Donnerstag, 2. Juli 2015

Mittlere Wilhelmstraße: Mehr als ein Jahrhundert liegen zwischen diesen beiden Bildern...

 ... und man fragt sich, welche der beiden "Fußgängerzonen" mehr das Gefühl von Heimat und Vertrautheit vermittelt. Wer für das untere Bild votiert, hat sich natürlich sofort selbstkritisch im Verdacht, dass er/sie zu nostalgisch sei. Aber ist es wirklich so? Ist es nicht eher der Wunsch nach einer Architektur, die nicht so gelackt ist, so klinisch, mit Häusern, bei denen man das Gefühl hat, dass sie unbewohnt sind. Die Wilhelmstraße - so ähnlich sie sich über mehr als 100 Jahre hinweg auszusehen scheint - ist heute eine Einkaufsmeile mit wechselndem Personal, wechselndem Publikum, wechselnden Geschäften. Als wir 2012 unsere Ausstellung machten, hatten wir in der unteren und mittleren Wilhelmstraße die größten Probleme beim Gewinnen von Geschäften. Es war nicht so, dass die Mitarbeiter in den Geschäften nicht mitmachen wollten, aber sie sahen keine Chance, ihre Marketingabteilungen irgendwo in Deutschland davon zu überzeugen, dass diese so etwas duldeten. Ob es demnächst anders wird? (Raimund Vollmer)
Bildertanz-Quelle:Raimund Vollmer (oben)/ vermutlich Stadtarchiv

1 Kommentar:

Michael Staiger hat gesagt…

Hallo Raimund,

ein bisschen viel "früherwarallesbesser",
denn den 100 Jahre alten Zustand gabs auch nicht umsonst.
Die "schöne" Architektur war nur machbar weil z. B. ...
. die Handwerker so unendlich viel weniger verdienten als heute
. die Brandschutzbestimmungen keine waren
. die sanitären Einrichtungen unbeschreiblich waren
. weil Behinderte zuhause bleiben mussten
....

Da ich fast täglich in der Innenststadt unterwegs bin - und das schon seit über 50 Jahren - kenn ich die Veränderungen schon, ob positiv oder negativ. Das meiste negative kommt natürlich von solchen "Kostenoptimierern", für die jede Schönheit oder Ausschmückung nur Geld kostet.
"Wechselndes Personal, wechselndes Publikum" ist natürlich maßlose Übertreibung - geh halt mal in die Läden und schwätz mit den Leuten wie lange sie schon da sind - also ich kenn da viele schon seit Jahrzehnten.
Trotz ständigem Wandel ist es für mich dennoch vertraut und Heimat.

Gruß aus Lichtenstein
Michael