Dienstag, 26. September 2017

KULTURNACHT 2017: Wenn Reutlingen rockt (1)

Im Gerberviertel und Umgebung: DIE GIEBEL VON REUTLINGEN

Mehr als 1000 Jahre alt ist der Begriff "Giebel", meint die Wikipedia. Als ein "Fassadendreieck" bezeichnet das "Architektur-Lexikon" im Internet diese Häuserwand. Und so ist der Giebel auch vorherrschend in Reutlingen, das nach dem Großen Brand von 1726 und dem Bombardement am Ende des 2. Weltkrieges sich erneuern musste. Mit den Flachdächern, die vor allem ein Kennzeichen der Moderne für Funktionsbauten sind, bekamen die Giebeldächer eine mächtige Konkurrenz, die auch auf die Wohnhäuser übergegriffen hat. Bei den Bungalows - vor allem aber bei den Hochhäusern. Das Gerberviertel und die Kernstadt überhaupt ist bis heute eine Domäne der "Fassadendreiecke". Und wenn die archäologischen Recherchen in der Katharinenstraße beendet sind, werden dort, wo früher das Lichtspielhaus Kali uns in andere Welten entführte, wieder Giebelfassaden die neuen Häuser schmücken. Ohne den Versuch, in irgendeiner Form einen Hauch von Romantik und Mittelalter in die Bilder hineinzufotografieren, sind diese Aufnahmen entstanden. Einfach so wie sie sind, auch in ihrem kunterbunten Arrangement, wie es im Lauf der Zeiten entstanden ist. Diese Bilder geben Reutlingen nichts Typisches, aber das schaffen auch nicht die Flachdachbauten rund um die Stadthalle, auch nicht die Obere Wässere. Vielleicht ist dies das größte Manko, das 70 Jahre nach Kriegsende immer noch nicht behoben wurde: die vom Krieg geschundenen Städte sind im einfallslosen Wiederaufbau steckengeblieben. Es ist die Aufgabe der gegenwärtigen und zukünftigen Generationen dies nun zu korrigieren. "Stadtplanung", wie wir sie unter der Obhut einer von oben sanktionierten Bauleitplanung erlebt haben, braucht eine weitaus stärkere Bindung an das Leben (und nicht nur an die Funktionen) der Menschen. Bürgerbeteiligung ist gefragt, aber nicht als eine gönnerische Geste der Stadtverwaltung und der Stadträte. Bürgerbeteiligung ist kein Geschenk dieser Institutionen, sondern ein Recht - so unbestimmt es auch in seiner Konsequenz ist.  Raimund Vollmer











Bildertanz-Quelle:Raimund Vollmer

Montag, 25. September 2017

Ist Frau Bosch unsere Frau Merkel? Gedanken vor und nach einer Wahl



Bildtext: Wir sind mehr als nur Publikum. Wir entscheiden. Wir sind die Kulturmacht. Reutlinger beim Bildertanz der Kulturnacht am vergangenen Samstag im Spitalhof.

