Montag, 31. Oktober 2011

Altenburger Gespräche: Auftritt der Sorgenbande


Maria Sorge im Gespräch mit Karin Berghaus, Altenburgs Pfarrerin

Klaus Sorge und seine Jacke mit dem Emblem "Schwerter zu Pflugscharen"

Beim Einblick in die Stasi-Akten

Es war ein Experiment: die Altenburger Gespräche. Erstmals gestern, veranstaltet vom Altenburger Geschichts- und Heimatverein in Zusammenarbeit mit der evangelischen Nikolaus-Gemeinde. Die Gäste: das Ehepaar Maria und Klaus Sorge, Pfarrer in der DDR. Rund dreißig Zuhörer kamen. Und die meisten von ihnen bekamen wohl zum ersten Mal unmittelbaren Einblick in eine Stasi-Akte. Denn Maria und Klaus Sorge hatten die Papiere, soweit sie vor dem Reißwolf haben gerettet werden können, mitgebracht.(Weitere Fotos hier)

Da konnte man dann lesen, dass Klaus Sorge, Pfarrer in Spremberg in der Lausitz zwischen 1979 und 1999, als "Kopf der Untergrundbewegung" gesehen wurde. Und zwar deshalb, weil es ihm gelang, immer wieder viele, viele Konfirmanden für seine Kirche zu gewinnen. Natürlich versuchte die Stasi herauszufinden, was da in den Treffen besprochen wurde. Aber die Jugendlichen hielten dicht. Das seien "Bibelgespräche", so haben sie - wie mit ihrem Pfarrer verabredet - lakonisch geantwortet, und wenn man mehr wissen wolle, dann solle man sich an den Pfarrer wenden.

Aber die Sorges erzählten nicht nur aus dem Alltag, der von der Stasi streng überwacht wurde, wobei da wohl auch viel Unsinn vermerkt wurde. "Ich habe schallend gelacht", erzählte Klaus Sorge, als er nach der Wende seine Akte in der Birthler-Behörde las. Und war prompt ermahnt worden, doch bitte Ruhe walten zu lassen. Maria Sorge hingegen ging es anders. Sie ist immer wieder erschüttert, wenn sie in den Unterlagen liest - und dabei ahnt, wer das ausgeplaudert haben könnte. Dass das Telefon überwacht wurde, war ihnen klar. Und dass die Steckdosen verwanzt waren, darüber waren sie sich auch sicher. (Später gaben sie Rainer Eppelmann, selbst Pfarrer und während der Wende Minister für Abrüstung und Verteidigung, den Hinweis, doch ebenfalls mal die Steckdosen bei sich zuhause untersuchen zu lassen. Was dabei gefunden wurde, hatten sie als Fotokopie mitgebracht.)

Klaus Sorge kümmerte sich in seiner Zeit als Pfarrer in Spremberg vor allem um Ausreisewillige. Viele von ihnen hatten gehört, dass sie nur im Gefängnis landen mussten, um dann von Westdeutschland freigekauft zu werden. Und deshalb waren sie durchaus bereit, irgendwelche kriminellen Handlungen zu begehen, damit sie eingebuchtet würden. Der Pfarrer wirkte jedoch auf diese Mitbürger ein und zeigte ihnen andere Wege aus der DDR.

Da ja in Ostdeutschland die D-Mark das Objekt der Begierde war, musste Klaus Sorge seine Kontakte spielen lassen, um das Geld einzuschleusen. "Das war so etwas wie Geldwäsche", schmunzelte er. Er half aber auch, Geld vom Osten in den Westen zu transferieren - Geld, mit dem "Republikflüchtlingen" der Start in der Bundesrepublik erleichtert werden sollte. Rund 20.000 Ostmark hat er so über die Kirche in den West transferiert.

