GROSSSTADT UND GROSSKINO - Das war eine Idee, die 1997 in
Reutlingen heftig diskutiert - und auch entschieden wurde. Trotzdem wurde
nichts daraus. "In einer Ecke" des Bruderhausgeländes, auf dem heute
die Stadthalle steht, sollte damals ein Multiplex-Kino nach Stuttgarter Vorbild
entstehen. 1600 bis 1900 Plätze sollte es haben. 500.000 bis 600.000 Besucher sollte
es alljährlich anlocken. Platz genug zum Parken gäbe es auch genug, selbst wenn
später noch das Forum, womit wohl so etwas wie die Stadthalle gemeint war, dazu
käme. Preis des Giganten: 20 bis 40 Millionen Deutsche Mark. Der Medientempel
würde alljährlich 300.000 mehr Menschen aus dem Umland in die Echazmetropole
locken, hieß es. Drei Betreiber hatten sich um dieses Projekt beworben. Und nun
musste der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung entscheiden. Schließlich bekam
die Kinopolis-Gruppe um den Reutlinger Gesellschafter Andreas Brennecke den
Zuschlag. Er besaß auch das Kali-Kino, sagen unsere Chroniken. Das würde
allerdings geschlossen. Dafür würde er mit einer Bausumme von 20 Millionen Mark
in dem Gebäude sieben bis acht Kinosäle schaffen, das insgesamt 1900 Zuschauern
Platz bieten würde. Der größte Saal würde 531 Kinobesuchern Platz bieten, der
kleinste 176. Da sich Brennecke den Chef der Bundeshalle Gerhard Steinhilber in
die Geschäftsleitung holen wollte, schien auch das Management bestens bestückt.
Die Bundeshalle sollte dann die Heimat des "Jufis" werden, wenn das
Kali geschlossen sei. Zudem würde Filme, die nicht dem Mainstream entsprachen,
in der Bundeshalle aufgeführt. Aber da gab es noch einen vierten Bewerber, den
die Stadt Reutlingen gar nicht auf dem Abstimm-Zettel zu haben schien. Rolf
Creutz, Chef der Planie. Er hatte der Stadt vorgeschlagen und auch präsentiert
ein Kino mit 1200 Plätzen und einem Investitionsvolumen von zehn Millionen
Mark. Vielleicht war es der Stadt zu mickrig. Jedenfalls wurde sein Vorschlag
ignoriert. Das Ergebnis kennen wir alle. Wir haben eine Stadthalle für 42
Millionen Euro, die mit ihrem Programm niemals in ihrem Leben 500.000 Zuschauer
im Jahr anziehen wird, Kali gibt's nur noch als Sonderveranstaltung, die
Bundeshalle ist verschwunden. Das Planie-Kino aber lebt - als Cineplex.
Weitere Informationen, Ergänzungen, Korrekturen sind hochwillkommen.
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