Eine unzeitgemäße Betrachtung von Raimund Vollmer

SO IST DAS: Die Bürger haben die Opposition gewählt. Nun haben sie diese im Bundestag gleich doppelt und dreifach. SPD, AfD und Die Linke.
SO IST DAS: Die Qualität einer Regierung definiert sich durch die Opposition. Letztere muss stark sein, damit sich die Regierung stark macht - für die Probleme der Bürger.
SO IST DAS: Opposition ist wichtiger als die Regierung. Egal, wie man zu den einzelnen Parteien steht, dies ist das Signal dieser Wahl an die Parteien.
Nun brechen wir diese drei Thesen mal herunter auf die Kommunalpolitik, bei der in Reutlingen in weniger als anderthalb Jahren die Wahl eines neuen Stadtoberhauptes ansteht. Frau Bosch ist unsere Frau Merkel, wobei sie ihr sogar um ein Jahr Amtszeit voraus ist, sich aber auch nur alle acht Jahre zur Wahl stellen muss.  
Bei der OB-Wahl in 2019 kann es am Ende nur eine(n) OB geben, wie es auch nur einen Bundeskanzler geben kann. Doch der OB wird direkt gewählt, nicht über die Mehrheiten in einem Parlament. Die Verlierer bleiben zudem außen vor, ihre Stimmen fallen komplett unter den Tisch. Nur wenn sie nicht schon im Stadtrat sitzen, haben diese sieglosen Gegenkandidaten die Chance auf Opposition. Oft kommen die Bewerber - so auch Barbara Bosch 2004 - von außerhalb und sind in der Regel Verwaltungsprofis. Sie sind in gewisser Weise Nomaden der Politik, die nach verlorener Schlacht weiterziehen. Herr Schulz als Gegenspieler zu Frau Merkel drängte zwar auch von außerhalb an die Spitze in Berlin, aber er gehört fortan dem Bundestag an - als Chef der größten Oppositionspartei (wenn es sich die SPD nicht noch einmal anders überlegt.)
Eine heimische Opposition können wir - zeitversetzt und in Fünf-Jahres-Intervallen - erst mit den Kommunalwahlen zum Gemeinderat als dem "Hauptorgan der Gemeinde" neu bestimmen. So will es die Gemeindeordnung. Und wir alle wissen aus dem gelebten Alltag unserer Gemeinden, dass es der Bürgermeister ist, der mit fast schon präsidialer Macht über alles wacht. Er ist der Vollprofi, unterstützt durch Dezernenten, die ebenfalls Vollprofis sind und - wie in Reutlingen - von außen kommen. Der Gemeinderat besteht aus Amateuren, Ehrenamtlern, die ihren Wohnsitz in der Gemeinde haben müssen und zumeist hier schon lange leben.
OB und Gemeinderat sind auf vielfältige Weise asynchron. Mit der Wahl zum Oberbürgermeister wählen wir nicht zugleich neue Konstellationen für die Opposition. Wir wählen unseren Präsidenten, der - weil direkt gewählt - ein hohes Maß an Unabhängigkeit besitzt.
Die Regierung ist eindeutig wichtiger als die Opposition. Ist das nun ein Zeichen von Stärke oder eher eins der Schwäche?
Weil eine Opposition, also ein veritabler Gegenkandidat, fehlte, war die Wahlbeteiligung bei der letzten OB-Wahl mit 25 Prozent sehr, sehr niedrig, beschämend niedrig und dem Amt, dem wichtigsten in unserer Stadt, nicht angemessen. Minderheit bildet Mehrheit, das ist nicht gut. Bei der Bundestagswahl waren es 75 Prozent Wahlbeteiligung - schon deshalb, weil es Alternativen gab. Von diesem Wahl-Angebot haben die Bürger gerne Gebrauch gemacht. Und die Bewerber haben gerne und mit vollem Einsatz mitgemacht, weil sie wussten, dass sie auch dann eine Chance zum Mitmachen haben, selbst wenn sie selbst nicht Bundeskanzler werden können.
Es wäre für Reutlingen eine riesige Bereicherung, wenn im kommenden Jahr eine oder gar mehrere Persönlichkeiten aus dem Gemeinderat bereit wären, sich als Kandidat für die Wahl zum Amt des Oberbürgermeisters aufzustellen. Es würde die Bedeutung des Stadtrates als "Hauptorgan der Gemeinde" (Gemeindeordnung) immens aufwerten. Es wäre einer echten Großstadt angemessen.
Es gibt diese Leute, die "OB" könnten. Ohne Zweifel. Selbst wenn sie ihre Chance gegen die Amtsinhaberin als nur gering einschätzen, der Versuch allein würde das politische Leben in Reutlingen enorm aufwerten. Und es muss doch der ganze Stolz unserer Amtsträger sein zu zeigen, dass hinter der OB-Wahl eine hohe Wahlbeteiligung steht. Und wir, die Bürger dieser Stadt, würden uns auch als Bürger fühlen, nicht nur als kalt zu verwaltende Einwohner, deren Bedeutung auf eine "Fragestunde" reduziert ist.
Es wäre der wichtigste Schritt zum Werden einer echten Großstadt, einer gelebten Großstadt. Es hätte mehr Wirkung als jeder Slogan, den man sich gerade geben möchte. Jeder würde wissen: "Reutlingen. Die Stadt, die lebt"

Bildertanz-Quelle: RV

Sonntag, 24. September 2017

Wahlergebnisse: Don't worry, be happy, Donth!

