Sonntag, 21. Mai 2017

Stattmilieu: Im Quartier der Schachteln







Sie haben nun das Sagen in unserer Stadt - die Flachdachbauten rund um die Stadthalle. Ob sie Reutlingen tatsächlich jenes Ambiente geben, das notwendig ist, um sich eine großstädtische Silhouette zu geben, ist sicherlich eine Frage, über die sich trefflich streiten lässt. Tatsache scheint jedenfalls zu sein, dass unser aller Goethe doch Recht hatte, als er mal meinte, dass die Architektur jene Kunst sei, die der Macht am nächsten stünde - sei es nun öffentliche oder wirtschaftliche Macht. Was verschwindet, was man jetzt oder in wenigen Jahren noch bitter bereuen wird, dessen Fehlen auch der neue Begriff des Quartiers nicht kompensieren kann, das ist der Begriff des Milieus. Ich glaube, dass ich da nicht ganz falsch liege, wenn ich behaupte, dass der Begriff des Milieus selbst bereits aus unserem Wortschatz verschwunden ist oder klinisch hinweggentrifiziert wird - und wir mit unserer Kritik an der Stadt hier im BILDERTANZ exakt dies meinen. Dem Ensemble der "Tonne", deren Neubau wir - Roland, Werner und ich - gestern besichtigen konnten, wird genau das fehlen - das Milieu der Planie. Das ist übrigens keine Kritik an der neuen "Tonne", die ja nun auch eine Schachtel ist - auch ihre Spiegelwand wird in ihrer tausendfachen Projektion der Umgebung uns das nicht widergeben können, was wir über alle rechteckig verpflasterten Plätze und Schachteln hinweg vermissen werden: eben dieses Milieu. Raimund Vollmer
 Bildertanz-Quelle: RV

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Paßt zur Endzeit.
So etwas Häßliches macht sich gut als eingestürzte Ruine.
Das Gerippe vom WTC sah auch gigantisch schön aus.