Donnerstag, 22. September 2011

Reutlingen - eine Stadt schafft sich selbst (Teil I)

Aus den Geschichtsblättern, Jahresheft 1928, Stadtpfarrer Dr. Gottfried Maier, Tübingen: "Werden der Reichsstadt Reutlingen":
»Die Entwicklung zur Stadt wurde mehr unter dem Sehwinkel des Anteils der Achalmgrafen dargestellt und bedarf einer Ergänzung im Hinblick auf die in der Gemeinde selbst liegenden Voraussetzungen.
Man sollte erwarten, dass der alte Vorort des Gaus, Pfullingen, des weiteren Aufstiegszur Stadt teilhaftig geworden wäre. Doch abgesehen von der ungünstigeren Verkehrslage wird das neue Grafengeschlecht eher geneigt gewesen zu sein, den Sitz der alten Grafenfamilie, die noch nicht ganz ausgestorben war, drunten zu halten. Nun wäre in Reutlingen mit der Ansiedlung auch einer Masse abhängiger Leute noch wenig geholfen gewesen. Im alten Reutlingen selbst mussten kräftige Fermente vorhanden sein, die den Fortschritt ermöglichten und ihm zustrebten. Nicht hörige Leute waren die konstitutiven Elemente einer Stadt. Wo der König eine Burg des Friedens aufrichtete, mussten auch Männer vorhanden sein, die imstande waren, ihn aufrecht zu erhalten. Die Stadt, die in ihrer Frühzeit Beweise unbesieglichen Lebens gab, kann ihr Dasein nicht nur einem ganz willkürlichen Akt eines einzelnen Grafen verdanken, ja es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass der Hauptanstoß von Reutlingen selbst kam.«

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