Mittwoch, 31. Januar 2018

Wo ist das Eninger Straßenbahn-Depot?

Was man in Stuttgart / Bad Cannstatt auch heute noch bewundern kann (siehe den vorausgegangenen Beitrag), haben Reutlingen und Eningen für immer verloren.

Ich habe heute versucht, in Google Maps das ehemalige Eninger Depot der Reutlinger Straßenbahn wiederzufinden. Wenn nicht das alte Bahnhofsgebäude als letzter Zeitzeuge der Straßenbahn-Ära noch vorhanden wäre, hätte ich wohl sehr schlechte Karten gehabt. Das Bahnhöfle steht da wie in eine andere Welt hinein versetzt.

Bildausschnitt aus Google Maps (leider keine gute Bildqualität)
Ich habe mich nun entschlossen, mir mein "eigenes Depot" der Reutlinger Straßenbahn zu erschaffen. Der Anfang ist gemacht: Die ersten fertigen Fahrzeuge als virtuelle 3D-Modelle sind der Triebwagen Typ A (Nummern 21-27) und der Beiwagen Typ B (Nummern 11-13), mit denen 1912 die elektrische Straßenbahn zwischen Reutlingen und Eningen eröffnet wurde. Die nachfolgenden Bilder zeigen jedoch im Wesentlichen deren Zustand nach der letzten Modernisierung.


Der gelbe Zug ist allerdings eine "Mogelpackung". Denn dieser Triebwagentyp fuhr ausschließlich in Reutlingen. Stuttgart hatte aber einen ähnlichen Fahrzeugtyp im Einsatz, der - wenn auch nicht ganz stimmig - hier als "Farbvariante" des Reutlinger Straßenbahnzugs dargestellt ist.

Bildertanz-Quelle:
Hans-Martin Hebsaker, München

Sonntag, 28. Januar 2018

Bad Cannstatt: Ein Depot für alte Straßenbahnen...

Da wird einem schon irgendwie anders...
Unsere Straßenbahn hätte das Cable Car von San Franz-Reutlingen  werden können...
 Etwas, was weder Metzingen noch Tübingen je gehabt hätten.
Bildertanz-Quelle:Raimund Vollmer (2018)

Samstag, 27. Januar 2018

Reutlingen - eine Stadt im Widerspruch (1)


Kapitel 1: Die Stadt der Solitäre



Eine unzeitgemäße Betrachtung von Raimund Vollmer

Es ist die schönste aller Städte, und es ist die hässlichste aller Städte. Es ist die Stadt der Schönfärber, und es ist die Stadt der Schwarzgerber. Es ist die Stadt der Gotik, die Marienkirche, und der Betonik, das Rathaus. Es ist die Großstadt an der wilden Echaz und der Dörfer an dem stillen Neckar. Es ist die Stadt der Widersprüche. Es ist Reutlingen, die Stadt zwischen Geist und Kommerz, die Stadt zwischen allen Stühlen. 
Es war auf dem Weg zur Markenauftaktveranstaltung am 16. Januar 2018, als mir schlagartig klar wurde, warum ich mich so schwer tue mit dieser Stadt. Sie ist voller wunderbarer Widersprüche, aber sie lebt sie nicht. Und das - nichts anderes - ist ihr Problem. 

Ich stand am ZOB, dem Zentralen Omnibus-Bahnhof, und schaute über die Echaz hinweg auf das Arrangement von Stadthalle, Bürgerpark und dem Krankenhäusle, diesem ziegelsteinigen Relikt aus längst vergangenen Bruderhaus-Zeiten. Hell erleuchtet strahlte die Stadthalle über das Dunkel des Bürgerparks  hinweg, dieser hüllte sich in winterliches Schweigen und das Krankenhäusle schaute traurig an sich selbst herunter. Wie ein Mauerblümchen. "Warum reden die nicht miteinander?", fragte ich mich. Ich denke noch kurz an die Wasserspiele, die im Sommer auch nur sich selbst beleuchten, an die graue Skaterbahn, die - bei nüchterner Betrachtung - etwas Ghettohaftes an sich hat, und an den Gerbersteg nebst "Zigeunerhäusle", dem man seit letzten Jahr junges Leben einhauchen möchte. Eine Konstellation ohne Konzept, murre ich in meinen grauen Bart. Aber schon sind die Gedanken nur noch Brei. Ich gebe mir einen Ruck und nähere mich den Toren der Stadthalle, die mir an diesem Abend trotz der 700 eintrittsfreien Gäste einsamer und verlassener denn je vorkam. 

