Mittwoch, 29. Oktober 2014

Entscheidung 1997: Das Bruder-Haus der Stadthalle - ein Großkino



GROSSSTADT UND GROSSKINO - Das war eine Idee, die 1997 in Reutlingen heftig diskutiert - und auch entschieden wurde. Trotzdem wurde nichts daraus. "In einer Ecke" des Bruderhausgeländes, auf dem heute die Stadthalle steht, sollte damals ein Multiplex-Kino nach Stuttgarter Vorbild entstehen. 1600 bis 1900 Plätze sollte es haben. 500.000 bis 600.000 Besucher sollte es alljährlich anlocken. Platz genug zum Parken gäbe es auch genug, selbst wenn später noch das Forum, womit wohl so etwas wie die Stadthalle gemeint war, dazu käme. Preis des Giganten: 20 bis 40 Millionen Deutsche Mark. Der Medientempel würde alljährlich 300.000 mehr Menschen aus dem Umland in die Echazmetropole locken, hieß es. Drei Betreiber hatten sich um dieses Projekt beworben. Und nun musste der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung entscheiden. Schließlich bekam die Kinopolis-Gruppe um den Reutlinger Gesellschafter Andreas Brennecke den Zuschlag. Er besaß auch das Kali-Kino, sagen unsere Chroniken. Das würde allerdings geschlossen. Dafür würde er mit einer Bausumme von 20 Millionen Mark in dem Gebäude sieben bis acht Kinosäle schaffen, das insgesamt 1900 Zuschauern Platz bieten würde. Der größte Saal würde 531 Kinobesuchern Platz bieten, der kleinste 176. Da sich Brennecke den Chef der Bundeshalle Gerhard Steinhilber in die Geschäftsleitung holen wollte, schien auch das Management bestens bestückt. Die Bundeshalle sollte dann die Heimat des "Jufis" werden, wenn das Kali geschlossen sei. Zudem würde Filme, die nicht dem Mainstream entsprachen, in der Bundeshalle aufgeführt. Aber da gab es noch einen vierten Bewerber, den die Stadt Reutlingen gar nicht auf dem Abstimm-Zettel zu haben schien. Rolf Creutz, Chef der Planie. Er hatte der Stadt vorgeschlagen und auch präsentiert ein Kino mit 1200 Plätzen und einem Investitionsvolumen von zehn Millionen Mark. Vielleicht war es der Stadt zu mickrig. Jedenfalls wurde sein Vorschlag ignoriert. Das Ergebnis kennen wir alle. Wir haben eine Stadthalle für 42 Millionen Euro, die mit ihrem Programm niemals in ihrem Leben 500.000 Zuschauer im Jahr anziehen wird, Kali gibt's nur noch als Sonderveranstaltung, die Bundeshalle ist verschwunden. Das Planie-Kino aber lebt - als Cineplex.
Weitere Informationen, Ergänzungen, Korrekturen sind hochwillkommen.

Bildertanz-Quelle:Raimund Vollmer

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