»Im Jahr 1502 (nach Beger, und schwerlich 1506) entstand ein Brand bey dem Markte, der 144 Häuser in Asche legte, und 1577 wüthete die Pest in der Stadt so, daß sie innerhalb 4 Monate, vom September bis Januar, 906 Menschen wegraffte. In der Zwischenzeit, im Jahr 1519, lief die Stadt sogar Gefahr, ihre Selbstständigkeit zu verlieren. Reutlinger Bürger hatten im Jahr 1519 den Würtembergischen Burgvogt von der Achalm in einem Wirthshause der Stadt erschlagen, und da der Magistrat die Auslieferung der Thäter verweigerte, so zog Herzog Ulrich vor die Stadt, nahm sie nach einer kurzen Belagerung ein, und erklärte sie zu einer Würtembergischen Landstadt. Doch dieser Zustand dauerte nicht lange, und hatte für Ulrich die aus der Geschichte von Würtemberg bekannten schlimmen Folgen. Eine harte, beängstigende [102] Zeit für die Stadt war der dreyßigjährige Krieg, vornehmlich das Jahr 1631, wo Graf Egon von Fürstenberg gegen sie anrückte, und die Stadt am Peter- und Paulstag durch einen Trompeter und Schröck-Capitän auffordern ließ. Es kam jedoch eine so günstige Capitulation zu Stande, daß dieser Tag lange als ein Tag des Heils und miraculöser Redemption feyerlichst begangen wurde. Die tiefste Wunde wurde der Stadt vollends durch den großen Brand im Jahr 1726 geschlagen, wodurch 900 Häuser und darunter fast alle öffentliche Gebäude ein Raub der Flammen wurden, so daß beynahe die ganze Stadt in einen Aschenhaufen verwandelt war.«
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