Kein Platz für Bruddler: die Reutlinger Stadthalle

Aber der erste Eindruck täuschte. Drinnen herrscht allseits gute Laune, als sei sie das zukünftige Markenzeichen unserer Stadt: "Reutlingen - heiter bis ulkig" Das wär's doch. Du setzt Dich ins rechte Mittelfeld der Halle, hast die Arme verschränkt, weil es so am bequemsten ist und Du Deinen Nachbarn nicht ins Gehege kommt. Doch bald darauf solltest Du erfahren, dass dies die Haltung all derer ist, die eine ablehnende Haltung einnehmen. Und das - so der Wille der Macht an diesem Abend - möchte man ändern. 
So beginnt die köstliche Komödie, die uns das Werden einer göttlichen Marke schmackhaft machen soll. Wie bei dem italienischen Dichter Dante treten nun in der Stadthalle zu Reutlingen die verschiedensten Jenseitsführer auf. Sie alle sind angetreten, auch dem letzten Muffel (also mir) die schlechte Laune zu verderben. Ganz vorne steht da der Verseschmied Helge Thun, der uns aus der Hölle, dem "Biotop der Bruddler", wie es später unsere Oberbürgermeisterin Barbara Bosch nennen wird, geleiten soll. "Du musst auf einem anderen Wege gehen", sagt der römische Dichter Vergil bei Dante. Aber was Thun, Helge, "wenn du aus dieser Wildnis willst entfliehen", wie es in der 700 Jahre alten Komödie heißt? Mit verschränkten Armen geht das nicht, macht er uns klar. Er weiß wohl nicht, dass diese Haltung auch ein Zeichen des Wohlgefühls sein kann. Im Internet findest Du übrigens auch folgende Erklärung: "In Situationen, in denen wir von vielen Menschen umgeben sind, umarmen wir uns mit dieser Körperhaltung selbst, um uns ein Gefühl von Wohlbefinden zu vermitteln. Uns selbst zu umarmen, ist eine automatische Reaktion, um uns in gewissen Momenten etwas Nähe zu spenden." Und zwar sich selbst. So - wie es an diesem Abend die Oberen der Stadt ebenfalls mit sich selbst machten.
Was Thun, Helge? - Der Moderator auf dem Weg zur Marke...
Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich an diesem Abend vor allem die Stadtverwaltung und die Stadträte selbst umarmten. Eine Show wurde uns präsentiert, die ganz für sich war, sich selbst in die Arme nahm. Perfekt. In sich schlüssig. Abgekapselt von der übrigen Welt. Alles löste sich in Wohl- und Selbstgefallen auf. 
Solitäre unter sich und über uns: Das GWG-Gebäude
So wies uns der redselige Powerpointer Peter Pirck von der Brandmeyer Markenberatung aus Hamburg den Pfad durch das Fegefeuer des Markenbildungsprozesses, dem einzig wahren Weg im "Wettbewerb der Städte und Regionen". Sie wollen uns in ihrem Werben um "Fachkräfte, Studierende und Besucher" das Paradies auf Erden errichten. Und wie herrlich es sich da leben lässt, das improvisierten uns die "Wundertüten" Bernd Kohlhepp und Uli Boettcher. Alles war politisch und sprachlich korrekt. Alles war mit sich bestens konnekt.
Es war ein so schöner Abend, dass man gerne darüber hinwegsah, dass auf der Bühne nur ein einziger gebürtiger Reutlinger auftrat: unser aller Dodokay, der niemandem wehtut und einfach ein netter Kerl ist. Er war der einzige, der eine persönliche Schwäche zugab: "Ich kann nicht improvisieren". Das war so ehrlich, so jenseits aller Schauspielerei und Blödelei, so normal, dass man sich für einen kurzen Augenblick als Bürger dieser Stadt wiedererkannte - als jemand, der sein Bestes gibt, wohl wissend, dass es nicht perfekt ist. Der Entertainer, der nicht improvisieren kann - widersprüchlicher und sympathischer geht es nicht. 
Reutlingen - die Stadt der unerwiderten Eigenliebe?
Als ich Stunden später versuchte das zu reflektieren, was ich vorher in der Halle gehört und gesehen hatte, erfasste mich schon so etwas wie Melancholie. Über jedes der Gebäude und Plätze in unserer Stadt, über jede ihrer Institutionen und Individuen kann man trefflich streiten, muss man vielleicht sogar auch, aber am Ende bleibt das Gefühl: diese Stadt ist die Stadt der unerwiderten Liebe, ja man möchte diesen Widerspruch auf die Spitze treiben: Reutlingen ist die Stadt der unerwiderten Eigenliebe. Sie findet nicht zu sich selbst. Sie hat ihre Widersprüche isoliert, verkapselt. Sie gibt sich mehr, als sie sich nimmt. Und deswegen ist sie ein Stück Einsamkeit zwischen - sagen wir's doch, lassen wir's raus - Tübingen und Metzingen.