Eindrucksvoll schilderte Maria Sorge, die nur als Putzhilfe in der Schule ihrer vier Kinder arbeiten durfte, wie sie wutentbrannt einen der Lehrer bis auf die Herrentoilette verfolgte, um ihm die Meinung zu sagen, nachdem er zuvor eines ihrer Kinder schikaniert hatte. Immer wieder springt sie auf, um den Zuschauern durch Gestik zu zeigen, wie sie und ihre Familie drangsaliert wurden. So reihte sich eine Anekdote an die andere, Anekdoten, die Einblick gaben in ein Leben ohne Rechte.

Aber unerschrocken nimmt die Familie die Herausforderungen an. Und das Ehepaar Sorge ist vor allem stolz auf den Zusammenhalt innerhalb der Familie. Und den Mut, sich gegenüber der Obrigkeit zu behaupten.

Weil Vater Sorge die Ausreisewilligen unterstützte, wurde er einmal zusammen mit dem Superintendenten vor den Rat des Kreises befohlen - und dort wegen seiner Kontakte massiv bedroht und beschuldigt. Während sein Superintendent sich am liebsten verkrochen hätte, erklärte Klaus: "Und ich dachte, dass ich hier einen Blumenstrauß dafür bekomme, weil ich die Ausreisewilligen daran gehindert habe, kriminell zu werden." Dieses Argument konnte die Obrigkeit nicht entkräften und entließ ihn. Außer ein paar Ermahnungen hatte dies keine Konsequenzen.

Während man den Sorges zuhörte, wird wohl so mancher gedacht haben: Was muss dies ein schwacher Staat sein, der so seine Bürger überwacht - und sogar vor den eigenen Symbolen Angst hat. So besaß der älteste Sohn, Michael, eine Jacke, auf deren Ärmel das berühmte Emblem "Schwerter zu Pflugscharen" aufgenäht war. Ein Teilzitat aus der Bibel. Die Sowjetunion selbst hatte es sich zu eigen gemacht, indem sie 1959 eine Skulptur der UNO in New York schenkte, die genau dieses Bibelzitat referenzierte.

Vater Sorge hatte seine eigene Jacke, die ebenfalls mit diesem Emblem geschmückt war, mitgebracht. "Mich haben sie in Ruhe gelassen", aber seinen Sohn Michael wollte die Polizei dazu zwingen, den Aufnäher zu entfernen. Weil er dazu nicht bereit war, wurde der Junge - zu diesem Zeitpunkt 14 Jahre alt - verhaftet und abgeführt. Da nun die Sorges auch ihre Nachrichtenkanäle hatten, erfuhren sie von der Verhaftung.

Mit heiligem Zorn stürmte allen voran Maria Sorge die Behörde, sieht ihren Sohn umzingelt von zwei Volkspolizisten, schubst alles, was im Wege stand, an die Seite und fordert ihren Sohn - inklusive Jacke. Diese hatte man ihm ausgezogen und den Aufnäher herausgeschnitten.

Wahrscheinlich waren die Wachleute so verdutzt, dass sie sich der kleinen Frau wortlos ergaben. Die Sorges konnten ihren Sohn wieder mitnehmen. Aber bei ihm war nun endgültig der Freiheitswille entfacht.

Im September 1989 durchschwamm er gemeinsam mit dem Freund seiner Schwester in einer dramatischen Aktion die Donau, und beide entkamen so der DDR - wenige Monate, bevor sie dann zusammenbrach.

Es gäbe noch vieles zu berichten von dem, was gestern Abend in Altenburg erzählt wurde. Geschichten aus dem Leben der "Sorgenbande". So wurden nämlich Maria und Klaus mit ihren vier Kindern in Schremberg genannt.

Schade, dass Sie gestern nicht dabei waren.

1907: Die Marienkirche aus Richtung Gartenstraße


Heute ist Reformationstag. Da steht natürlich Reutlingens imposanteste Kirche, die Marienkirche, im Mittelpunkt.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Die Achalm im Abendlicht

Bildertanz-Foto: Jürgen Reich

Heute abend in Altenburg: Unter den Augen der Stasi...

