Vor 40 Jahren versank Klein-Venedig
In der Zeit zwischen 1972 und 1974 herrschte hier die Abrissbirne. Wo der Bombenkrieg nur ein paar Löcher gerissen hatte, da mussten nun die Gebäude vor dem Autoverkehr kapitulieren. Die Häuser in der Lederstraße 46 bis 74 verschwanden komplett zugunsten unserer "Stadtautobahn". Und das war dann das Ende jenes malerischen Gebietes, dem das "Stadtmarketing" vor 100 Jahren den Namen Klein-Venedig gegeben hatte. Seine Ursprünge gehen sogar zurück bis in die Zeit vor dem Großen Stadtbrand von 1726, der in der Geschichte unserer Stadt eine echte Zäsur darstellt. Damals gab es hier nur einstöckige Werkstätten. Erst im 19- Jahrhundert wurde daraus das, was noch heute als "Klein-Venedig" im kollektiven Gedächtnis gegenwärtig ist. Vor allem die Gründerzeit, also die Epoche um 1870, wirkte hier stilbildend. Nur Gerber- und Färber wohnten hier. Sie brauchen den Fluss, die Echaz, für ihre Arbeit. Deshalb gab es an den Gebäuden Wasserausbauten, die auf Pfählen im Wasser standen. Von zwei Ausnahmen wird berichtet. Da war einmal die "Hahn'sche Mühle" und einen "Manchester-Fabrikanten", also wohl dem Stammhaus der Familie Haux. Doch ab 1890 zeigten sich die ersten Auflösungserscheinungen. 1890 "verdrängte" ein Schuhmacher den ersten Gerber. Ihm folgte ein Schmied, der einen Färber ablöste. Und als dann der erste Weltkrieg vorbei war, war damit auch die Zeit der Färber und Gerber zu Ende. Raimund Vollmer
Bildertanz-Quelle:Gärtnerei Hespeler
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