Sie ist die Stadt der einsamen Solitäre, die sie hegt und pflegt, aber die sie nicht zusammenkommen lässt. Und so werden die Gegensätze, wie in einem Shakespeare-Drama, immer stärker. Wie dort haben alle Figuren ein Eigenleben, das nichts mit dem des Autors zu tun hat - eben, weil es diesen einen Autor gar nicht gibt. Die Gegensätze wissen nichts voneinander, bleiben einsam. Und Reutlingen ist auch eine Stadt ohne Autoren, ohne Bürger. In Reutlingen zählen die Einwohner, die Konsumenten, die Autofahrer, die Fahrgäste, die Arbeitnehmer, die Studenten, die Wohnungssuchenden, ja sogar die Touristen (die es nicht wirklich gibt, aber uns wünschen). Wir teilen uns auf in unsere Funktionen - und dann wundern wir uns, wenn wir uns selbst nicht mehr zusammenbekommen. Wir sind eine kreuz und quer geteilte Stadt. 
Der Ledergraben zwischen uns
Auf dem Marktplatz stehen sich die Flachbauten der Finanzen und der Obrigkeiten den Giebelhäusern des Konsums stumm und starr gegenüber. In der Wilhelmstraße ist der obere Teil den inhabergeführten Geschäften gewidmet, der untere Teil hat sich den Kettenläden verschrieben. Eine Kommunikation findet nicht statt. Völlig neutralisiert und marginalisiert das Mittelstück, das nichts vermittelt und dessen größte Attraktion ein Buchladen ist.
Der fröhlich-frischen, mittelalterlichen Häuserzeile des Tübinger Tors stehen die Klötze und Schachteln der grauen GWG und des grünen Nordsterns in gelangweilter Arroganz gegenüber. Architekten aus allen deutschen Landen kämen nach Reutlingen, um sich diese Gebäude der Frostmoderne anzuschauen. Kein Wunder, dass sich immer mehr Städte im Wettlauf zu immer mehr Gleichheit befinden. Die totale Nivellierung als Ergebnis des zwischenstädtischen Wettbewerbs. Absurder geht's nimmer. Ist die totale Gleichschaltung auch das Ziel von Reutlingen, die Überwindung aller Gegensätze? Das darf es nicht sein. Im Gegenteil. Wir müssen unsere Widersprüche kultivieren. Weder Metzingen, noch Tübingen können das. Sie sind doch die Gefangenen ihres Erfolges.
Aber so darf es nicht sein: Die Katharinenstraße verschluckt sich geradezu an ihren Gegensätzen aus unbekümmerten Abrissen, leeren Baustellen und - echten Perlen. Doch diese Gegensätze dumpfen vor sich hin. Was könnte man selbst aus dieser - nur vorübergehenden - Situation alles machen? Mit ein bisschen Phantasie. 
Eine Zeile, aber keine Kulturmeile?
Und so geht es weiter. Wir haben die engen Gassen der Altstadt mit all ihren Verwinkelungen und dann die Vierspurer der Karl-, Eberhard- und Lederstraße. Wir haben im Hintergrund den majestätischen Albtrauf mit vorgeschalteter Achalm und Georgenberg und im Vordergrund die Reutlinger Ebene. Wir haben die weitläufigen Dörfer der Eingemeindungen und die engmaschige, hochverdichtete Kernstadt. Wir haben sogar - und dies sei jetzt mit Augenzwinkern formuliert - Städte in dieser Stadt: die "Gartenstadt" Orschel-Hagen und an der äußersten Peripherie von Stadt und Kreis sogar einen Ort namens "Mittelstadt", das so wenig Stadt ist wie zum Beispiel Düsseldorf ein Dorf ist.  
Wir haben seit neuestem einen richtigen Tunnel, der zwar weiß, wohin er führt, aber noch nicht so recht weiß, woher er kommt, bevor er im Scheibengipfel untertaucht. Und wir haben eine University, die sogar einen Weltruf genießt, als sei es das Harvard an der Echaz. Aber das Nachtleben findet weitgehend in Tübingen und Stuttgarter statt, die Kernstadt erreicht es nicht.
Die Reihe der Widersprüche ließe sich beliebig fortsetzen - und sie wird ja auch fortgesetzt mit der Errichtung von Hochhäusern, die als "Tore" euphemisiert werden, aber mit dem mittelalterlichen Charakter der alten Reichsstadt nichts, aber auch gar nichts  zu tun haben. Wir haben die angedachte Reindustrialisierung des Stadtgebietes durch ihre Dörfer, die das stillschweigend hinnehmen sollen und dabei selbst um ihre Identität kämpfen.
Aus all dem Wirrwarr, an dem Gutachten kräftig mitweben, soll nun eine Stadtmarke werden, in der alles Negative vernichtet und alles Positive verdichtet ist. Aber eigentlich gehören diese Widersprüche zusammen - und sie könnten sogar dieser Stadt vielleicht keine Marke, aber einen Charakter geben. Es könnte sogar ein in Deutschland einmaliger Charakter sein.
Man muss nur das andere umarmen.

