmen jedoch nicht mit dem Altstadtbild der Katharinenstraße überein. Der Übergang des Neubau-Entwurfs zum Knödler-Verlagsgebäude wirkt, als wolle sich der Neubau über die Altstadt "lustig machen": Sämtliche Details der Altstadtgebäude werden ignoriert.
Die Nutzung ist auch noch nicht klar. Keiner weiß, welche Händler dort einziehen werden.
Deshalb wurde eine gedankliche Fotomontage erstellt:
Die Gebäude sind viel höher als der Bestand.
Wenn man sich mit der künftigen Nutzung des Projekts K 8 beschäftigt, muss man folgendes feststellen: Es sollen etwa 4.200 Quadratmeter für Ladenfläche bereitgestellt werden, für nur fünf (!) Einzelhändler. Das macht pro Einzelhändler eine Fläche von etwa 840 m2. Diese Flächen können sich vermutlich nur "Ketten" oder Franchise-Nehmer leisten. So abwegig dürfte dann die Darstellung mit einer Fast-Food Kette nicht sein. Und: Wer geht denn da noch auf den Marktplatz, wenn man auf 4.200 Quadratmeter Einkaufsfläche shoppen kann?
Der Geschäftsführer von Krams Immobilien bemängelte kürzlich in einem Leserbrief im Wochenblatt "die niedrigen Geschossdecken des Gebäudes Katharinenstraße 10" (ehemalige Knödlersche Buchhandlung). Zudem "sei das Gebäude nicht denkmalgeschützt." Daher wiederum "sei der Abriss möglich".
Ich finde: Wenn man so argumentiert, muss man fast die gesamte Altstadt Reutlingens abreißen, denn an fast allen Gebäuden sind die Geschossdecken niedrig, und etwa 90 Prozent der Altstadtgebäude sind NICHT denkmalgeschützt. Trotzdem leben in unserer Altstadt Menschen. Sowie sie das übrigens auch in Tübingen tun - dort sind die Geschosshöhen teils noch niedriger.
Gebäude können trotzdem stadtbildprägend sein. Und das ist vor allen Dingen das Gebäude Katharinenstraße 10, siehe Bild.
(c) Fotografie: Markus Niethammer 2013. |
Bild: Katharinenstraße 10, Bildmitte/rechts.
Das besondere an der Katharinenstraße ist, dass der Platz zwischen Juw. Lachenmann, dem Brunnen und dem Gebäude Knödlerstraße 10 "stadtbildprägend ist" und identitätsstiftend. Das heißt, sie geben der Straße ein unwiederbringliches, einzigartiges Gesicht. Man sieht sozusagen den Platz und weiß: "Das ist die Katharinenstraße in Reutlingen". Egal, ob Sie eine alte Postkarte aus den 50er Jahren oder ein neues Foto der Straße sehen: Sie erkennen diese Straße sofort. So etwas ist einzigartig, weil diese Platzansicht über mehrere Jahrhunderte gewachsen ist, und weil diese Ansicht beim Betrachter sofort ein "Ort" assoziiert wird.
Das möchten wir jedem Stadtrat Reutlingens wirklich ans Herz legen: Erhaltet die stadtbildprägenden Orte in Reutlingen - die gibt es nämlich nur einmal auf der ganzen Welt!
M. Kurz
4 Kommentare:
Welche Klischees wollen Sie mit dieser Fotomontage bedienen? Es wäre besser der Bildertanz bliebe bei dem was er wirklich gut kann. Die Plattform die hier der Architektin Frau Kurz geboten wird scheint mir doch ziemlich übertrieben zu sein.
Der jugendliche "Gangster mit Migrationshintergrund" im Vordergrund sollte unbedingt noch mit einem gezügten Messer ausgestattet werden! Aber das lässt sich bestimmt noch mit Photoshop leicht nachbessern.
@anonym1: Wer mit ebenso Engagement eine andere Position vertritt, dem wird nicht minder viel Freiraum zugestanden. Deswegen: Bloß kein Neid. ;-)
Gott bewahr!
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