Wenn Sie wissen wollen, wie in Reutlingen gewählt wurde, hier sind die derzeitig aktuellen Ergebnisse: 
BUNDESTAGSWAHL 2017 IN REUTLINGEN (ERSTSTIMMEN)

BUNDESTAGSWAHL 2017 IN REUTLINGEN (ZWEITSTIMMEN)


Hier sind die Ergebnisse aus dem Landkreis 
Erststimmen

Zweitstimmen

SO WURDE GEWÄHLT IN REUTLINGEN (Stadt). 34,6 Prozent für Michael Donth (CDU), 16,7 Prozent für Rebecca Hummel (SPD), 16,4 Prozent für Beate Müller-Gemmeke (Grüne), 12,4 Prozent für Wolfram Hirt (AfD), 9,7 Prozent für Pascal Kober (FDP), 8,0 Prozent für Jessica Tatti (Die Linke). Die Wahlbeteiligung lag bei 75,2 Prozent. Leider ist die Wahlbeteiligung nicht aufgeschlüsselt nach Wahlbezirken, so dass es keine Hinweise auf das Verhältnis der Außenbezirke zur Stadtmitte gibt. Erststimmen. Einzweit Link weist auf die Zweitstimmen hin. Raimund Vollmer

Sieben Schwaben? Zwei tanzen auf jeden Fall aus der Reihe...

Wolfgang Kohla (dritter von links) ist nicht im "Ländle" geboren, aber hier aufgewachsen, Raimund Vollmer (ganz links) kam erst im Alter von 23 Jahren ins Ländle. Zwischen ihnen steht Thomas Deuschle, ein Reutlinger Ureinwohner. Die vier "Pupil 17" haben die Disc-Jockey- und Jugend-Scene der 70er Jahre während der Kulturnacht aufleben lassen. Da stehen Ralf & Ralf (Mitte), und Klaus & Claus.
Bildertanz-Quelle: über Ralf Knödler

Freitag, 22. September 2017

HEUTE ABEND NICHT NUR AUF DER LEINWAND....

... sondern auch IN ECHT DABEI sind diese beiden Zeitzeugen, wenn es ab 19.00 Uhr im Saal des Spitalhofs heißt: Bühne frei für den Bildertanz in der Kulturnacht. Wir freuen uns auf die Geschichten dieser beiden Reutlinger Urgesteine. Aber wir haben ja noch mehr drauf... 
Bildertanz-Quelle:

Donnerstag, 21. September 2017

Freitag, 15. September 2017

KULTURNACHT 2017: Aufbruch ins Chaos - die sechziger Jahre

Hier im Schwabenland, damit auch in Reutlingen, geriet die Welt in den sechziger Jahren nicht ganz so massiv in Unordnung wie in den Metropolregionen Frankfurt, Berlin, Hamburg und in den Großstädten an Rhein und Ruhr. Aber inspirieren ließen sich vor allem die jungen Menschen doch von all den Veränderungen, die sich im Umfeld der 68er Unruhen überall in Deutschland, in Europa, in den USA, sogar im sogenannten Ostblock zeigten. Der Terror, der vor allem von der RAF ausging (und mit Gudrun Ensslin seine schwäbische Tragik bekam), hat die Menschen hier genauso bewegt wie anderswo. Und die sogenannte "Springer-Presse", gehasst wie keine andere, aber auch gekauft wie keine andere, erregte die Gemüter. Die sechziger Jahre waren gesellschaftspolitisch gesehen der erste Vorläufer, Vorkämpfer der Globalisierung. Das zeigte sich auch in Musicals wie Hair, dessen Musik überall zu hören war, das modisch den Trend setzte. 


