Mittwoch, 11. Juli 2018

Telekom-Brand 1998: Sogar die Berliner Zeitung berichtete...



... ergaben Recherchen von unserem Sonderkorrespondenten Roland Sedelmaier. Wir sind so frei und zitieren die Meldung vom 6. August 1998 ganz einfach mal frechweg.

(Wiederholung und Aktualisierung unserer Veröffentlichung vom 14. Mai 2014)
NACH BRAND BIS ZU DREI WOCHEN OHNE FESTNETZTELEFON
Telefon-Chaos setzt Wirtschaft in Reutlingen zu

REUTLINGEN, 5. August. Es hätte das Szenario für einen Horrorfilm sein können und
wurde nun zur bedrückenden Realität: Nach einem Großbrand in einer Vermittlungsstelle
der Deutschen Telekom AG müssen die 110 000 Einwohner der Stadt Reutlingen bis zu
drei Wochen auf die Segnungen der modernen Telekommunikation verzichten. Der
"Telefon-GAU" droht nun, die Wirtschaft lahmzulegen. "Wenn Sie Ihrem Geschäftspartner
nicht erklären können, warum er Sie nicht erreicht, dann kann dies bei diesem negative
Assoziationen auslösen", fürchtet etwa Professor Dieter Barth, Hauptgeschäftsführer der
Industrie- und Handelskammer. Nicht in allen Fällen ist es der Telekom nämlich
gelungen, auf den defekten Anschluss eine erklärende Ansage zu schalten.
 
Die Wirtschaft stellte um auf Handy-Betrieb - und warb dafür im GEA.

Tatsächlich ist mit dem "physischen Tod der Vermittlungsstelle, der Mutter vieler anderer Töchter", so ein Telekomsprecher, ein Ereignis eingetreten, das es so in Deutschland noch nie
gegeben habe. Wenngleich das Unternehmen versicherte, sich gegenüber Privatkunden,
"sehr kulant" zeigen zu wollen, bleibt natürlich die Frage nach Schadenersatzansprüchen.
"Damit wollen wir uns jetzt noch nicht belasten", ließ der Krisenstab um den Reutlinger
Niederlassungsleiter Werner Petershand wissen "zunächst gilt Schadensbegrenzung und
die Notversorgung für wichtige Einrichtungen". Leih-Handys für den Notfall Unterdessen
wollen die Reutlinger und weitere am selben Ortsnetz hängende Orte möglichst schnell
wieder telefonieren. Bereits in der Nacht auf Montag wurden daher leihweise Handys
ausgegeben. Bis Mittwoch waren rund 3 000 Geräte unter die Leute gebracht. Bei der
Konkurrenz vom D2-Netz und bei Eplus stehen die Kunden schon Schlange. Die Zahl der
Handys ist aber nicht beliebig vermehrbar. Wenn das D-Netz auch noch
zusammenbrechen würde, hätte das im Notstandsgebiet Reutlingen fatale Folgen. Die
Telekom hat vorsichtshalber drei neue Sendeanlagen aufgebaut und so die Kapazitäten
Mobilfunk versechsfacht. Während große Unternehmen wie die Bosch-Gruppe oder die
Großspedition Betz mittlerweile wieder telefonieren können, traf das Unglück kleine
Geschäftsleute und den Einzelhandel mit voller Wucht. Telefonische Bestellungen können
sie nicht mehr aufgeben, Kundenzahlungen mit der EC-Karte funktionieren nicht mehr.
Immerhin bekamen Lotto-Annahmestellen mobile Funkboxen zugeteilt. Auch ist es
gelungen, die Geldautomaten der Banken zu großen Teilen wieder zu aktivieren. Ganz
dumm stehen in der Urlaubszeit die Reisebüros da. Last-Minute-Trips müssen die
Beschäftigten nun über Telefonzellen organisieren. Die mittelbaren Verluste, sagt IHKChef
Barth "wird jede Firma für sich selbst beziffern müssen". Ob dafür die Telekom
geradesteht, ist fraglich: Das Unternehmen verkündete bereits, daß es sich bei dem
Kommunikations-Gau in Reutlingen um ein "unabwendbares Ereignis gehandelt habe".
Die Telekonkarte, mit der sich die Telekom 
für unsere Geduld bedankte, sehen Sie hier

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

In welchem Jahr war der Brand nochmal - wir besitzen noch immer die damals erhaltene Telefonkarte, unbenützt! R.

Anonym hat gesagt…

Nix telefonieren nach Hause