Ja, für Wolf-Rüdiger Gassmann gab es zwar schon 1992 den ZOB am Bruderhausgelände, wie er dann für 34 Millionen Mark errichtet wurde, aber beim Nachdenken über die neue Stadtbahn als Nachfolgerin der Straßenbahn, hatte er bereits das im Kopf, was gestern in Rommelsbach den Bezirksgemeinderäten des Nordraums und des Südraums (Bronnweiler) vorgestellt wurde: das Durchmesser-Prinzip.Die Stadtbahn umkreist die Innenstadt, um dann Richtung Pfullingen und Eningen, Betzingen und Markwasen, Altenburg und Mittelstadt abzubiegen. Nicht mehr das Rendetvout-Prinzip, wie es jetzt am Neuen ZOB praktiziert wird, soll künftig die Stadtbuslinien zusammenbringen, sondern eben dieses "Durchmesser"-Prinzip. Es besagt, dass die Busse gleichsam kreuz und quer durch ganz Reutlingen und Umgebung fahren, aber so getaktet sind, dass sie einander immer wieder an den Haltestellen der Gartenstraße berühren. Für Städte, die größer als 80.000 Einwohner sind, empfiehlt sich dieses Durchmesser-Prinzip, das in der nächsten Zeit uns noch sehr viel näher gebracht wird. Ähnliches hatte auch Wolf-Rüdiger Gassmann, unser Straßenbahn-Experte, vorgeschlagen. Die Gartenstraße war auch für ihn ein wichtiger Durchgangsbahnhof. Allerdings galt sein Konzept für die von ihm heißgeliebten Schienenfahrzeuge, die man früher Straßenbahn nannte. Im kleinen, vertrauten Kreis meinte gestern abend ein Stadtrat: "Ach, wäre doch die Straßenbahn nie eingestellt worden. Dann hätten wir heute bereits alles, was wir brauchen." Seltsamerweise war Reutlingen in den 90er Jahren bereits eine Stadt, die die 100.000er Marke gerissen hatte. Da fragt man sich, warum man dann doch ein Konzept realisiert hat, das gar nicht geeignet war, um den Personennahverkehr effizient und effektiv zu regeln. 34 Millionen Mark hat das - wie gesagt - gekostet. Da ist die Umstellung auf das neue Konzept geradezu spottbillig: drei Millionen Euro soll das kosten. Allerdings steigt auch der jährliche Zusschuss von 700.000 auf 3.230.000 Euro. Zwölf Millionen Fahrgäste zählt der RSV in seinen Bussen, acht bis zehn Millionen Fahrgäste hatte auch die Straßenbahn mit ihren vier Linien. Wahrscheinlich wird doch nur das Auto dem Auto Konkurrenz machen können. Alle 20 bis 25 Jahre hat die Stadt Reutlingen ihr Konzept umgestellt, so fundamental wie jetzt aber war es zuletzt 1974, meint Stefan Dvorak, Leiter des Amts für Stadtentwicklung. Es sei ein Systemwechsel. Es kann durchaus sein, dass das neue Konzept bereits in 20 Jahren als veraltet gilt, wenn selbstfahrende Taxis durch Reutlingen brausen, jederzeit an jedem Ort abrufbar. Die Frage ist dann nur: Stellt der RSV diese Fahrzeuge oder sind es Privatleute? Auf jeden Fall wäre es für eine richtige, kreisfreie Großstadt sehr, sehr sinnvoll, wenn sie sich schon heute mit den Möglichkeiten, die sich doch ziemlich deutlich abzeichnen, auseinandersetzt. Sonst kommt der Amerikaner Uber und erklärt nicht die Taxis zu einem A...(Raimund Vollmer)
Bildertanz-Quelle: Wolf-Rüdiger Gassmann (Karte mit Markierungen)
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