Erinnerungen an den Hagel vom 28. Juli 2013
HAGEL-CLICK I
HAGEL-CLICK II
HAGEL-CLICK III
HAGEL-CLICK IV
HAGEL-CLICK V
HAGEL-CLICK VI
HAGEL-CLICK VII
HAGEL CLICK VIII
Samstag, 28. Juli 2018
DER GRAUE RIESE - Das Stuttgarter Tor...
...von der Wilhelmsstraße aus gesehen. Er ist nur halb zu sehen, aber weder rund noch...
Bildertanz-Quelle:Raimund Vollmer, 28.Juli 2018
Bildertanz-Quelle:Raimund Vollmer, 28.Juli 2018
Donnerstag, 26. Juli 2018
Das Reutlinger Industrie-Museum - Rückstoß zur Erde
Eine unzeitgemäße Betrachtung von Raimund Vollmer
Der Wunsch ist amtlich seit 1986.
Rechtzeitig vor dem 200. Geburtstag ihres "größten
Sohnes", des gebürtigen Reutlingers Friedrich List (1789-1846) beschloss der
Stadtrat vor mehr als 30 Jahren, die Wirtschafts- und Technologiegeschichte der
ehemaligen Reichsstadt mit der Eröffnung eines Industriemuseum zu würdigen. Das
war zu einem Zeitpunkt, als der Niedergang dieser Industrie überall sichtbar
und spürbar geworden war. Es war eine sehr honorige Überlegung, die - klug
umgesetzt - Wegweiser für eine Neue
Wirtschaft hätte werden können.
Zukunft hätte Herkunft. Und Herkunft hätte Zukunft.
Friedrich List, der sich "aus Verbitterung über das
Unverständnis, auf das seine Ideen in Deutschland stießen, und über die
Engstirnigkeit kleinstaatlichen Denkens, die dort herrschte, in der Nähe von
Kufstein, das Leben nahm" (so der Schriftsteller Herbert Roch), hätte zu
seinem 200. Geburtstag, 1989, dieses Projekt sicherlich gelobt und sich mit uns
gefreut..
Aber dann war lange Zeit alles andere wichtiger - vor allem
die Kultur. Da stand das Bildungsbürgertum im Zentrum der Stadt. Prominentestes
Wahrzeichen dieses Denkens wurden die Stadthalle und der Neubau der "Tonne"
- für beider Entstehen die nach dem 2. Weltkrieg wiederaufgebaute "Listhalle",
ursprünglich ein Nazibau, weichen musste.
Reutlingen war nach dem Krieg unter Oskar Kalbfell die Stadt
der Zäsuren geworden. Die Brüche mit der Vergangenheit bestimmten den
Zeitstrom. Mit der kompletten Neudefinition des Bruderhausgeländes erlebte diese
Phase in der Regierungszeit von Barbara Bosch ihren Höhepunkt.
Die einen empfinden diese Epoche als eine Zeit des Triumphes
der Moderne über das Vergangene, für die anderen grenzte die Politik der
Abrissbirnen an Barbarei. Da geht bis heute ein Riss durch die Stadt. Die Zäsur
zeigt sich selbst in der Bürgermeinung - mit fatalen Folgen: die Industrie- und
Wirtschaftsgeschichte dieser Stadt, eigentlich Triebkraft und Kernstück aller
Moderne, ging in dieser Auseinandersetzung sang- und klanglos unter.
Bis auf ein Refugium: In der Eberhardstraße 14 entstand vor
25 Jahren ein Industriemagazin, in dem seit 1993 eine Sammlung an Maschinen und
Modellen ihre Heimat fand, aber niemand bemühte sich, diesem Standort eine
gewisse Prominenz und Eminenz zu geben. Im Gegenteil. Manchmal hatte man den
Eindruck, dass man ihn ein wenig verwahrlosen ließ. Ein Alibi der Hochkultur. Reutlingen
definierte sich auf einer Wolke 7, im siebten Himmel, also jener Sphäre, unter
der Aristoteles alles versammelt sah, über der aber nichts mehr ist,nur noch
leerer Raum. Mehr geht nicht mehr. Ein eigener Stadtkreis wäre der hermetische
Abschluss dieser Epoche.