Wer baut den Steg in die Zukunft? 

SERIE: STADT IM WIDERSPRUCH

Sonntag, 21. Januar 2018

DIE NEUE TONNE: "KUNST IST BÖSE"



Eine unzeitgemäße Betrachtung von Raimund Vollmer

Oder: Was wir uns hinter den Spiegel stecken sollten
Gehen wir ins Theater, weil uns das Gebäude so gefällt? - Kaufen wir Eintrittskarten, weil wir die Finanzierung des Theaters erleichtern wollen? - Muss ein Theater schön sein, um gute Aufführungen zu ermöglichen?


Eigentlich sollte das eine mit dem anderen nichts oder nur wenig zu tun haben. Und doch wird momentan das neue, funkelspiegelneue Theater der "Tonne" nur aus dieser Perspektive heraus geadelt und getadelt.
Dabei werden die Schauspieler, die hier - zusammen mit allen anderen Beteiligten  mit dem Regisseur, dem Dramaturg, den Technikern - ihr Bestes geben, bei jeder Aufführung alles daran setzen, dass wir vergessen, wo wir sind und wann wir sind. Sie wollen uns mit allem, was sie können, in ihr Stück hineinziehen. Alles ist dunkel, nur die Bühne leuchtet in ihre eigene Welt hinein. Für zwei Stunden wollen die Akteure unser Inneres zum Klingen bringen. Und wenn sie und das Stück, das sie spielen, wirklich gut sind, dann gelingt ihnen dies auch, egal, welche und wie viel Mittel ihnen zur Verfügung stehen. Das war immer der Anspruch der "Tonne". Das ist der Anspruch jedes Theaters. Und dieser Anspruch heißt letztlich Faszination und Aufmerksamkeit.
Aber darum geht es in diesen Tagen nicht. Es geht um Geld und Geschmack.
Es geht nicht um Kunst und Inhalte. Es geht nur um Form und Gestalt. So war es bei der Stadthalle, so ist es nun auch bei der neuen Tonne. Am Niveau der Württembergischen Philharmonie hat die nun fünf Jahre alte Stadthalle nur wenig geändert. Das war schon vorher sehr hoch. So sagen uns die Experten, die nun das, was sie hören, noch besser hören können. Das war uns Bürgern sehr, sehr viel Geld wert. Es hat auch nicht das Niveau der Comedians erhöht, die von auswärts kommen und ihre hiesige Fangemeinschaft um sich scharen. Die Spaßmacher fühlen sich angesichts der majestätisch wuchtigen Hallenkraft allenfalls ernster genommen.
Stadthalle und Tonne sind Prestigebauten, ob sie uns nun gefallen oder nicht, ob  uns das gefällt oder nicht. Wenn sie dann kritisiert werden, dann muss man das akzeptieren. Der eine gibt seinen Senf dazu, der andere übergießt alles mit Zuckerguss. Beides kann dann schon mal ziemlich ungenießbar sein. Aber ertragen muss man es  - eine Frage der Toleranz, aber auch ein Zeichen für Weltläufigkeit.