... unter dieser Überschrift berichten Maria und Klaus Sorge, ein Pfarrersehepaar aus Berlin, über ihr Leben in der DDR. Beginn 19.00 Uhr im Gemeindesaal der ev. Kirche in Altenburg. Initiator ist der Geschichts- und Heimatverein Altenburg, Partner des Bildertanzes. Eintritt frei. Maria und Klaus werden ihre Stasi-Akten, soweit sie haben gerettet werden können, mitbringen. Mit ihren vier Kindern, von denen übrigens eines noch wenige Wochen vor dem Fall der Mauer durch die Donau schwamm, um in den Westen zu flüchten, führten sie ein vom DDR-Staat geächtetes Leben in der Lausitz. Maria durfte nur als Putzfrau in der Schule arbeiten, was allerdings keine schlechte Position war, um ihre Kinder vor Schikanen durch die Lehrer zu schützen.
Es wird ein ebenso spannender wie amüsanter Abend. Denn beide haben eine Menge Humor.
Vielleicht sehen wir uns heute abend...

Was passiert eigentlich gerade in unserer Stadt?

Im März 2011 haben wir über ein vom Abbruch bedrohtes Gebäude geschrieben. Im September 2011 ist es nun geschehen: Das Gebäude an der oberen Gartenstraße, nähe der Planie, wurde abgebrochen. Das ehemalige Wohnhaus, etwa 1850 - 1860 erbaut, wurde systematisch vernachlässigt, bis dem Abbruch seitens der Stadt vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen nur zugestimmt werden konnte. Zur Erinnerung an eines der wenigen, zumindest bis 2011 erhaltenen spätklassizistischen Wohngebäude ein paar Fotos.

Es wird höchste Zeit für einen umfassenderen Schutz von historischen, nicht denkmalgeschützten Gebäuden in der Stadt Reutlingen!

Bild oben: Zustand des Gebäudes im März 2011. Im Bild rechts ist übrigens ein Anfang der 2000er Jahre topsaniertes Gebäude deselben Baujahres.

Bild oben: Abbruch. Zustand Ende Oktober 2011. Wie wird nun eine Baulücke gefüllt? Mit einer Bank oder mit einem Verwaltungsgebäude?

Freitag, 28. Oktober 2011

Beim Recherchieren entdeckt: Turner & Freiwillige Feuerwehr


Betzinger Turnplatz an der Jettenburger Straße
Da dies manchen in der Bildertanz-Gemeinde interessieren könnte, sei hier auf einen Artikel hingewiesen, den ich beim Recherchieren für eine Multimediashow zum Thema 150 Jahre Turngau Achalm gefunden habe. Da wird beschrieben, dass Turner (auch in Reutlingen) Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr gewesen waren. HIER DER LINK

Im Kindergarten der Jahrhundertmitte


In Ohmenhausen.
Das wären nätürlich auch schöne Motive für unsere Bildertanz-Ausstellung "Wilhelmstraße". Die Begeisterung für dieses Projekt hat inzwischen nicht nur die Wilhelmstraße ergriffen. Dank Tanja Ulmer vom Stadtmarketing, die Werbung für unser Projekt machte. Und auch Janna Blum (Mode-Janna in der Wilhelmstraße und Chefin von "Obere Wilhelmstraße") spürt aus Gesprächen mit Kunden, dass hier großes Interesse vorliegt. (Vielleicht haben wir sogar einen neuen Bilder-Lieferanten gewonnen.) Aus den Kreisen der Einzelhändler ist mehr und mehr die Meinung zu hören, dass wir die Ausstellung in etwas wärmere Monate verlegen sollten - am liebsten in den März. Wahrscheinlich wird es so kommen.
Neue Bilder gibt's auch in unserer Musterstraße. Stimmen Sie doch wieder ab. Mit Ihrem Click in die "Wilhelmstraße".
Bildertanz-Quelle: Margarete Ankele

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Ist die Stadthalle nur ein "Klassiker"?