Bildertanz-Quelle:Archiv Raimund Vollmer

Donnerstag, 14. September 2017

REUTLINGER KULTURNACHT: Zeitsprung mit dem Bildertanz





Die geballte KulturMacht: Unser Programm im Spitalhof am 22. und 23. September 2017: Dort, wo bis Oktober 1974 die Straßenbahn ihre Haltestelle hatte. Hier geht am Samstag die Post ab - zwischen 19.00 Uhr und 01.00 Uhr... Mit Bildern, Filmen, Musik und Show - rund um Reutlingen, rund um die 50er und 60er Jahre. (Es darf gebildertanzt werden)

Ja, es ist ein gewaltiger Zeitsprung: vom 21. Jahrhundert mit seinen schnelllebigen Aufgeregtheiten hinein in eine Epoche, die gerade zwei Weltkriege zu verabschieden suchte. Wir stürzen uns in eine Zeit, in der das 20. Jahrhundert um seine Mitte kämpft. Wir sind in den fünfziger Jahren, wir sind in den sechziger Jahren. Wir sind in Reutlingen. Wir sind beim BILDERTANZ der Kulturnacht. Im Zentrum unserer Stadt. Im Spitalhof am Marktplatz. 
Zwischen 19.00 und 21.30 Uhr sind
Pettycoats & Pomade angesagt.
 Zwischen 19.45 und 22.45 Uhr sind
die Jitterbug Bites auf der Spitalhofbühne.
 Bildtext: Das wird rockig, das wird flockig - da kommt Stimmung auf: Zurück in die Zukunft der Nachkriegszeit zu Rock'n'Roll (Jitterbug Bites) und Pettycoats & Poma (Moni Francis & Buddy Olly) geht am Samstagabend im Spitalhof.



Es ist Samstag, 23. September 2017, 19.00 Uhr. Multimedial entfaltet sich auf drei Leinwänden die Welt der Nachkriegszeit - zusammengestellt aus Bildern, Filmen und Dokumenten, die allesamt aus Reutlinger Privatsammlungen stammen. Und dann wird der Zeitsprung plötzlich zu einer Liveshow, wenn die Gruppe The Jitterbug Bites den Bildern und Filmen ihren Rhythm 'n' Blues geben. Ein Dreiklang aus Musik, Bildern und Tanz. Mit dabei sind dann mit ihrer Comedyshow  "Pettycoat & Pomade" Moni Francis & Buddy Olly. 
Zwischen 22.45 und 01.00 Uhr
THE MAGICAL HISTORY TOUR
mit RETIRED SOON und Beatles-Beat


Bildtext: Retired Soon heißt diese Band, die vor allem die Zeit der Beatles wieder aufleben lässt. Am Samstagabend kommen noch sechs Bläser dazu, die uns so richtig in die sechziger Jahre und in die Magical History Tour hineinverzaubern...

Doch schließlich dröhnen die sechziger Jahre auf und verwandeln den späten Abend in eine Magical History Tour. Die Gruppe "Retired Soon" holt den Sound der Beatles zurück in unsere Zeit. Natürlich mischt sich auch der Bildertanz dort ein - und erinnert mit zeitgeschichtlichen Projektionen an all die Verrücktheiten dieser Dekade, in der wir noch mit der Straßenbahn durch die Wilhelmstraße fuhren, in der wir auf dem Mond landeten und der Meister der Pop-Art, Andy Warhol, versprach, dass eines Tages jeder Mensch einmal für fünf Minuten weltberühmt sein werde. 

Nun - der Bildertanz hat dieses Prophezeiung zu seinem Motto gemacht: "Zuhause sind wir weltberühmt". Wie dieses Zuhause, diese Heimat, in den 25 Jahren nach dem Krieg aussah, das zeigt uns zum Beispiel Alfred Betz, der uns mit seiner Schmalfilmkamera zur Quelle führt - zum Ursprung der Echaz und dann mit uns den Fluss entlang durch Lichtenstein, Pfullingen, Reutlingen nebst Betzingen, Wannweil bis zur Mündung nach Kirchentellinsfurt führt.