Es waren und sind frühere Beschäftigte jener Firmen, die das
Industriezeitalter der Stadt und ihres Umkreises prägten, die im
Industriemagazin bis heute die Maschinen hegen und pflegen. Diese zwölf Rentner
tun dies ehrenamtlich, aufopferungsvoll, leidenschaftlich. Sie waren und sind selbst
Beispiele für das, was Reutlingen als Industriestandort vor allem auszeichnete:
eine Arbeiterstadt, eine "rote" Stadt, in der sich der
Nationalsozialismus erst spät etablierte und der dieser in all seinen verführerischen
Alternativen nie eine Zukunft haben wird. Das wäre dann die schlimmste aller
Zäsuren.
"Stadt der Millionäre?" Eigentlich ist dafür das sozialdemokratische
Denken an der Basis viel zu stark. Sozialdemokratisch nicht im Sinne einer alles
Denken übernehmenden Partei, sondern als Grundstimmung, die kritisch zu dem
steht, was um die Bürger herum entsteht. Eine Grundstimmung, die nicht unbedingt
Avantgarde sein will, aber auch nicht hinterwäldlerisch. Ganz bestimmt nicht
ist sie geprägt von dem Wunsch nach Großstadt. Das ist eine von oben verordnete
Idee, die so wenig zu dieser Stadt passt wie ein himmeltürmender Wolkenkratzer.
Nun soll Reutlingen endlich ein Industriemuseum bekommen -
im Prinzip dort, wo jetzt das Industriemagazin steht. In einem
Grundsatzbeschluss hatte der Stadtrat dies eigentlich schon 2005 so gut wie
festgelegt und den Aufwand auf rund vier Millionen Euro taxiert (was heute etwa
dem Bau eines neuen Steges über die Lederstraße entspricht). Aber die
angespannte Haushaltslage setzte in den nächsten 13 Jahren stets andere
Prioritäten. So die rationale Begründung, die es ermöglichte, anderes zu
gestalten, das offenbar einer höheren Rationale folgte.
Es bleibt bei der Eberhardstraße, allerdings auf der Seite,
auf der sich nun wirklich gar nichts tut, an deren "Stiftung für konkrete
Kunst" man gerne vorbeifährt, aber nie einkehrt. Es erbaut sich auf dem sogenannten
Wandelareal -genau dort, wo aber kaum jemand wandelt. Wandelhallen sind es
nicht.
Man sei beeindruckt über eine Konzeption, die nun der
Sozialdemokrat und Historiker Dr. Boris Niclas-Tölle am Dienstag dem Stadtrat
in öffentlicher Sitzung vorgestellt hat. Der Reutlinger Generalanzeiger
berichtet heute darüber. Im Netz ist die Lektüre dieses Artikels
kostenpflichtig einsehbar, eine Kopie dieser Konzeption, die uns alle
wahrscheinlich mehr interessiert, war online für den Verfasser dieser Zeilen nicht
auffindbar. Schade.
Folgt man den Ausführungen des GEA in der Druckausgabe bleibt
es bei dem Standort Eberhardstraße, wahrscheinlich auch, weil es keine
Alternative gibt. Die große Chance, für etwa vier Millionen Euro das ehemalige
Feuerwehrmagazin zu nutzen, hat man schon vor Jahren vertan. Es wäre den
Reutlingern vertrauter gewesen - sehr viel vertrauter. Es hätte auch als eine
weitere Begründung für den Bau des neuen Stegs über die Lederstraße dienen
können, der ebenfalls am Dienstag beschlossen wurde. Es wäre in unmittelbarer
Nähe von Klein-Venedig gewesen, dem traurigen Opfer des Nachkriegsmodernismus. Es
war Heimat der Gerber und Färber gewesen, also eines Gewerbes, dem Reutlingen
seinen Wohlstand mitzuverdanken hat, das aber auch für die Schaffenskraft einer
schwer arbeitenden Bevölkerung stand. Nun ist das alte Feuerwehrmagazin, schmuck
renoviert, in privater Hand und wird kommerziell genutzt.
Natürlich assoziiert das jetzt gewählte Gebäude an der
Eberhardstraße Industriegeschichte. Vielleicht sogar in dem Zustand, in dem es
sich jetzt befindet, mehr als nach einer Ausgestaltung zu einem Museum. Denn
dann wird es - so ist das mit Museumsbauten - schick und so modern dastehen,
als habe es die Epoche, für das es steht, weit hinter sich gelassen. So wird es
kommen. Architekten können gar nicht anders - und Stadträte sowieso nicht.
