Es war in den vergangenen Wochen der wiederholte Versuch,
mich in meiner Arbeit als Blogger zu beeindrucken - und der Versuch kam aus
Ecken, aus denen ich das nicht erwartet hatte. Es ging um Kleinigkeiten in den
Veröffentlichungen, nicht darum, dass etwas falsch dargestellt wurde, also um
Irrtümer oder Fehler meinerseits. Solche Hinweise nimmst Du mit Dankbarkeit auf, du
vertraust sogar darauf, dass deine Fehler korrigiert werden. Es ging auch nicht
darum, dass ich in Kommentaren oder anderen Formen des Meinungsbeitrages mich
abfällig über andere geäußert habe. (Ich hoffe, dass ich mir in dieser
Beziehung nichts vorzuwerfen habe). Es ging eher darum, dass ich mit dem
aneckte, was meinem Selbstverständnis als Journalist entsprach, also mit dem
Wunsch zu informieren und zu erinnern. Damit gerät man mitunter auf Felder, die
nicht jedem gefallen.
Ich tat und tue dies nicht in böser, heimtückischer Absicht,
sondern weil ich - wie jeder Journalist - zutiefst davon überzeugt bin, dass
der Leser in der Lage ist, sich eine eigene Meinung zu bilden. (Alles andere
wäre ja auch arrogant.)
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es alles andere als ein
Erholungsbad ist, wenn man als Person selbst Gegenstand einer Berichterstattung oder eines Kommentars
ist, die einem von vorne bis hinten nicht gefallen. Wer sich in die
Öffentlichkeit begibt, muss das aushalten können - so schwer das auch manchmal
fällt.
Man kann auf dreierlei Art & Weise damit fertig werden:
entweder man ignoriert dies (was zumeist die beste aller Lösungen ist, weil sie
einfach dem Leser vertraut), man antwortet mit einer Richtigstellung (die
zumeist nach Rechtfertigung klingt und deshalb nur zweite Wahl sein kann), oder
man zieht sich zurück (ob vornehm oder beleidigt ist dabei unwichtig) und
schickt andere vor.
Das ist die Situation als
Betroffener.
Gilt sie in ähnlicher Form auch für den, der schreibt? Soll er
erst gar nicht das schreiben, was andere treffen könnte, gleichsam um des
lieben Frieden Willen? Das ist sehr bequem. Ich bin jetzt seit 40 Jahren im
Journalistenberuf - und ich habe mich am Ende durchweg über mich selbst
geärgert, wenn ich unter Umgehung allen Ärgers zurückgehalten habe. Ich habe gemerkt, dass
diese Haltung falsch ist. Nein, man sollte die Dinge beim Namen nennen und dem
Leser vertrauen. Wie ist dies nun bei Blogs? Wie soll man sich da verhalten?
Wie viel Journalismus verträgt zum Beispiel der Bildertanz? Ist er
vielleicht nur eine Veranstaltung der schönen Bilder und Erinnerungen? Als
Urheber des Bildertanzes und seiner Blogs maß ich mir das Recht an, in dieser
Beziehung die Richtlinien festlegen zu dürfen. Es ist die sogenannte
verlegerische Richtlinienkompetenz, es sind die Richtlinien, nach denen ich vor
40 Jahren journalistisch erzogen worden bin.
Weil für mich die Meinungsfreiheit eines der wichtigsten
Errungenschaften der vergangenen 250 Jahre ist und untrennbar zu den
Menschenrechten gehört, der größten geistigen Errungenschaften der Menschheit
überhaupt, tue ich mich hier äußerst schwer mit jeglicher Einschränkung.
Deswegen bin ich auch dagegen, dass Dritte ungefragt Kommentare anderer löschen
(es sei denn, es sind eindeutig Spams). Es gibt in unseren Blogs auch Beiträge
anderer, zu denen ich eine andere Meinung habe. Ich habe noch nie von einem
Mitblogger gefordert, dass er diesen Beitrag löscht oder verändert. Ebenso
denke ich über Kommentare. Bei uns hat jeder die Möglichkeit, auch anonym seine
Meinung kundzutun. Solange sie nicht andere beleidigt, werde ich diese
Kommentare niemals löschen. Ich bin überzeugt, dass meine Mitblogger ebenso
denken. (Ich selbst habe nur ein einziges Mal, die Kommentierung eines eigenen
Blogeintrags durch Dritte gesperrt, weil ich damit eine bestimmte Reaktion
auslösen wollte. Ich bekam darüber genau die Empörung über mein
"Fehlverhalten", die ich haben wollte.)
Auch wenn jemand seinen eigenen Blogeintrag aus Gründen, die
nur er kennt, löscht, dann habe ich das nie hinterfragt. Das ist seine Verantwortung. Im Bildertanz-Blog
kann jeder nach seiner Facon glücklich werden. Und im Grunde genommen erwarte
ich von meinen Mitbloggern, dass sie ähnlich denken. Deswegen müssen wir noch
lange nicht einer Meinung darüber sein, wie sich der ein oder andere hier
einbringt. Der Bildertanz ist ein bürgerlich-liberales Umfeld.
Es gibt Blogger, die aktuellen Konfliktfeldern grundsätzlich
aus dem Wege gehen. Es gibt andere, die sich heißblütig auf solche Themen
stürzen. Es gibt wieder welche, die aus allem eine bunte Mischung machen. Aber
hinter jedem spürt man das persönliche Engagement, den Spaß an der Sache. Und
der ist entscheidend. Wir sprechen mit vielen Zungen, aber nie mit einer
gespaltenen.
An den Seiten des Bildertanzes standen und stehen immer
wieder Organisationen, die versuchen, Einfluss zu nehmen. Direkt oder indirekt.
In gewisser Weise ist das auch ein Kompliment. Wir zeigen Wirkung. Aber niemand
kann über den Bildertanz verfügen. Und ich habe den Eindruck, dass wir in
diesem Geist als Blogger miteinander verbunden sind. Man kann darüber streiten,
ob der ein oder andere Beitrag angemessen ist. Eine solche Auseinandersetzung
gehört zur Demokratie wie die Gewaltentrennung, zu der die Presse als
sogenannte vierte Macht informell gehört.
Unter jedem Beitrag steht ein Name, eine Person, ein
Individuum, keine Institution. Natürlich sind wir stolz darauf, dass hinter
manchem dieser Menschen Geschichts- und Heimatvereine stehen, die uns
unterstützen und selbstverständlich auch ihre Interessen (Veranstaltungshinweise
etc.) einbringen. Offen und ehrlich.
Aber keine Institution hat das Recht, die Beiträge anderer
zu löschen oder löschen zu lassen. Diese Rechte betreffen nur die eigenen
Beiträge. Wer damit nicht einverstanden ist, von dem werden wir uns im Namen
der Presse- und Meinungsfreiheit trennen. Wir leben von dem Idealismus unserer
Autoren und all den Hunderten von Mitbürgern, die uns ihre Bilder zur Verfügung
stellen. Aus dieser Haltung beziehen wir unser Selbstverständnis. Dafür stehen
wir. Das ist der Geist des Bildertanzes. Bald gibt es uns als Blog fünf Jahre.
Eine lange Zeit im Internet. Und wir sind stolz auf unser Durchstehvermögen.
Bedanken möchte ich mich im Namen des gesamten Bildertanzes
bei allen, die souverän es ausgehalten haben, wenn im Bildertanz einmal ein
Beitrag gestanden hat, der sie persönlich betraf und nicht auf unbedingtes
Wohlgefallen gestoßen ist. Sie sind die heimlichen Helden des Bildertanzes.
Euer
Raimund Vollmer
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