Warum setzt das städtische Kulturprogramm im ersten Veranstaltungs-Jahr der neuen Stadthalle, also 2013, so sehr auf Konzerte und klassische Musik? Nur E (Ernste Musik) und kein U (Unterhaltung)?
Eher so nebenbei und mehr mit Blick auf das Jahr 2014 werden Pop-Konzerte adressiert. Dabei locken diese doch das große Geld an, sind subventionsfrei und bezahlen somit die Saalmiete nicht aus Steuermitteln. Nein, "Klassik gibt den Ton an", titelt arglos der Reutlinger Generalanzeiger. Wer will schon etwas gegen Mozart sagen? Wer will etwas gegen Beethoven wagen? Und mit der Württembergischen Philharmonie haben wir ein Orchester, das internationales Ansehen genießt. Ja, es habe eine überdurchschnittliche Einspielquote, heißt es in Fachkreisen. (Die genaue Quote und ein entsprechendes Ranking ließ sich leider im Internet nicht recherchieren, vielleicht kann mir da jemand helfen!)
Auf jeden Fall ist die Qualität dieses Orchesters unbestritten. Und dessen Existenz war ja auch der Grund, warum viele Reutlinger der Planung einer Stadthalle (nicht aber auch deren Realisierung) in einer offiziellen Abstimmung zustimmten. Aber eine Stadthalle, die für alle da ist, lebt nicht von Subvention allein. Sie braucht Kassenschlager. Die kommen indes aus dem U-Sektor. Warum ist da so wenig auf dem städtischen Kulturprogramm? Gilt nur Klassik als Kultur?
Wer dieses Blog aufmerksam gelesen hat, weiß, dass wir hier wiederholt die Frage aufgestellt haben, ob die Akustik des Saales tatsächlich auch für elektronisch verstärkte Musik geeignet ist. Von Fachleuten haben wir gehört, dass die Akustik hervorragend ausgerichtet sein wird für Orchester. Ohne Verstärker. Aber bei Musik, die aus Lautsprechern kommt, sind die Experten sehr, sehr skeptisch. Und deshalb setzt das städtische Kulturprogramm wohl vor allem auf Klassik. Denn die will keiner von der CD hören, sondern life und unverstärkt.
Irgendwann wird die Wahrheit herauskommen - und vielleicht irren sich ja auch die Fachleute, und alles wird gut. Der GEA kommuniziert den Überschwang, mit dem die Stadträte das Programm gelobt haben. Wird da jetzt die Klassik gefeiert, weil man die U-Musik fürchtet? Wegen der Akustik. Eine Halle mit Hall?
Vielleicht hätte die Überschrift im GEA lauten müssen: "Die Akustik gibt den Ton an"

Marktplatz: Was der Krieg zerstört hat


Vor 100 Jahren

Und heute 2011: links sehen wir die Häuserfront.

Sonntag, 23. Oktober 2011

50er Jahre: Vor dem Reutlinger Hauptbahnhof


Bildertanz-Quelle: Martin Neuscheler, Rommelsbach

1934: Luftschutzlehrgang


Hat es tatsächlich bereits 1934 - ein gutes Jahr nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten - Luftschutzübungen gegeben? Und sehen wir da im Hintergrund das Technikum?
Bildertanz-Quelle: Friedrich Fingerle, Lehrer zwischen 1926 und 1950 in Altenburg

1906: Der Gasthof zum Goldenen Bär...


... in der Wilhelmstraße...

Samstag, 22. Oktober 2011

In der Wilhelmstraße 1974


Unser Projekt "Wilhelmstraße" geht weiter. Schauen Sie doch mal wieder rein in unser Schaufenster und bewerten Sie unsere Schaustücke: WILHELMSTRASSE
Bildertanz-Quelle: Friedel Bernhard, Sammlung Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein

Vor 60 Jahren: Hooverspeisung in Reutlingen

Dieser Blogeintrag erschien erstmals am 12. Februar 2009.
Da wir dieser Tage dazu einen Leserbrief erhielten, veröffentlichen wir diesen Beutrag heute nochmals:

Der frühere amerikanische Präsident Herbert Hoover, der während des Crash von 1929 regiert, reiste nach dem Zweiten Weltkrieg in das zerstörte Deutschland und organisierte die nach ihm benannte, "Hoover-Speisung", durch die möglichst jeder Schüler in der amerikanischen Zone in der Schule eine Mahlzeit bekam. Das Dokument links, unterschrieben vom damaligen Oberbürgermeister Oskar Kalbfell, ging an die Eltern mit dem Ziel, diese über die Hoover-Speisung in 1949 zu informieren. Übrigens war 1949 auch das Jahr, in dem Hoover Ehrenbürger der Stadt Reutlingen wurde,
Hoover war von 1929 bis 1933 der 31. Präsident der Vereinigten Staaten.
(Durch Anklicken erhalten Sie eine vergrößerte Version)


WER KANN SICH NOCH AN DIE HOOVER-SPEISUNG ERINNERN?

Bitte in der Kommentarzeile melden oder anrufen: 07121-67511 (Raimund Vollmer)

Brief aus der Nachbarschaft zum Thema Hoover-Speisung

Guten Tag,  da ich keine Reutlinger Bürgerin bin, habe ich keinen Kommentar zum  Blog-Eintrag
über die Hoover-Speisung abgegeben. Aber vielleicht interessiert Sie auch
ein Beitrag von jemand, der nicht in Reutlingen wohnt.
Ich wurde 1941 geboren. Wir bekamen in der Volksschule (Leutenbach bei Winnenden)
täglich ein warmes Essen von der Hoover Speisung. Man brachte einen Napf mit,
das war eine Aluminiumtasse, weiß mit blauem Rand, so wie man sie heute noch
auf Wochenmärkten kaufen kann. Dazu noch einen Löffel. Es gab viel Bohnen,
manchmal auch Fleisch, wobei das Pferdefleisch das schlimmste Essen für mich war.
Einmal in der Woche gab es etwas Süßes, oft Vanillepudding, auch Brandt
Zwieback oder Haferflockenbrei gab es. Ich habe das nie vergessen,
wie gut das heiße Essen geschmeckt hat. In meiner Klasse waren 44 Kinder
und ein Lehrer, der vom Kriegsdienst zurückgestellt war, weil er nur einen
Arm hatte. Glücklicherweise bekam jedes Kind etwas zu essen,
obwohl die meisten Bauern als Eltern hatten.
Wenn ich in der vorletzten Zeit dann die Klagen lese einer jungen Frau,
deren Eltern Hartz-4 bezogen und sie oft Brandt Zwieback oder Hafenflocken
essen musste, während sich andere Schleckereien leisten konnten,
dann wundere ich mich, dass so viele Leser schreiben, dass dies wirklich
ein schreckliches Schicksal sei. Doch auch damals gab es Leute,
denen es nach dem Krieg immer noch oder sehr schnell wieder gut ging,
sie brachten mit Butter bestrichene Brote in die Schule und erzählten
davon, dass es Sonntags immer ein Huhn gäbe. Wir aßen Brennnesselsalat,
brachten Buckeckern zur Ölmühle um Öl zu bekommen, sammelten vom
Lastwagen herabgefallene Brikettstücke auf, Brotaufstrich gab es keinen,
Vergeudung wurde streng bestraft, man trug Schuhe und Kleidung vom
Roten Kreuz, egal ob das passte oder nicht. Manchmal teilte jemand
ein Stück Hershey Schokolade aus einem CARE Paket,
sofern der betreffende einen Verwandten hatte in den USA,
und diese freundlicherweise ein CARE Paket auf den Wege brachten.
Heute hat man anscheinend die Not und den Hunger der letzten Kriegs- und
vor allen Dingen der Nachkriegsjahre völlig vergessen, denn sonst würde
man doch ein paar Meinungen lesen können, dass sich auch früher manche
Menschen eben nicht alles leisten konnten.
Psychologische Betreuung für Kinder, die im Luftschutzkeller
Bombenangriffe miterlebten, gab es auch nicht, die Traumata blieb
der Generation zum Selbst-Aufarbeiten.
Ihre Site habe ich ganz durchgelesen. Interessant, und gleichzeitig
macht sie mich traurig.
Mit freundlichen Grüßen Ute Mader

