1945: Eine soziale Tat, die im Geschichtsbuch der Stadt immer mit goldenen Lettern verzeichnet sein wird, ist die "Reutlinger Spende". Der Oberbürgermeister hat diese Spende ins Leben gerufen, damit die ausgebombten Bürger mit dem notwendigsten Hausrat ausgestattet werden können. Und wohl kein Appell an die Öffentlichkeit hat in den langen Jahren einen solch lebhaften und freudigen Widerhall gefunden. Aus allen Kreisen der Bevölkerung kommen die Gaben. Sie alle wollen helfen, denen helfen, die alles hergeben mussten
. Da spendet ein Bürger 10.000 Mark, weil sein Besitz durch das mutige Eingreifen der Männer am 20. April erhalten geblieben ist, von den Verwundeten aus dem Reservelazarett gehen 4000 Mark ein, ein Schumachergeselle sendet eine Spende und bemerkt: "Nun habe ich alles gegeben, was ich mir durch das 'Schustern' verdient habe." Die Reutlinger Spende wird zum Beweis rührender Hilfsbereitschaft. Von Fabrikanten kommen Einzelbeiträge, die in die Zehntausende gehen. Aber auch die Nachbargemeinden spenden. Aus Dettingen gehen 15.000 Mark ein, bei einer Haussammlung in Ohmenhausen werden mehr als 12.000 Mark gesammelt. Und zeugt es nicht von Begeisterung, wenn ein 10jähriger Reutlinger Junge den Kindern Kasperle-Theater vorspielt, um die wenigen Groschen Eintrittsgeld der "Reutlinger Spende" übergeben zu können. Ein Ehepaar lässt das Sparkassenbuch des gefallenen Sohnes überreichen: 15.000 Mark. Eine Tat der Liebe und der Hilfsbereitschaft, wie man sie sich schöner nicht denken kann, ein Zeugnis höchsten Edelmuts.«
Bildertanz-Quelle: Reutlingen - Neues Leben, 1955, "Aus Ruinen"
Erstveröffentlichung im Blog am 31. Dezember 2009
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