Mittwoch, 28. Dezember 2016

Katrin Korth und Stadt Reutlingen trennen sich...

... im gegenseitigen Einvernehmen, heißt es heute im Schwäbischen Tagblatt. Dr. Korth war stellvertretende Leiterin des Tiefbauamtes der Stadt Reutlingen. Gegen eine Abmahnung, die sie für eine Facebook-Äußerung über dienstliche Abläufe erhalten hatte, hatte sich Korth gerichtlich gewehrt, ohne dass es dort zu einer Schlichtung haben kommen können. Ohne eine Einigung wäre das vor Gericht öffentlich auszutragene Verfahren im neuen Jahr neu aufgelegt worden.

Die Stadt, die Kritik und die Courage

Eine unzeitgemäße Betrachtung von Raimund Vollmer
Als "Abmahnung" hatte jüngst der Bezirksbürgermeister von Betzingen, Thomas Keck, in öffentlicher Sitzung ein Schreiben durch Oberbürgermeisterin Barbara Bosch bezeichnet, in dem ihm mehr oder minder vorgeworfen wurde, in seiner Funktion als Bezirksbürgermeister nicht die Interessen der Stadt beim Thema Flächennutzungsplan in angemessener Form gewahrt zu haben. Thomas Keck hat diesen Vorfall öffentlich gemacht, nachdem das Schreiben der Oberbürgermeisterin auch den Fraktionsvorsitzenden der im Stadtrat vertretenen Parteien zugesandt worden war. Ihm war wohl auch vorgeworfen worden, dass er - als Bezirksbürgermeister - über die Presse seine von der offiziellen Seite abweichende Position über die Entwicklung eines neuen Flächennutzungsplan kundgetan habe.
Was soll man da denken? Auffällig ist es, dass in beiden Fällen die Abmahnung offenbar nicht auf inhaltlichen  Auseinandersetzungen basiert, sondern auf Verstößen gegen eher formale Regularien. Kritik an sich ist ja noch keine Verletzung der Treuepflicht, sondern eher deren Unterlassung sollte Grund für eine Abmahung sein. Dass das Gegenteil der Fall ist, also das Äußern von Kritik, macht uns Bürger umso hellhöriger.
Zur Kritik im Amt gehört Zivilcourage, die eigentlich eher unsere (als Bürger empfundene und zu äußernde) Anerkennung verdient. Da wird eine Abmahnung fast schon zu einer Adelung und ein Beleg dafür, wie notwendig Kritik ist. In beiden Fällen - sowohl bei Korth als auch Keck - hätte eine einzige selbstkritische Frage verhindern können, dass sich nun die Oberbürgermeisterin und ihr Topmanagement einer Diskussion ausliefern, die der Würde ihrer Ämter nicht mehr gerecht wird. Denn nun brodelt es vollends an den Stammtischen. 
Die wichtigste Frage, die sich die direkt gewählte OB und ihre indirekt gewählten Führungskräfte hätten stellen müssen und Ausruck äußerster Professionalität gewesen wäre, lautet: "Was haben wir, die oberste Führung, falsch gemacht, dass dies passieren konnte?" Die Beantwortung dieser Frage, die eigentlich zum Repertoire eines guten Managements gehört, hätte sehr schnell zu einer wirklich souveränen Vorgehensweise in beiden - aus Sicht der Verwaltung - missliebigen Fällen geführt. Niemand anders als Immanuel Kant hat unsere aufgeklärte Zeit als das "Zeitalter der Kritik" bezeichnet. Kritik ist unser Schicksal. Punkt. Sie ist meisdtens nicht angenehm, hilft auch nicht immer unbedingt weiter, schießt oft übers Ziel hinaus, kommt nicht immer auf geraden Wegen, ist aber tausendfach wertvoller als Schweigen. (Gerade wir Deutschen sollte dies wissen.)
Offensichtlich fehlt in der von Gutachtern ansonsten doch erschöpfend gepflegten Reutlinger Verwaltungsszene ein Berater, der das Topmanagement unserer Stadt vor sich selbst schützt.Solch ein Berater braucht aber genau das, womit sich diese Menschen an der Spitze irgendwie schwertun: Zivilcourage. Dabei steht doch die Oberbürgermeisterin mit ihrem Auskreisungsantrag selbst dafür - einmal selbstbewusst gegen den Stachel zu löcken.

Bildertanz-Quelle:(RV)

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja, die Causa Korth ist beispielhaft für so manches, was in der Reutlinger Stadtverwaltung so vor sich geht. Vorneweg kann man schon der Auffassung sein, dass Frau Korth die eine oder andere öffentlichkeitswirksame Angelegenheit etwas geschickter hätte handhaben müssen oder die Stadtoberen stärker einbinden müssen. ABER: man muss festhalten, dass Frau Korth soweit mir bekannt, nicht die erste Mitarbeiterin in dieser Position ist, die mehr oder weniger rasch versucht, Reutlingen wieder zu verlassen. Sie ist auch nicht die oder der zweite Mitarbeiter in dieser Position, die oder der rasch das weite sucht, auch nicht die dritte, sondern der vierte, der sich rasch absetzt - diesmal nur mit etwas mehr Getöse. Jedem noch so unbedarften ist doch klar, dass das Problem nicht eine Ursache hat, sondern deren mindstens zwei. Man munkelt, benennt, dass Frau Hotz (sie leitet dieses Dezernat) was Mitarbeiter anlangt, eine schwierige Führungskraft sei, in Sachen Personalführung die Führungskompetenz wohl oder übel nur in homöopathischer Dosierung in hoher Potenzierung vorhanden sei. Ich kann nicht erkennen, dass Frau Bosch hier eingegriffen hätte oder gar der Gemeinderat sich dieser Angelegenheit angenommen hätte. Der Weggang von Frau Korth ist für Reutlingen ein Verlust, man denke nur an die Arbeiten für die Fussgängerzone in der Oberamteistraße und um die Marienkirche. Gerade bei letzterer waren die Beschicker des Weindorfes des Lobes voll über Frau Korth. Ich meine zurecht.

H. R.

Anonym hat gesagt…

Küßt meinen Ring, Ihr Untergebenen.

Hansjörg Schrade hat gesagt…

Wozu Berater? Eine OB mit soviel Erfahrung sollte so einfache Dinge doch im Laufe ihrer langen Amtszeit gelernt haben.

Die Wahlbeteiligung bei ihrer Wiederwahl spricht Bände von der Resignation, der Langeweile in der Bevölkerung - nirgendwo ist erkennbar, daß Rathaus und Gemeinderat besonderes Interesse an der Einbindung der Bürger hätten; leider ist im Gemeinderat keine Opposition erkennbar, die auch die Vertragsverlängerung von Frau Hotz verhindert hätte.