Freitag, 21. Oktober 2011

11. November: Sebastian Blau kommt nach Lichtenstein...


Mundartdichter: Sebastian Blau (alias Josef Eberle) und am 30. November alias Peter Nagel

Manchmal lohnt es sich doch, ins Krankenhaus zu gehen. Jedenfalls ging es mir so, als ich im vergangenen Dezember zu einer kleineren Operation in die Uniklinik nach Tübingen durfte. Und es kam so, dass ich dort einen äußerst sympathischen Bettnachbar hatte, ein paar Jahre älter als ich, mit irgendwie auch ähnlicher Leidensgeschichte. Jedenfalls war uns beiden nach wenigen Stunden klar, dass die Siezerei keine Zukunft haben würde. Wir erzählten voneinander. Und so erfuhr ich, dass mein Bettnachbar im wirklichen Leben die Reinkarnation von Sebastian Blau sei, der Nummer 1 unter allen Mundartdichtern des Landes, wie ich später beim Googeln im Internet herausfand. Auf jeden Fall vertrieb Peter Nagel, so der Name meines Mitpatienten in der profanen Welt, mir die Zeit damit, Gedichte und andere Schmankerl zu erzählen.
Lachen ist gesund. Und so verließen wir beide quietschfidel das Krankenhaus.
Als ich dann meinem Freund Werner Vöhringer von meinem neuen Freund Peter Nagel alias Sebastian Blau erzählte, meinte er, dass ich ihn doch einmal fragen sollte, ob er nicht Lust hätte in Lichtenstein aufzutreten. Wener ist der Chef vom dortigen Geschichts- und Heimatverein, der alljährlich "Ebbes Schwäbisches em November" aufführt.
Nun wollte es der Zufall, dass 2011 auch der 110. Geburtstag von Sebastian Blau gefeiert wird - und mein Freund Peter Nagel, gefeiert in der Region, war ziemlich ausgebucht. Doch man fand einen gemeinsamen Termin: am 11. November kommt Sebastian Blau nach Lichtenstein in den 3v. Gemeindesaal in Unterhausen. Kosten: 8 Euro.
Hörproben gibt's übrigens hier.

Mittwoch, 19. Oktober 2011

DIE LETZTEN FAHRTEN DER STRASSENBAHN


Bildertanz-Quelle: Wolf-Rüdiger Gassmann
AKTUELL: Die letzte inoffizielle Fahrt mit eigener (Strom)kraft fand erst am 10. März 1975 statt, eine improvisierte "Probefahrt" mit dem restaurierten BW 2 und TW 27 von Eningen bis Weberei, weiter ging es nicht mehr, denn die Schwellenschrauben für Gleise waren bereits zur Demontage aufgeschraubt. Am nächsten Tag war der Strom durch das E-Werk endgültig abgeschaltet. Anschließend konnte auch in Eningen nicht mehr mit eigener Kraft rangiert werden, denn der letzte Strom-Speisepunkt befand sich bekanntlich am Südbahnhof.

Immerhin wurden nach meinen Notizen zwischen dem 22.10.1974 und dem 10.3.75 noch über 670 km mit Straßenbahntriebwagen gefahren, hauptsächlich natürlich mit dem Werkstattwagen TW 27.

Bend Madel

Heute ist Straßenbahngedenktag


Endstation Sehnsucht: Untere Wilhelmstraße

Als es noch Ankele & Weckler in der Wilhelmstraße gab:
Unter Wilhelmstraße im Sommer 1973.


