Montag, 3. April 2017

Das Zitat des Tages (aber wer liest schon so etwas?...) Stadtkleid statt Dorfkleid

 Drei Generationen: Ganz vorne, nur noch angerissen, der englische Landhausstil des Gminderdorfs, dahinter die "Stadtkleider" der Moderne, die die Erdle-Häuser ersetzten, und, ganz im Hintergrund, die Sozialgiebelbauten der 50er Jahre. Die Bebauung Moserstraße,  ist ein Beispiel für Gentrifizierung, womit die Umwandlung eines eher sozial angelegten Wohngebietes (Eigentum von Bosch) in eins gemeint ist, das von betuchten Bewohner frequentiert wird - allerdings mit entsprechenden, völlig neuen Gebäuden. Der Berliner Architekt Stimmann nennt diese Art der Häuser "Stadtkleider". Gmindersdorf zeichnet indes wohl ein gründerzeitliches "Dorfkleid" aus - es heißt ja auch Gmindersdorf, dessen Häuser - woweit sie nicht unter Denkmalschutz stehen - in privater Hand sind. Vielleicht ist das der Grund. warum die  "Gentrifizierung" von Gmindersdorf selbst noch nicht erfolgt ist. 

»Straßen heißen 'Verkehrsflächen', Plätze 'Fußgängerbereiche'. Zur Planung und zum Bau gehören selbstverständlich die von Bundesgesetzen und den Bauordnungen der Länder vorgeschriebenen Standards des Energie- und Lärmschutzes, der Nachweis von Autostellplätzen und Ausgleichsflächen. Die Planung wird zuletzt als lokales Gesetz in einem Bebauungsplan mit einer ausführlichen Begründung festgesetzt. Auch dagegen wäre trotz der vielen zeitaufwendigen bürokratischen Regeln und Verfahren nichts einzuwenden, wenn wenigstens Quartiere mit schönen, von einzelnen Häusern gebildeten öffentlichen Räumen entstünden. Aber genau das ist regelmäßig nicht der Fall. Gebaut werden trotz bester Absichten auch der entwerfenden Architekten am Ende doch 'begehbare Anlagedepots' (Niklas Maak) in der Form von Siedlungen im Stadtkleid. Wer kann, zieht in gründerzeitliche Quartiere und treibt so die Gentrifizierung voran.«
Hans Stimmann, 
Architekt, Stadtplaner und früherer Senatsbaudirektor von Berlin, in der Frankfurter Allgemeine Zeitung Bildertanz-Quelle:Raimund Vollmer

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