Der General-Anzeiger zitiert den Historiker Niclas-Tölle mit
einem aufschlussreichen Halbsatz: "Der Beitrag der Industrie zum Aufstieg
Reutlingens zur modernen Großstadt", nennt er eine Grundlinie, der er bei
der Konzeption des Industrie-Museums verfolgt sehen möchte. Dahinter steht eine
etwas verzerrte Perspektive. Reutlingen wurde bestimmt nicht Großstadt, weil es
die Industrie so wollte. Das sagt Niklas-Tölle auch nicht, wenngleich der GEA
aufreißt: "Wie Reutlingen Großstadt wurde: Industriemagazin soll lokale
Geschichte erlebbar machen". Das eine, Großstadt, hat mit dem anderen,
Industrie,nichts zu tun. Reutlingen wurde Großstadt durch einen Verwaltungsakt,
durch Eingemeindung von ländlichem Raum - und weil es ein Oberbürgermeister
namens Oskar Kalbfell so wollte. Entsprechend baute er das Rathaus. Ja, er hatte
1945 die Gelegenheit genutzt, um durch Eingemeindung von Pfullingen, Eningen
und Unterhausen die Basis zu einer Großstadt zu legen, die ihm dann aber 1949
wieder entzogen wurde. Erst mit der kommunalen Gebiets- und Verwaltungsreform
in den siebziger Jahren konnte er Reutlingen den Weg jenseits von 100.000
Einwohnern ebnen. Erreicht wurde dieses Ziel 1988, also vor 30 Jahren, zu einem
Zeitpunkt, an dem zum Beispiel die genuin hier entstandene Textil-Industrie keine
Bedeutung mehr hatte. Nein, Reutlingen wurde durch den ländlichen Raum Großstadt.
Und sie ist heute Großstadt, weil in ihren Vororten viele Bürger wohnen, die hier
gar nicht ihr Geld verdienen. Kein guter Ansatz. Aber den Stadträten wird's
gefallen haben.
Das Industriemuseum soll als "interdisziplinärer,
partizipativer Lernort" entstehen. Hört sich toll an - vor allem bei
Lehrern, die den Besuch dieses neuen Museums dann in ihre Jahresplanung
einbauen können. Ein Pflichtprogramm für alle Schüler. Damit besteht die
Gefahr, dass aus der Geschichte der Reutlinger Wirtschaft und Industrie Sozialpädagogik
wird. Aber vielleicht wird darin ja auch von vielen eine Chance gesehen - für
die Menschen, die im 21. Jahrhundert die Verhältnisse bestimmen, die
sogenannten Dienstleister, die das alles entsprechend medial aufbereiten.
Laut Zeitungsbericht müsse dies ein "Mitmachmuseum"
(Niclas-Tölle) werden, "auch um die zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter
in dem bisherigen Industriemagazin einzubinden" (GEA). Mitmachen? Einbinden?
Mon Dieu, das sind die Helden, das sind die Macher!!! Das sind die, die seit
1986 die Idee des Magazins am Leben erhalten haben! Werden sie jetzt der
Sozialpädagogik unterworfen? Wer je einen Vortrag von ihnen unter den
Verhältnissen des jetzigen Industriemagazins gefolgt ist, weiß, dass es
authentischer nicht geht. Baut das Museum um diese Menschen herum!!!
Das wäre auch im Sinne der "Reutlinger Bürger" wie
Gustav Werner, Wilhelm Maybach und Friedrich List, denen Niclas-Tölle wohl eine
zentrale Rolle zukommen lässt. Keine schlechte Kombination, fürwahr - vor allem
Beispiele dafür, wie wenig sich das Leben planen lässt. Nur List ist hier
gebürtig, seine Wirkung überstrahlt eine ganze Epoche. Ohne Gustav Werner (was
für ein Charakter!) hätte Gottlieb Daimler wohl niemals Maybach kennengelernt. Das
ist Weltgeschichte. Und damit übersteigt die Phantasie jedes Großstadt-Denken,
das dann nur noch lächerlich wirkt.