Wolf-Rüdiger Gassmann, der Mann, der der Grünen mit seinem Buch ein ewig währendes Denkmal setzte, hat in seinem Archiv gestöbert und schickte uns diese Fotos zum "Straßenbahngedenktag". Am 19. Oktober 1974 fuhr die Grüne offiziell zum letzten Mal. Aber es war nicht die wirklich allerletzte Fahrt, denn die Straßenbahn musste noch helfen die Strecke abzubauen. Oberster Straßenbahn-Papst ist Bernd Madel (vielleicht bekommen wir ja noch heute den Kommentar von ihm). Er kann wunderbar erzählen von inoffiziellen und wohl auch nicht mehr erlaubten Fahrten nach dem 19. Oktober. Natürlich werden wir auch in unserem Blog "Wilhelmstraße" Plakate zum Straßenbahngedenktag zeigen.
Bildertanz-Quelle: Wolf-Rüdiger Gassmann
Weitere Bilder in unseren Blogs:
Altenburg
Betzingen
Oferdingen
Pfullingen
Reutlingen
Rommelsbach
Eningen
Orschel-Hagen
Projekt Wilhelmstraße

Dienstag, 18. Oktober 2011

Nazizeit: Hitlergruß am 21. Juli 1935 in Tübingen ...





... so lautet jedenfalls meine Mutmaßung, nachdem ich diese Fotos in den Alben von Friedrich Fingerle entdeckte. Damals ahnten nur wenige, in welches Unheil die Nazis Deutschland und die Welt stürzen würden. Noch war die Begeisterung groß...


Ob die Einweihung des "Glockenturms" auf diesem Gebäude der Grund war für die Feier am 21. Juli 1935?
Bildertanz-Quelle: Friedrich Fingerle

Montag, 17. Oktober 2011

Vor 100 Jahren: Am Baggersee im Neckartal...


... zwischen Altenburg und Oferdingen.
Bildertanz-Quelle: Charley weiß es gerade nicht...

Drei Freunde im Herbst 1925


Lehrer Friedrich Fingerle ist in Altenburg eine Weltberühmtheit. Zischen 1925 und 1950 war er in der Neckargemeinde der Chef aller Schüler. Er hat zeitlebens gerne und viel fotografiert. Dieses Foto entstand vor seiner Altenburger Zeit. Heute werden wir in die Musterkollektion unseres Projektes "Wilhelmstraße" einige Fotos von Friedrich Fingerle veröffentlichen.

Bildertanz-Quelle: Friedrich Fingerle

Samstag, 15. Oktober 2011

Karlstraße: Der Merkurpark


Blick vom Listplatz auf Parkhotel und Merkur (Horten)
1975: »Im Jahr 1952 eröffnete das Kaufhaus Merkur ein Geschäft und vergrößerte es acht Jahre später. Das früher abseits gelegene Stadtviertel wurde, nicht zuletzt infolge dieser Gründung, aber auch mit dem Bau des Parkhotel (1954) und des Omnibusbahnhofes (1955) nebst den umliegenden Geschäftshäusern, darunter auch einem Hochhaus, zu einem weiteren Kerngebiet der Stadt Reutlingen.«
Karl Keim in "Alt-Reutlingen"
Bildertanz-Foto: Michael Thiel

Karlstraße: Freie Bahn für Großbauten


1975: »Nachdem Oberbürgermeister Kalbfell die zertrümmerte Karlstraße - wie die meisten meinten, viel zu breit und zu aufwendig - neu plante und ausführen ließ, konnte der Wiederaufbau des Trümmergeländes nun unter ganz neuen Gesichtspunkten geschehen: Der bisher von Passanten nur mäßig belebt gewesenen Karlstraße wurde die Funktion einer Hauptverkehrsstraße vermittelt, deren Eingang durch Großbauten zu akzentuieren war.«
Karl Keim in "Alt-Reutlingen"
Bildertanz-Foto: Martin Klaus

