Montag, 24. Januar 2011

Email aus Amerika: Ein Junge erzählt vom Kriegsende in Reutlingen

Reutlingen, 15. Januar 1945. Er war damals 13 Jahre alt - der Bube, der heute in den USA lebt und von dort aus unsere BILDERTANZ-Blogs begleitet. Der Bombenhagel hatte gegen Ende des 2. Weltkrieges auch Reutlingen erreicht. Und der Junge, von dem wir hier erzählen, beobachtete den Angriff der alliierten Flieger am Himmel über Reutlingen. "Es war meine erste Begegnung mit dem, was man Totaler Krieg nannte", erinnert er sich in seinem Schreiben an uns. Denn nach den Angriffen am 15. Januar wurde er für die nächsten beiden Tage zum sogenannten Noteinsatz abkommandiert. Er sollte Leichen ausgraben und Köperteile aufsammeln - "nicht gerade eine Beschäftigung für Teenager. Aber Befehl ist Befehl." Nach einigen Stunden, in denen man sich an die fürchterliche Arbeit gewöhnt hatte und das Essen ihm nicht mehr hochkam, nahm man die Arbeit schicksalsergeben hin. Doch schlimm war es immer wieder, wenn die Feuerwehrpumpen nicht mehr saugten, weil Körperteile den Eingang von den Schläuchen verstopften. "Ich musste dann einen Arm oder ein Bein vom dem Saugstutzen entfernen."
Als unser Freund, den Sie hier als Old Guy kennen, sich aufgrund eines Berichts von Walter Ott in "Wannweil im Bild" erinnerte, musste er daran denken, dass er justament den 23. Geburtstag seiner Enkelin Nicole gefeiert hatte, und er wünschte sich, dass ähnliche Erfahrungen seinen Kindern und Kindeskindern erspart bleiben und dass sie nie mit einem totalitären Regime konfrontiert werden.

1 Kommentar:

Harry Pasiak hat gesagt…

Für mich ist es eine besondere Ehre und ein Vergnügen mit dem "Old Guy" ab und zu per Email zu kommunizieren... :)
Er hat immer die richtigen Worte zur richtigen Zeit für mich gefunden und dafür danke ich ihm an dieser Stelle öffentlich!