... denn ein Platz, auf den die Reutlinger stolz sein werden, den sie lieben werden, der sie träumen und leben lässt, der dem 21. Jahrhundert Raum geben wird, wird das kaum, wenn man auf die Ideen eingeht, die jetzt an ein Planungsbüro weitergegeben wurden. Für Skater kann es ein Paradies werden, ganz bestimmt. Und die darf man jetzt auch nicht mehr enttäuschen. Aber wer das Bild von den Wasserspielen sieht, wie es der GEA heute veröffentlicht hat, der ahnt, was da kommen wird, jene Öde, die vor 150 Jahren der französische Dichter Charles Beaudelaire in seinem Gedicht "Der Schwan" über die Veränderung seiner Stadt, Paris, schrieb. "Paris wird anders, aber die bleibt gleich: Melancholie. Die neue Stadt, die alte, mir wird's ein allegorischer Bereich. Und mein Erinnern wuchtet wie Basalte." (aus dem Kopf zitiert nach Walter Benjamin, das Buch muss ich erst noch im Regal suchen. Die Übersetzung, die man im Netz findet, ist fürchterlich) (RV)
Bildertanz-Quelle: Raimund Vollmer
8 Kommentare:
Ein Begriff welcher mir in dieser Hinsicht zunehmend zuwider wird, ist der wenn von Modulen oder Bauabschnitten die Rede ist. Projekte aufzugliedern macht bei Stadtentwicklungskonzepten Sinn, wenn es darum gehen soll, das sich ein Viertel entwickelt oder nicht zu monoton wirkt. Hier dagegen trägt es den faden Beigeschmack von "schauen wir ob es wird, hinterher kann man immer noch die Notbremse ziehen". Und andererseits darf man als Bürger dann jahrelang mit halbgaren Projekten leben. Der Skatepark wird irgendwann folgen, danach ein Biergarten beim Hotel und das Krankenhäusle schlussendlich. Bis dahin planschen Kinder neben Autos und Baustellen im Wasser.
Das gestern auf dem Tagesplan stehende Buskonzept würde, dem Willen mancher Stadträte nach, in Anbetracht der hohen Kosten gleich auch in Modulen verwirklicht. Schlussendlich dreht in Reutlingen dann über x Jahre ein verstümmelter ÖVPN seine Runden, während für jeden neuen Abschnitt monatelange Sitzungen im Rathaus anstehen.
Danke für diesen Kommentar. Er macht sehr nachdenklich.
Wenn die Stadt eine Gelddruckmaschine hätte, könnte sie alle millionenschweren Projekte in einem Rutsch umsetzen. Beim Bürgerpark hat immer wieder der Gemeinderat aus Finanznot die Bremse reingehauen. Das hat mit "schaun mir mal nix" zu tun. Auch mich machen die meisten Facebook-Kommentare sehr nachdenklich.
Hallo,
die einen mäkeln, weil die neu gepflanzten Bäume noch nicht ausgewachsen sind - obwohl sie schon über ein halbes Jahr stehen
und den anderen geht anderes nicht schnell genug.
Was wäre wohl über den Bau des Kölner Doms so alles verfasst und verissen worden, hätte es da schon Internet gegeben, in dem man so schön anonym ablästern kann - für den Dom brauchte man dann doch auch 500 Jahre!
Gruß
Michael Staiger
Wunderbar, lieber Michael, was uns allen fehlt, ist das Denken in Projekten, die über unsere eigene Lebenszeit hinausgehen. So kommt es zu verstümmelten Projekten, die nicht nur das Projekt in seiner Ganzheit zerstören, sondern auch die Phantasie, in die man so lange einziehen könnte, wie das Projekt entsteht. Im übrigen: Wer heute den Kölner Dom besucht, hat nicht mehr das Gefühl, einen Sakrakbau zu betreten, sondern eine "Sehenswürdigkeit", ein Spektakulum. Der Aachener Dom ist da viel bedeutsamer (und meines Erachtens auch schöner). Da schwingt die Phantasie noch heute mit. WAS WIR BRAUCHEN, SIND PROJEKTE MIT PHANTASIE.
Mit Phantasie? Dann müssen die Verantwortlichen unbedingt Duplo essen, wie die einstige Fernsehwerbung versprach. Vielleicht hilt es ja.
Dass der Bürgerpark in Abschnitten gebaut wird, ist ja vor allem dem Geld geschuldet,denn 11 Mio € müssen auch erst einmal aufgebracht werden, aber auch der Tatsache, dass man bei solch großen Flächen schon aus Gründen des Bauablaufs zeitversetzt arbeiten muss. Was mich auch an Ihrem Foto verwundert, ist die selektive Betrachtung. Die Fläche war ein wenig ansehnliches Industriareal und um die neue Stadthalle herum war ein Platz gewünscht, auf dem Veranstaltungen stattfinden können, der Stadtteile verbinden soll und dessen Freifläche vielfältig für die Bürger/innen nutzbar sein sollte. Und natürlich braucht es Feuerwehranfahrtsflächen, Zufahrten für Tiefgaragen, Radwege. Mit diesen Randbedingungen kommt immer eine mehr oder minder befestigte Fläche heraus und die ist eben auch noch nicht fertig, sondern braucht idealerweise alle Bausteine. Doch Ihre Kritik am Kulturplatz, wie er jetzt realisiert wird, teile ich nicht. Es gibt eine ganz gute Gemeinderatsdrucksache (14/020/02) zu dem Thema, die zeigt, wie der Kulturplatz eigentlich aussehen sollte und wie er jetzt (zum Glück) wird. Und bei der Gelegenheit sei auch angemerkt, keiner der Fürsten, die heute so bewunderte Anlagen erschaffen leießn wie Schwetzingen, Wilhelmshöhe, Herrenhausen oder auch Sanssouci haben Ihre parks und Plätze so gesehen, wie wir heute. Es braucht Geduld, egal wie phantasievoll die Planung ist. Und in diesem Fall empfehle ich abwarten, zumindest einmal, bis der Kulturplatz fertig ist.
Liebe Frau Korth, das mit dem Abwarten ist so eine Sache. Es gab in Reutlingen einen sehr berühmten Stadthistoriker namens Karl Keim. Immer dann, wenn ein Gebäude mal wieder verschwunden war, beschrieb er dessen Geschichte - und jedermann wusste nun, was die Stadt verloren hatte. Zu spät. Und als man dann sah, was stattdessen kam, wurde das Gefühl des Verlustes noch größer. Ich kann mir schon vorstellen, dass unsere Bedenken, die ja nicht wenige Reutlinger teilen, jeden Planer, jeden Architekten, der etwas Neues machen möchte, ärgern. Damit muss der Planer leben, so wie wir später mit dem Geplanten.
Ich habe mich gefragt, ob ich wirklich schöne Plätze kenne - ja, ich kenne sie, aber nur dann, wenn sich Menschen da befinden. Sonst sind sie öd und leer. Vielleicht fühlen sich einsame Fürsten dort wohl...
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