Freitag, 14. Oktober 2011

Der Karlsplatz im 19. Jahrhundert


Mit dem Verschwinden der Stadtmauern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dem Bau des Bahnhofs und der Eisenbahnstrecke formte sich der Karlsplatz "mit repräsentativen Bauten und mit kleinen aneinander gereihten Häusern zu einem geschlossenen Raum", schreibt der Heimat- und Geschichtsforscher Karl Keim in seinem 1975 erschienenen Buch "Alt-Reutlingen". "Ganz großen Aufmärschen und Festen diente er besser als die durchweg kleineren Plätze im Stadtinnern. Geschäftlich blieb er lange von zweitrangiger Bedeutung mit mäßiger Belebung von dem Fußgänger- und Fuhrwerksverkehr zum Bahnhof und zur Post. Nur zu den Anfangs- und Endzeiten der Fabriken füllte er sich stoßweise mit Passanten, waren die letzten Pendler verschwunden, zeigte er sich wieder menschenleer."

Nachkriegszeit in Reutlingen (2): Die Arbeit


Blick in die Montagehalle der Firma Wafios
»Die Zahl der Beschäftigten belief sich in der Wirtschaft von Stadt und Kreis Reutlingen vor dem Krieg auf rund 29.000 Personen. In den ersten Monaten nach Kriegsende betrug die Beschäftigtenzahl rund 7000, Ende 1946 waren es 16.000, im April 1948 rund 18.000 und ein Vierteljahr nach der Währungsreform über 20.000.«

Oskar Kalbfell: 1965 - 20 Jahre später

Nachkriegszeit in Reutlingen (1): Die Wirtschaft


»Die Industrieproduktion erreichte Ende 1945 einen Monatswert von zwei bis drei Millionen Reichsmark (etwa zehn Prozent des Vorkriegsstandes). Im Jahr 1946 konnte die Produktion auf sechs Millionen Reichsmark gtesteigert werden. Im April 1948 betrug sie elf Millionen Reichsmark. Im Sepetmber 1948, also ein Vierteljahr nach der Währungsreform, hatte sie schon 18 Millionen Reichsmark erreicht.«
Oskar Kalbfell: 1965 - 20 Jahre später

Donnerstag, 13. Oktober 2011

1912: Als die Straßenbahn nach Reutlingen kam...


Wolf-Rüdiger Gassmann haben wir es zu verdanken, dass unsere Straßenbahn für immer und ewig in unserem kollektiven Gedächtnis einen prominenten Platz behält. In seinem Buch über die Grüne hat er ausfühlich die Geschichte und Entwicklung der Straßenbahn zusammengetragen. Natürlich enthält das Werk eine Fülle von Bildern wie dieses, das die Wilhelmstraße vor nun bald 100 Jahren zeigt. Im nächsten Jahr wird die Straßenbahn hundert Jahre alt. Es ist Zeit, einmal darüber nachzudenken, was wir hier im Bildertanz zu diesem historischen Ereignis tun werden.
Vorerst aber gilt es ein anderes Projekt zu verwirklichen: Unser Projekt "Wilhelmstraße". Wir haben eine Fülle weiterer Bilder dazu getan, Bilder, die darauf warten, dass sie von Ihnen bewertet werden. Clicken Sie doch einmal kurz rüber in die WILHELMSTRASSE.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Untere Wilhelmstraße: Ohne Ladenketten...


... kam auch nach der Verlegung der Kanalisation
die Untere Wilhelmstraße aus. Das war vor mehr als 100 Jahren.
Wie sich die Einkaufsmeile wohl in den nächsten 100 Jahren verändern wird?

Dienstag, 11. Oktober 2011

»Bildertanz 1999« in der Wilhelmstraße...


... mit dieser Lichtershow feierte Reutlingen den Jahrtausendwechsel. Mit unserem Bildertanz 2012 wollen wir nicht die Fassaden verzaubern, sondern die Schaufenster. Helfen Sie auch weiterhin mit, die richtigen Motive aus unseren 80.000 Fotos zu finden.
Bildertanz-Quelle: Ursula Deutschle

50er Jahre: In der Nürtingerhofstraße


Bildertanz-Quelle: Ursula Deutschle

Montag, 10. Oktober 2011