Sonntag, 13. Dezember 2009

Adventsgeschichte: Illegal kennengelernt...

... aber legal geheiratet.

Diese Geschichte kam gestern abend per Email herein.
Solche Geschichten schreibt nur das Leben:
»Im Jahr 1946 sind mein Großvater und mein Vater zu Verwandten nach Sindelfingen, damals in der amerikanischen Zone, mit ihrem Auto gefahren und wollten abends natürlich wieder zurück nach Unterhausen. Es lag damals in der französischen Zone. Beide Male „natürlich“ ohne Passierschein.
Es kam, wie es kommen musste, und sie wurden festgenommen. Für eine Nacht wuerden sie in Tübingen eingesperrt. Knapp eine Stunde später wurden dort ebenfalls eine ältere und eine jüngere Frau für eine Nacht hinter Gitter gebracht. Sie waren ebenfalls mit dem Zug ohne Passierschein über die „Zonengrenze“ illegal eingereist.
Erfahren hatten das Geschehene mein Großvater und Vater dadurch, dass sie wohl in einer Zelle daneben untergebracht waren und daher eine Unterhaltung möglich war. So hatten auch erfahren, dass die ältere der beiden Frauen aus Pforzheim kam und und die Jüngere aus der Marburger Ecke gereist war. Sie wollte gemeinsam mit ihrer Tante ihren Bruder besuchen, der in Münsingen von den Franzosen als Kriegsgefangener eingesperrt worden war. Natürlich war es für die beiden Frauen alles andere als einfach. mit dem Zug von Tübingen nach Münsigen zu fahren.
Mein Großvater und mein Vater, die beide eigentlich ihr ganzes Leben lang stets hilfsbereit gewesen waren, entschieden, die hübsche junge Frau und ihre Tante mit dem Auto nach Münsingen zu fahren. Am nächsten Tage sind alle vier freigelassen worden, und so konnte die Reise wieder legal über Unterhausen nach Münsingen fortgesetzt werden. Aus diesem eintägigen „Gitteraufenthalt“ entstand zwischen den beiden jungen illegalen Grenzüberschreitern eine so tiefe Liebe, die dann im Jahr 1947 in einer Hochzeit in Unterhausen ihren legale Bedstätigung bekam.
Aus dieser Ehe sind sechs Kinder hervorgegangen.«

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