Reutlingen braucht ein Industriemuseum. Ohne Zweifel und mit
höchster Priorität. Und es könnte sogar ein echter Renner werden, wenn es sich in
seiner Konzeption von aller Großstadtsucht befreit. Die Reutlinger können und
wollen auch ohne das stolz auf ihre Stadt sein - und natürlich auf sich selbst.
Wenn man so hört, welche Namen momentan im Umfeld der
bevorstehenden OB-Wahlen gehandelt werden, dann besteht die große Hoffnung,
dass diese seit Kalbfell-Zeiten bestehende Manie zu Ende ist. Wir sind im
siebten Himmel.
Da bleibt nur noch eins: Rückstoß zur Erde.
Bildertanz-Fotos:Raimund Vollmer
Dienstag, 24. Juli 2018
Das Spiel ist aus - Kommentar zum Verzicht von Barbara Bosch
"Wir spielen ein Spiel solange, bis einen das Spiel spielt."
Hans-Georg Gadamer (1900-2002), deutscher
Jahrhundertphilosoph
Ein erster Versuch, die "Ära Bosch" zu verstehen. Von
Raimund Vollmer
Nun haben wir die Wahl.
Frau Bosch tritt nicht mehr an. Ein völlig neues Rennen ist
eröffnet. Reutlingen bekommt nächstes Jahr, 70 Jahre nach Gründung der
Bundesrepublik, seinen fünften Oberbürgermeister.
Natürlich werden jetzt in den Medien die Verdienste und
Versäumnisse unserer seit 2003 regierenden OB aufgezählt. Wie gut ihre Bilanz
ist, werden wir erst dann erfahren, wenn sie eigentlich schon längst vergessen
ist. In zehn Jahren, in anderthalb Jahrzehnten. Denn ihre Entscheidung, sich
nicht mehr einer Wiederwahl zu stellen, fällt in einer Zeit des totalen
Umbruchs, den sie zum Teil selbst ausgelöst, dessen Opfer sie aber auch wurde. Was
am Ende dieser Umwälzungen herauskommt, können wir allenfalls erahnen - und dabei
geht es nicht um solche Petitessen wie Digitalisierung.
Die Digitalisierung ist ein Prozess, der in einer Zeit
begonnen hat, als unsere OB (Jahrgang 1958) noch zur Schule ging. Die Anfänge
gehen zurück in die Zeiten Oskar Kalbfells, des ersten Nachkriegs-OB
Reutlingens.
Die Digitalisierung ist eine uralte Sache. Genau so sind es
die anderen Themen, die sich unsere Oberbürgermeisterin vor allem auf die
Fahnen geschrieben hatte: die Familienpolitik, die Kultur, die
Stadtentwicklung. Das sind Klassiker. Und auf diesen Feldern scheint sie aus
heutiger Sicht gescheitert zu sein. Zu wenig Ganztags-Kindergartenplätze, zu
wenig Wohnungen, zu viel Honoratioren-Kultur, zu viele Klotzprotzbauten - ach,
es ließe sich vieles nennen. Und wir hier im Bildertanz haben ja in den letzten
zehn Jahren einiges an manchmal scharfer Kritik zusammengetragen. Ob wir mit
der Kritik richtig lagen oder nicht, bleibt natürlich der Meinung der Leser
überlassen.
Eins ist jedoch sicher, eins muss man Barbara Bosch
unbedingt attestieren: Sie ist eine sehr, sehr mutige Frau, vielleicht sogar
die Mutigste von allen, die hier in Reutlingen im Amt waren. Und das verdient
Respekt. Es war Mut unter Verzicht auf jegliche Form einer Legendenbildung -
womit allerdings nicht gesagt sein soll, dass unsere Oberbürgermeisterin fern
jeglicher Eitelkeit ihr Amt ausgeübt hat. Da ist sie schon auf ihre Kosten
gekommen. Und das ist auch in Ordnung.
Bei aller Kritik an ihr hinterlässt sie uns im kommenden
Jahr drei große Fragezeichen. Und vielleicht ist das sogar ihr größtes
Vermächtnis, nicht die Antworten, sondern diese drei Fragen, die sie irgendwie in ihrer Amtszeit begleitet haben.