Die Aktion Bildertanz gibt es seit 2004 und wurde über viele Jahre gefördert  von der Volksbank Reutlingen. Aus rund 130.000 historischen Dokumenten und 80.000 aktuellen Fotos besteht die Sammlung, die eine Zeitspanne von 120 Jahren überspringen kann. Ergänzt wird sie um ein zeitgeschichtliche Dokumentation, die vor allem die Zeit seit Gründung der Bundesrepublik umfasst.

Initiator ist der Journalist Raimund Vollmer, der vor allem bei der täglichen Präsenz im Internet von engagierten Bürgern unterstützt wird. Dies sind insbesondere in Reutlingen Werner Früh und Roland Sedelmaier. Dazu gehört aber auch Georg Leitenberger, der - wie auch in der Kulturnacht - immer wieder Oldtimer-Fahrzeuge hervorzaubert, die stumme Zeugen dieser Epoche sind.  

 Freitag, 22. September 2017, 19.00 Uhr

STADTGESCHICHTEN:
WOLFGANG KOHLA
& THOMAS DEUSCHLE

 
Wolfgang Kohla: vom Berufsverbot ins Wirtshaus

Sprechende Zeugen gibt es auch - vor allem anderen: Denn am Vorabend der Kulturnacht, am Freitag, 22. September 2017, lassen wir - musikalisch begleitet von dem Duo "A little Swing" - bringen wir den nicht nur zuhause berühmtesten Gastwirte unserer Stadt auf die Leinwand: Wolfgang Kohla, der seine "Kaiserhalle" vor 40 Jahren eröffnete und unendlich viel zu erzählen hat. Der Bildertanz hat ihn vor die Kamera gesetzt und ihn genau das tun lassen: erzählen, erzählen, erzählen. Für Menschen, die Menschen zuhören können. Und für diese Menschen hat der Bildertanz auch noch die kleinen Geschichten eines Mannes, der vielen hier als Buchautor bekannt ist: Thomas Deuschle, ein echter Reutlinger aus der Kernstadt. Er erzählt seine Lausbubengeschichten.  
 
Thomas Deuschle: Von der Schule ins Freibad und in die Disco. Jugendszene der sechziger und siebziger Jahre.


Wer Lust hat, mehr Zeitzeugen zu hören, der kann von Dienstag, 26. September bis Samstag, 30. September, jeden Nachmittag zwischen 14 und 18 Uhr in einem 90-Minuten-Portrait rund 30 Menschen aus unserer Region lauschen, die uns erzählen, wie es war, als die Nachkriegszeit begann. Es sind teilweise erschütternde Erlebnisse, nicht schwermütig, sondern gütig zu dem eigenen Schicksal erzählt. Sie bilden ein wohl einzigartiges Dokument. Eingeleitet wird diese Reise durch einen filmischen Blick in ein Reutlingen, wie es war, bevor die Bomben fielen - so wie es nur noch wenige Bürger Reutlingens kennen. Und es gibt auch Erzählungen, die uns in die Wirtschaftswunderzeit entführen...

Die Eintrittspreise für alle Veranstaltungen der Kulturnacht sind 11 Euro im Vorverkauf, 13 Euro an der Abendkasse


Bildertanz-Quelle:RV

Dienstag, 12. September 2017

SZENEN EINER STADT: Wo Menschen Menschen sind...



Aus der Multimedia-Show des Bildertanzes anlässlich der Kulturnacht am 22. und 23. September 2017 im Saal des Spitalhofs. 

Bildertanz-Quelle:Julius Akermann

Montag, 11. September 2017

SZENEN EINER STADT: Reutlingen in den 50er Jahren




Aus der Multimediashow für die Kulturnacht 2017
Dem Fotografen Julius Akermann haben wir mehrere Bildstrecken gewidmet - zu sehen im Spitalhof am 23. September 2017 in unserer multimedialen Ausstellung. 
Bildertanz-Quelle: Julius Akermann

Serie: Menschen aus einer anderen Zeit (12)

