CORONA - unser Sorgenstern |
Von Raimund Vollmer
Die folgende Story entdeckte ich in meinem Archiv, gefunden hatte ich sie rein zufällig in einer 15 Jahre alten Ausgabe des Wall Street Journals. Sie steht nicht im Verdacht, im Umfeld der Corona-Pandemie oder der Kritik von US-Präsident Trump an der WHO recherchiert worden zu sein. Eigentlich war ich nur darauf aufmerksam geworden durch den Einstieg, der Infektions- Krankheiten aufzählte, an denen jährlich Abertausende Menschen sterben, ohne dass jemand je auf den Gedanken gekommen ist, deshalb die ganze Weltwirtschaft herunterzufahren. (Ich habe diese Story adaptiert. Die Originalquelle steht unten.)
Kennen Sie Schistosomiasis ? Nein? 200 Millionen Menschen sind davon betroffen, 600 Millionen gar gefährdet. Kennen Sie den Rotavirus? Ist hochansteckend, erzeugt heftigen Durchfall, vor allem Kinder sind betroffen. Fast 500.000 Kinder sterben daran. Jährlich.
Kennen Sie Leishmaniasis? Nahezu eine halbe Million Menschen gehen daran jährlich zugrunde. Der Erreger wird über die Sandmücke übertragen, deren Bestand sich durch die globale Erderwärmung bis in unsere Sphären erweitert.
Kennen Sie japanische Encephalitis? Wer davon befallen wird, muss damit rechnen. dass diese Erkrankung sein Gehirn schädigt. Jeder Dritte stirbt sogar.
Nur wer ein besonderes Mittel, gewonnen aus dem Gehirn einer Maus, anfangs bezahlen konnte, war davor geschützt. In China war dann ein weitaus günstigerer Impfstoff entwickelt worden, der schließlich 200 Millionen Menschen verabreicht wurde. Aber nur in China. Außerhalb des Landes unterlief die Weltgesundheitsbehörde WHO die Verbreitung dieses Impfstoffs, verweigerte ihm ihren Segen. Dann kam ein Doktor 1999 auf die Idee, 200.000 Dosen dieses Impfstoffs nach Nepal auszufliegen und bewies, dass Kinder mit einer einzigen Dosis geschützt werden konnten. Doch die WHO "zuckte nur mit den Achseln und steckte ihre Finger in die Ohren", schrieb 2005 das Wall Street Journal, also lange vor Trump und Corona. Der Name des amerikanischen Arztes war Scott Halstead.
Ein Jahr später war die amerikanische Ärztin Julie Jacobson in Indien und sah, wie diese Krankheit die Krankenhäuser füllte. Als sie hörte, dass es ein preiswertes, aber von der WHO geschmähtes Mittel dagegen gab, nahm sie wutentbrannt Kontakt zur Stiftung von Melinda und Bill Gates auf. Die Stiftung half, alle Barrieren zu überwinden.
Und die Moral von der Geschicht: Institutionen übernehmen keine Verantwortung, Menschen tun dies. Nur auf die können wir zählen.
Damit kein falscher Eindruck entsteht, diese Geschichte ist keine Antwort auf unsere Probleme, aber sie hat mich nachdenklich gemacht in meinem Vertrauen an Institutionen und deren Vernunftverstärker.
The Wall Street Journal, December 21, 2005, Sebastian Mallaby: "The Heartbreak of a Cure Within Reach"
Bildertanz-Quelle:Dimitri Drofitsch