Was ist Fortschritt? Für alle ihre Vorgänger war dies keine
Frage. Jeder glaubte sich auf der Höhe der Zeit. So war die Moderne, so sah sie
sich. Heute wissen wir einfach nicht mehr, was Fortschritt ist. Beispiel: Autofreundliche
Städte - das war einmal. Und jetzt? Industrie - schon lange nicht mehr, was
dann? Dienstleistung - wirklich die Zukunft oder vielleicht schon Vergangenheit?
Frau Bosch lavierte zwischen den Möglichkeiten, aber sie definierte sie nicht -
weil ihr dafür möglicherweise auch die Partner fehlten.
Dass die Firma Bosch sich bei der Zukunft für Dresden entschied,
könnte man zwar als einen Fingerzeig für zu wenig Zukunftsfähigkeit unserer
Stadt ansehen, aber man könnte mit derselben Überzeugung auch sagen: Vielleicht
ist diese Milliardenprojekt, für das Bosch inzwischen fieberhaft nach
Mitarbeitern sucht, gar nicht so doll. Ist der Bau von Chips wirklich ein
Europa-Thema? Seit vierzig Jahren erzählen wir uns das. Mit ständig steigenden Subventionszahlungen. Vielleicht liegt der
Fortschritt ganz woanders. Ein Thema, über das wir in Reutlingen reden müssen. Unbedingt!
Dazu brauchen wir aber auf allen Ebenen neue Köpfe. Dafür hat Frau Bosch jetzt
den Weg frei gemacht.
Was ist Demokratie? Mit einem Bürgerentscheid zum Thema
"Stadthalle" erfüllte sie den Wunsch nach mehr direkter Demokratie. Sie
schien eine gute Antwort auf die Forderung Willy Brandts (1969) nach "Wir
wollen mehr Demokratie wagen" gefunden zu haben. Doch das Internet, die
sozialen Medien insbesondere, waren für sie wohl mehr Demagogie als Demokratie.
Bei Weihnachtsansprachen hat sie z.B. Kommentare aus dem Bildertanz zitiert,
ohne ihn als Quelle zu nennen. Auch hier lavierte sie. Sie ärgerte sich über
die Kritik, wollte sie aber zugleich ignorieren. Ein geradezu klassisches
Verhalten.
Nun hat sie durch die Ergebnisse des Markenbildungsprozesses erfahren, dass der Kern dieser Kritik seinen Widerhall in 10.000 ausgefüllten Fragebögen gefunden hat. Rekordverdächtig. Wäre sie dabei geblieben, mehr auf die Bürger zu hören und deren Meinung anzuerkennen, hätte sie weiterhin den Markenbildungsprozess souverän begleiten können. Aber so ist ihr die Meinungshoheit entglitten. Sie hat zu sehr denen geglaubt, die ihr aus Ureigeninteresse zujubelten. Man hat das Barometer von der Wand genommen.
Dennoch ist sie in dieser Beziehung ihren Kollegen in anderen Großstädten voraus. Jetzt weiß jeder in RT, dass die Politik der letzten 30 Jahre nicht unbedingt die Bürger hier stolz machte. Und wir, wir wissen jetzt auch, was wir denken. Frau Bosch hat das "Mehrdemokratiewagen" schon als Chance verstanden, meinte aber mit mütterlicher Pädagogik dies meistern zu können. Vielleicht kein Zukunftskonzept.
Nun hat sie durch die Ergebnisse des Markenbildungsprozesses erfahren, dass der Kern dieser Kritik seinen Widerhall in 10.000 ausgefüllten Fragebögen gefunden hat. Rekordverdächtig. Wäre sie dabei geblieben, mehr auf die Bürger zu hören und deren Meinung anzuerkennen, hätte sie weiterhin den Markenbildungsprozess souverän begleiten können. Aber so ist ihr die Meinungshoheit entglitten. Sie hat zu sehr denen geglaubt, die ihr aus Ureigeninteresse zujubelten. Man hat das Barometer von der Wand genommen.
Dennoch ist sie in dieser Beziehung ihren Kollegen in anderen Großstädten voraus. Jetzt weiß jeder in RT, dass die Politik der letzten 30 Jahre nicht unbedingt die Bürger hier stolz machte. Und wir, wir wissen jetzt auch, was wir denken. Frau Bosch hat das "Mehrdemokratiewagen" schon als Chance verstanden, meinte aber mit mütterlicher Pädagogik dies meistern zu können. Vielleicht kein Zukunftskonzept.