Dieses Negativ geht zurück in eine Zeit, in der Technik und Kunst der Fotografie noch nicht zu allerhöchster Form emporgestiegen sind. Auf jeden Fall zeigt diese Frau ihren Reichtum, wie überhaupt die Bilder aus dem Fotoalbum von Friedrich Dittmar, der uns diese wunderbaren Dokumente überlassen hat, ein Zeugnis sind für eine eher wohlhabende, bürgerliche Familie. Irgendwie kann man sich an diesen Bildern gar nicht satt genug sehen - nicht deshalb, weil sie besonders schön oder meisterhaft sind, sondern weil sie uns blicken lassen in die Seele von Menschen, die noch nicht so medial "verformt" sind wie die unsrigen, denkt jedenfalls Euer Bildertänzer Raimund Vollmer und macht erst einmal einen Punkt. (Auf Wunsch wird diese Serie gerne fortgesetzt, aber ein bißchen Aufmunterung braucht's dafür schon.)
Bildertanz-Quelle:Friedrich Dittmar

Sonntag, 10. September 2017

Serie: Menschen aus einer anderen Zeit (11)

Dieses Foto, das beim Wasserfall von Triberg im Schwarzwald entstand, ist bestimmt nicht mit einem Handy gemacht worden. Der Fotograf hat eine Menge "Equipment" (deutsch: Ausrüstung) mit sich herumschleppen müssen, um diese beiden stolzen Herren aufnehmen zu können. Immerhin ist dieser Wasserfall der höchste in Deutschland. Dass man einen Wanderstock dabei hatte, war irgend wie damals selbstverständlich. Mein Großvater hat mir auch solch ein Stück Stock vermacht, erinnert sich Euer Bildertänzer Raimund Vollmer, aber noch nie - außer zu Verkleidungszwecken - benutzt. Den Stock hat mein Großvater aus den Vogesen mitgebracht, wo er als Soldat war. Im Weltkrieg, der so - zeigt's sichs eingeschnitzt - nur von 1914-1916 dauern würde. Kleiner Irrtum - mit verheerenden Folgen, die wir bis heute spüren. Manche Taten, manche Untaten haben jahrhundertelange Wirkungen, philosophiert sich Euer Bildertänzer in den Tag hinein - und hofft, dass er für alle ein Guter Tag ist.


Bildertanz-Quelle:Friedrich Dittmar

Samstag, 9. September 2017

Serie: Menschen aus einer anderen Zeit (10)

Da war dann schon Krieg, der Große Weltkrieg, wie er in der Weimarer Republik genannt werden sollte, bevor der noch viel größere und schrecklichere 2. Weltkrieg folgte. Der stolze Blick dieses jungen Mannes, sein fesches "Outfit", einem Begriff, mit dem er bestimmt nichts hätte anfangen, lässt jedenfalls darauf schließen, dass er von alledem nichts ahnte. Die leichte Arroganz, die etwas anmaßende Positur lassen darauf schließen, dass das Selbstvertrauen dieses jungen Mannes noch durch nichts erschüttert wurde - das ist vielleicht der Preis, den man zahlen muss, wenn man sich selbst zu sicher ist: Man kann sehr leicht erschüttert werden, dachte Euer Bildertänzer Raimund Vollmer beim Betrachten dieses Fotos.

Bildertanz-Quelle:Friedrich Dittmar

Freitag, 8. September 2017

Serie: Menschen aus einer anderen Zeit (9)


Wann genau dieser Herr auf sein Fahrrad gestiegen ist, wissen wir nicht. Auf jeden Fall hat der technische Fortschritt sein dem 12. Juni 1817 bereits seine Wirkung gezeigt. Damals, vor 200 Jahren
eilte Karl Freiherr von Drais mit seiner Laufmaschine von Mannheim aus in Richtung Schwetzingen nach Neckarau. Auf jeden Fall war dieser Herr auf unserem Foto schicker gekleidet als so mancher Radfahrer von heute, oder? Das fragt sich jedenfalls Euer Bildertänzer Raimund Vollmer.