Viel, viel spannender ist derweil die Frage, was wird aus der Stadthalle, was wird aus der Tonne, wenn sich deren Charisma des Neuen veralltäglicht hat?
Dann zeigt sich erst die Qualität - nicht nur der Künstler, sondern auch des Publikums. Beide können, wie jüngst bei der Auftaktveranstaltung zum Markenbildungsprozess, in perfekter Harmonie zueinander stehen. Dieser Dienstagabend war eine gelungene Inszenierung des Reutlingens, wie sich die Stadt unsere Stadt wünscht. Alles unter Kontrolle.
Selbst die Kritik, die an diesem Abend vor allem eine Kritik an der Kritik war, besorgt man selbst.
Genau an diesem Punkt bröckelt die ganze Perfektion, zerspringt der Spiegel, den man uns vorsetzen möchte.
Wir erleben momentan eine Inszenierung, die außerhalb von Theater und Stadthalle stattfindet. Es ist die Inszenierung des Schönen, des Reinen und des Guten. Dabei wird alles, was anderer Meinung ist, mit kalter Verachtung bestraft. Um diese schöne, neue, heile Welt durchzusetzen, werden momentan alle medialen Kanäle genutzt.
Der Nachteil dieser Strategie ist, dass sie ihr eigenes Ziel vernichtet. So wird Reutlingen nie eine Großstadt. Vielleicht wird Reutlingen eine Marke, aber eine, von der jeder weiß, dass sie reines Marketing ist.
Marketing ist stets weit entfernt von dem, was man Kunst nennt. Marketing ist - im Gegensatz zum weitverbreiteten Vorurteil - noch nicht einmal kreativ. Es ist weit entfernt von dem, was - so dürfen wir erwarten - demnächst in der neuen "Tonne" alles zu sehen und zu hören sein wird. Hoffentlich muss nun, um den Aufwand zu rechtfertigen, die "Tonne" nicht dem Marketing geopfert werden. Es wäre das Ende der Kreativität und der Kunst.
"Kunst ist böse", heißt eine Vorstellung, die in den nächsten Tagen ihre Aufführung in der "Tonne" erleben wird. In Reutlingen muss sie mehr denn je böse - ja, im besten Sinne "böse"- sein, wenn sie uns weiterbringen soll. Oder müssen wir damit rechnen, dass der Tonne dasselbe Schicksal ereilt wie der Stadthalle, die mit ihrem Programm vor allen Dingen ein Ergebnis des Marketings ist?
Dann haben wir die zehn Millionen Euro zum Fenster hinausgeworfen.
Ich wünsche der "Tonne", dass hinter dem Spiegel stets viele, viele gute Ideen stecken -  und dass sie nicht die Auseinandersetzung mit uns, den Bürgern, scheut, sondern unseren Bürgersinn schärft für das Kritische, das meistens nicht das Gute, sondern das Beste will: Qualität statt Perfektion.  

Bildertanz-Foto: Roland Sedelmaier