Was ist Macht? Das ist die Schlüsselfrage. Barbara Bosch hat
auch hier versucht, in guter alter Politikermanier zwischen den möglichen
Antworten zu lavieren. Sie suchte schon den Kontakt zu den Menschen, sie war
Autorität, sie war sich ihres Amtes bewusst. Aber bei aller Volkstümlichkeit
war ihr Machtverständnis doch immer top-down gerichtet. Sie gehört zu jener
Generation, die mit dem Instrumentarium der repressiven Toleranz aufwuchs. Sie
war der direkte Weg in die Manipulation. Das Ergebnis war - zu viel Taktik, zu
wenig Strategie. Exzellent gespielt hat sie aber die Machtfrage bei der
Stadtkreis-Thematik. Nicht etwa, weil sie erfolgreich sein wird damit,
wahrscheinlich wird die Gründung abgelehnt, sondern weil sie den Mut hatte, die
Politiker im Land mit der Gretchenfrage zu konfrontieren: Wie haltet Ihr es
denn mit der Souveränität? Dürfen wir das Spiel spielen oder werden wir
gespielt?
Frau Bosch wollte nicht gespielt werden - vielleicht hat sie
deswegen zu viel laviert.
Aus persönlichen Gründen hat sie entschieden, sich nicht
mehr einer Wiederwahl zu stellen.
Das Spiel ist aus. Wer steht nun zur Wahl?
Das Spiel ist aus. Wer steht nun zur Wahl?
Bildertanz-Quelle:Raimund Vollmer
Ein Hochhaus: noch dreimal hoch - dann ist's soweit
Das Stuttgarter Tor wächst und wächst - Insgesamt 18 Stockwerke sollen es werden.
Bildertanz-Quelle:Raimund Vollmer
Bildertanz-Quelle:Raimund Vollmer
Samstag, 21. Juli 2018
Nachtaufnahmen
| ||
Bildertanz-Quelle: Rainer Hipp |
Bildertanz-Quelle: Rainer Hipp |
Bildertanz-Quelle: Raimund Vollmer
Jüngste und etwas ältere (Rainer Hipp) Nachtaufnahmen. Als wäre sie Teil eines Harry-Popper-Films - das Bild von Cornelia Kreim. Noch mit Langsteg die Skyline am Tübinger Tor. Aufnahmen von dieser Woche vom GWG-Gebäude und unserer Stadthalle.
Donnerstag, 19. Juli 2018
Auf dem Weg zur Marke: DER TUNNEL ZUR ALB
(Kommentar) So richtig gefreut wird sich unsere OB ganz bestimmt nicht.
Nach 15 Jahren Engagement für diese Stadt ist Reutlingen im Ansehen der Bürger
nichts anderes als Mittelmaß - und das auf der Basis von nahezu 10.000 ausgefüllten
Fragebögen. Barbara Bosch, Oberbürgermeisterin von Reutlingen, war gestern bei
der Präsentation der Umfrageergebnisse zum Markenbildungsprozess eher
zurückhaltend. Und auch das Begleitprogramm um Helge Thun sprühte nicht mehr
mit so viel Esprit wie noch bei der Erstpräsentation am 16. Januar 2018 in der
Stadthalle. Es herrschte Ernüchterung. Die Bruddler, die zu Jahresbeginn noch
als eine Minderheit angesehen wurden, waren plötzlich mehrheitsfähig.
Da gingen selbst die Bielefelder, deren Umfrageergebnisse
mit denen der Reutlinger verglichen wurden, empathischer mit ihrer Stadt um. Dabei
gehört Bielefeld zu Westfalen, das mit rheinischer Frohnatur so wenig zu tun
hat, wie Schwaben mit Baden. In Bielefeld, einer Großstadt mit 300.000
Einwohnern, hatten 2016 die Bürger rund
5.500 Fragebögen ausgefüllt. Sie hatten ihrer Stadt mehrheitlich mit einer Zustimmung von
mindestens sieben von zehn Bewertungspunkten Stärken wie "facettenreiche
Kultur", "Stadt der Bildung und Wissenschaft", "starke
Wirtschaft" und "lebenswerte Großstadt" attestiert. Vier Big
Points, aus denen man etwas machen kann, um die Außenwirkung dieser
ostwestfälischen Großstadt zu stärken. Alles Dinge, alles Themen, in denen sich
auch das Eigenengagement der Bürger manifestierte.