Bildertanz-Quelle:Friedrich Dittmar

Donnerstag, 7. September 2017

Serie: Menschen aus einer anderen Zeit (8)

Dem Charme dieses Bildes muss man ganz einfach spontan erliegen. Drei wunderbare Menschen, denkt man. Ohne Arg. Ohne Boshaftigkeit. Leicht ironisch, der junge Mann. Aber auch dem Mädchen sitzt ein kleiner Schalk im Nacken. So ganz ernst - wie ihre Mutter - nimmt sie das alles nicht. Einfach nur wunderbar, denkt Euer Bildertänzer Raimund Vollmer. Oder was soll man sonst zu diesem Foto sagen?

Bildertanz-Quelle:Friedrich Dittmar

Mittwoch, 6. September 2017

Serie: Menschen aus einer anderen Zeit (7)

Meine Großmutter (Jahrgang 1999), die in diesen Tagen 118 Jahre alt geworden wäre, hatte aus der Kaiserzeit folgenden Spruch uns überliefert: "Links Lametta, rechts Lametta und der Bauch wird immer fetter." Dass mir dieser Spruch beim Betrachten dieses Bildes wieder einfiel, wundert ja nicht unbedingt, wenn man diesen älteren Herrn betrachtet, der sich da doch voller Stolz mit all seinen königlich-kaiserlichen Orden ablichten ließ, entschuldigt sich Euer Bildertänzer Raimund Vollmer. 

Bildertanz-Quelle:Friedrich Dittmar

Dienstag, 5. September 2017

Serie: Menschen aus einer anderen Zeit (6)

 Das wird sicherlich lange gedauert haben, bis das Arrangement dieses Familienfotos stand. Jeder bekam seine ganz genau Regieanweisung. Das war kein Selfie, das war ein Gemälde - ein Sittengmälde oder sollte man besser sagen: ein Sippengemälde. Egal, solche Fotos gibt es heute nicht mehr, oder? Das fragt sich jedenfalls Euer Bildertänzer Raimund Vollmer.

Bildertanz-Quelle:Friedrich Dittmar

Montag, 4. September 2017

Serie: Menschen aus einer anderen Zeit (5)

Man hört regelrecht, wie der Fotograf diese beiden Mädchen auffordert, sich in Positur zu bringen. Das Triko links erinnert an die frühere, genial einfache Ausstattung der deutschen Fußballnationalmannschaft. Soviel freie Werbefläche reizt natürlich jeden Marketingmann. Erfreuen wir uns also an diesen beiden Mädchen, die einfach nur für sich selbst und ihren Sport (Gymnastik?) standen, meint jedenfalls Euer Raimund Vollmer.

Bildertanz-Quelle:Friedrich Dittmar

Sonntag, 3. September 2017

Serie: Menschen aus einer anderen Zeit (4)

Der junge Mann in der Mitte wirkt schon etwas blasiert, obwohl das bestimmt nicht seine natürliche Haltung ist, so wie er da positioniert wurde. Das Schuhwerk ist sensationell. Das kam nicht vom Fließband der Firma Salamander, das war handgefertigt, wie überhaupt alles auf diesem Bild eher nicht aus der Fabrik kam. Wir machen uns inzwischen Gedanken darüber, ob irgendwann in unserem Jahrhundert sogar die Menschen aus der Fabrik kommen. Auf was treiben wir da zu? Sind unsere Kinder und Enkel die letzten ihrer Art, naturgeboren? Das fragt sich ein wenig ängstlich Euer Bildertänzer Raimund Vollmer. 
Bildertanz-Quelle:Friedrich Dittmar

