Freitag, 15. April 2016

Das Rathaus inmitten eines Sammelsuriums

Von Raimund Vollmer
Als vor 50 Jahren das Rathaus zu Reutlingen eingeweiht wurde, da stellte dieses neue, nach modernen (Kunst-)Kriterien erbaute Gebilde keinen Stilbruch dar. Denn der Marktplatz war längst zu einem Sammelsurium verkommen. Im Vergleich dazu wirkt das Ensemble heute geradezu harmonisch - möchtest Du meinen. Doch dann - beim Bildvergleich - stellst Du fest, dass es reine Gewöhnungssache ist. Das Sammelsurium ist immer noch da. Das "Epochemachende", vor allem das Rathaus, ist nur längst dem Alltag zum Opfer gefallen. Es ist nicht mehr gewöhnungsbedürftig. Es fällt nicht mehr auf. Vielleicht ist es vor diesem Hintergrund ganz gut, dass es unter Denkmalschutz steht. Denn sonst könnte man ja auf den Gedanken kommen, wieder etwas "Epochemachendes" dort hinzustellen. Oder aber ist dieses Sammelsurium inzwischen so robust, dass es alles verkraften würde?
Martin Klaus, damals ein Schüler, hatte um 1965 herum die einzigartige Chance von der Baustelle aus, dieses Foto zu machen. Hier sieht man besonders deutlich das Durcheinander, in dem vor allem Flachdächer dominierten. Da hatte die Kreissparkasse mit ihrem Bau schon lange vor dem Krieg und dessen zerstörerischer Wut den Standard gesetzt. Das aktuelle Bild ist gleichsam die genau entgegengesetzte Aufnahme zu der von Martin Klaus.

Bildertanz-Quelle:RV (aktuell), Martin Klaus (historisch)

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