Und nun Reutlingen. Hier musste die Schwelle von Mittelmaß
in Richtung Stärke auf sechs Bewertungspunkte gesenkt werden, um wenigstens mit
drei Themen oberhalb der Linie glänzen zu können. Ganz hoch oben stand dabei die "attraktive
Lage", ein Punkt, den man von der Natur geschenkt bekam. "Starker
Wirtschaftsstandort" und "entspannte Einkaufsstadt" sind die
zwei weiteren Themen, mit denen Reutlingen in der Außendarstellung reüssieren
konnte. Es gab da noch einen vierten Punkt, das "Bildungsangebot",
das sogar an zweiter Stelle lag, aber außen vor blieb, weil es nach Meinung der
Markenforscher zu wenig "Treiberwirkung" entfalte. Das war schon ziemlich
ernüchternd. Und das tat ganz bestimmt auch weh. Unsere Oberbürgermeisterin
wirkte schon ein wenig kleinlaut, als sie am Schluss der Präsentation von Helge
Thun interviewt wurde. Kein Knüllerabend. Da half auch nicht mehr die
Spaßebene, kein Dodokay, kein TauschRausch.
Besonders enttäuschend war, dass das
"Kulturangebot" der Stadt das zweitschlechteste Ergebnis (nach
"Familie und Wohnen") bekommen hat - das waren ja die Themen, denen
sich unsere Oberbürgermeisterin in den anderthalb Jahrzehnten ihrer Amtszeit besonders
verpflichtet sah. Und die hohe Beteiligung, die diese Umfrage zumindest nach
der Zahl der ausgefüllten Fragebögen auswies, lässt mutmaßen, dass sich eine
Menge Frust aufgestaut hat.
Hatten wir vom Bildertanz, die ja bis in die Leserkommentare
auf Facebook hinein eine eher kritische Einstellung zu dieser Stadt in der
Vergangenheit hatten, mit unserer distanzierten Haltung zu etlichen Projekten doch
recht? Ist Reutlingen tatsächlich nicht
so gut, wie das handelnde Establishment bislang meinte? Oder sind es wir, die
Bürger, die die Stärken dieser Stadt einfach nicht objektiv sehen und
"Reutlingen unter Wert verkaufen"?
Nach dem Krieg nannte sich diese Stadt jahrzehntelang "das Tor zur
Alb", werbetechnisch kein schlechter Spruch, über dessen
Selbstgefälligkeit man auch ein wenig lächeln konnte. Wer hinauf auf die Alb wollte, musste
durch Reutlingen durch. Und jetzt geht der Weg durch den Tunnel des Scheibengipfels.
So ist es gewollt, so ist es erwünscht und erkämpft. Von unserer Stadt bekommt
man da als Durchreisender gar nichts mehr mit. Reutlingen ist verschwunden. Eine
Tatsache, die uns erst noch bewusst werden muss. Weshalb soll man nach
Reutlingen rein? Zum "entspannten Einkaufen", das so lange
"entspannt" sein wird, solange es noch Geschäfte gibt? Und die niedrige Arbeitslosigkeit in unserer Stadt ist weniger ein Zeichen der wirtschaftlichen Stärke, sondern dem fehlenden Angebot an Arbeitsplätzen. Fragen Sie mal in Ihrer Umgebung, wer tatsächlich in Reutlingen arbeitet? Reutlingen ist als Schlafstadt ein Stück Stuttgart.
Unsere Stadt braucht einen mächtigen Schub. Die Marketiers von "brandmeyer", die den Markenbildungsprozess leiteten und präsentierten, sind damit überfordert, wie sie auch gestern sehr dezent andeuteten. Das muss Reutlingen selbst leisten. Noch haben wir die Kraft dazu. Der Stadt fehlen nur die Ideen. Hoffentlich ist diese Botschaft
im Rathaus angekommen.
Da muss übrigens deutlich mehr her als nur die "Fan-Projekte",die unsere OB gestern anregte - eine Idee, die übrigens aus Bielefeld importiert wurde.
Da muss übrigens deutlich mehr her als nur die "Fan-Projekte",die unsere OB gestern anregte - eine Idee, die übrigens aus Bielefeld importiert wurde.
Bildertanz-Quelle:RV
Abonnieren
Posts (Atom)