Samstag, 2. September 2017

Die Stadt ohne Bürger



Eine unzeitgemäße Betrachtung von Raimund Vollmer

Dass Stuttgart irgendwie bei der Stadtplanung das heimliche Vorbild Reutlingens sein könne, war kürzlich eine Mutmaßung, die wir hier auf Facebook und im Blog in die Welt gesetzt haben. Heute fand das im Reutlinger Generalanzeiger seine erste Bestätigung. Denn dort wurde von einer Veranstaltung der Partei "Die Linke" berichtet, bei der zwei prominente Stadträte aus Stuttgart, Hannes Rockenbauch und Luigi Pantisano, über ihre Vision von einer "lebenswerten Stadt für alle" berichteten. 
Fast könnte man meinen: autofrei wie vor hundert Jahren, aber einen solchen freien Platz gab es da gar nicht. Bildertanz-Quelle: Raimund Vollmer (2016)
So lautet der Titel eines Zielbeschlusses, dem sich Stuttgart im Juli 2017 auf der Basis einer dünnen Mehrheit im Stadtrat verschrieben hat. Und etwas ähnliches schwebt nun auch den Linken im Reutlinger Stadtrat vor. Bebildert wurde der Bericht mit "gezeichnete(n) Visionen eines anderen Stuttgarts", wie es in der Bildzeile heißt. Und siehe da: Es ist genau dieselbe architektonische Öde, wie sie sich schon lange in der City unserer Landeshauptstadt abzeichnet und sich auch ganz allmählich in unserer kleinen Großstadt einnistet. Der Unterschied zu heute ist nur: Es  ist eine Öde ohne Autos, ohne Parkhäuser. Aber es sind immer noch dieselben Rasterfassaden. Die Straßen sind nicht mehr geteert, sondern in einer sterilen Kälte gepflastert, über die auch das schnurgerade gepflanzte Grün nicht hinwegtäuschen kann. Eine Stadt ohne Seele, eine Stadt wie überall, eine Stadt, die alles ist, nur nicht lebenswert. Es ist eine Stadt ohne Bürger. Den gibt es nicht mehr. Es gibt eigentlich nur noch Einwohner. Und der wird durch seine Funktionen definiert - wie überhaupt alles funktional gesehen wird. Plätze sind zum Verweilen da, nicht zum Leben. Straßen sind zum Gehen und zum Radeln da, nicht zum Leben. Was mit den Wohnungen geschehen, war - außer dass sie preiswert sein sollen - wenig zu lesen in dem GEA-Bericht. Wahrscheinlich wurde auch nicht viel darüber gesprochen. Stadtplaner, die beide Stuttgarter Stadträte von Berufswegen sind, haben es sowieso nicht mit dem Leben.

- Wenn Stadtplaner meinen, dass die autogerechte Stadt abgelöst werden soll durch die autofreie Stadt...

- Wenn Stadtplaner meinen, dass "Zufußgehende und Radfahrende" vor allem das Straßenbild bestimmen sollen...

- Wenn Stadtplaner meinen, dass Taxi, Bus und Stadtbahn schließlich die letzten verbleibenden innerörtlichen Mobilitätsprobleme lösen...

... dann scheint alles, was eine Stadt zu einer Stadt macht, sich auf die Funktionen zu reduzieren. Wir sind nur noch Fußgänger, Radfahrer oder Fahrgäste. Eine solche Stadt braucht vielleicht wirklich keine Autos mehr, aber sie könnte auch von Automaten bevölkert werden - von Robotern. Steckdosen zum Aufladen wird es in einer solchen smarten Stadt an jeder Ecke geben.

Allerdings scheinen die Stadtplaner auf dem Weg zur "Stadt aus der Steckdose" uns Bürger doch noch zu benötigen. Denn immer dann, folgt man der Sprachsetzung in dem GEA-Bericht, wenn es darum geht, die Ziele einer komplett autofreien Stadt durchzusetzen, fällt der Begriff "Bürger". "Mit Bürgerbegehren jagen" - so zitiert unsere Heimatzeitung Stuttgarts Stadtrat Rockenbauch - will man die Politik. Wie kommt man an diese "breite Bürgerunterstützung", wie sie offensichtlich in Stuttgart herrscht, fragte sich und seine Kollegen aus der Landeshauptstadt der Reutlinger Stadtrat Thomas Ziegler: "Wie habt ihr das gemacht?"

Eine gute Frage. Man brauche ein konkretes Projekt, war die Antwort - wie zum Beispiel dieses ganz, ganz große Ziel: die autofreie Stadt. Ja, und dann? Was dann?

Tja, da fühlte ich mich nach der Lektüre so verlassen wie die Menschen auf den Zeichnungen, mit denen der GEA Anschaulichkeit vermitteln möchte.