Samstag, 28. April 2018

Reutlingen - Stadt mit Ecken und Kanten


Alltagsbilder einer Stadt (28.April 2018 ) 

Ohne den Anspruch, Reutlingen besonders schön oder hässlich darzustellen, sind heute morgen diese Bilder entstanden. Innerhalb von anderthalb Stunden entstand so 244 Bilder der unterschiedlichsten Art. Dies ist also nur eine winzige Auswahl, die fast ebenso willkürlich ausgewählt wurden, wie sie auch entstanden. Sie sollen einfach nur eine ehrliche Momentaufnahme unserer Stadt sein - ohne Gedöns. Und dann - ja dann - bildete sich in mir die Vorstellung einer "Stadt mit Ecken und Kanten". Vielleicht wie jede andere Stadt auch, dann aber auf einzigartige Weise. So ist irgendwie auch der Charakter der Menschen hier. Reutlingen sei eine "ehrliche Stadt", meinte einmal Stadtrat Hagen Kluck. Warum versucht sie sich dann - in manchen Kreisen - selbst zu beschwindeln? 

Von Raimund Vollmer

Eckig und kantig - vielleicht trifft dies am ehesten den Charakter unserer Stadt und ihrer Menschen. Beide sind schon sehr eckig und kantig, und darin sind sie auch immer eine Überraschung. Man muss nur mal um die Ecke schauen - und schon zeigen sich ganz andere Kanten. Auf Zack wie ihre Giebeldächer sind sie auch die Reutlinger, wenn es darum geht den eigenen Vorteil zu nutzen, um dann aber alles auf die hohe Kante zu legen. Doppelt schaffen, doppelt sparen. Und dass sie schon mal mit ihrer etwas derben Art anecken, ist auch in Tübingen und Metzingen bekannt. Was sie nicht so mögen, sind die Schnellschwätzer, da kommen sie mit ihrer Art, über alles dreimal gründlich nachzudenken, manchmal nicht mit - anstatt es so zu nehmen, wie es ist. Spielerisch sind sie auch nicht veranlagt. Wenn man ihnen aufträgt ein neues Verfahren zu entwickeln, dann allerdings sind sie äußerst innovativ. Aber etwas ganz neu zu machen, das gelingt ihnen nie so richtig. Das trauen sie sich nicht. So wirkt manches dann doch nachgemacht, aber in der Regel besser und zu deutlich niedrigeren Kosten als das Original. Nur so richtig echt wirkt es nicht. Andererseits beweist es ihnen selbst, dass ihnen niemand voraus ist. Beruhigend, wirkt aber mitunter arrogant.
Vielleicht stimmt das auch alles gar nicht - und die ganze Stadt ist nur eine Show, eine Kulisse für etwas ganz anderes. Für etwas, das sie selbst gar nicht ist, sondern von dem manche meinen, dass sie es werden soll - um modern zu sein, konkurrenzfähig. Das hat dann schon einmal einen zwangsprogressiven Anschein. Das ist die Gefahr.Wenn sie sich dazu verändert, alles nur noch nachgemacht wirkt, dann wird auch irgendwann das Original verschwinden: der Reutlinger in seiner Ausprägung als Bruddler. Er ist eine Marke für sich. Leider kann man mit ihm nicht so angeben wie mit stararchitektösen Bauwerken, die aller Welt zeigen, was wir alles können, wenn wir meinen, uns etwas gönnen zu müssen. Aber dann muss man nur mit der Kamera durch die Stadt gehen und all die Ecken und Kanten sehen, um zu wissen. Reutlingen wird niemals so geschliffen sein, wie sich das die Planer denken.
































Bildertanz-Quelle: Raimund Vollmer

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