Da wir mit unserer Aktion "Von der Mark zum Mond" auch Krieg und Nachkrieg streifen, entdeckte ich bei der Recherche in unserem Bildertanz-Blog diese Geschichte, die uns 2009 per Email zugesandt wurde. Sie weist uns zurück in eine Zeit, als Deutschland aufgteilt war in Besatzungszone. Und genau diesem Zustand haben zwei junge Menschen zu verdanken, dass sie sich kennengelernt haben. Kurzum: Solche Geschichten schreibt nur das Leben. Die Lichtensteiner werden bestimmt sofort erraten, welche Familie sich hinter dieser Liebesgeschichte verbirgt:
»Im
Jahr 1946 sind mein Großvater und mein Vater zu Verwandten nach
Sindelfingen, damals in der amerikanischen Zone, mit ihrem Auto gefahren
und wollten abends natürlich wieder zurück nach Unterhausen. Es lag
damals in der französischen Zone. Beide Male „natürlich“ ohne
Passierschein.
Es kam, wie es kommen musste, und sie wurden
festgenommen. Für eine Nacht wurden sie in Tübingen eingesperrt. Knapp
eine Stunde später wurden dort ebenfalls eine ältere und eine jüngere
Frau für eine Nacht hinter Gitter gebracht. Sie waren ebenfalls mit dem
Zug ohne Passierschein über die „Zonengrenze“ illegal eingereist.
Erfahren
hatten das Geschehene mein Großvater und Vater dadurch, dass sie wohl
in einer Zelle daneben untergebracht waren und daher eine Unterhaltung
möglich war. So hatten sie auch erfahren, dass die ältere der beiden Frauen
aus Pforzheim kam und und die Jüngere aus der Marburger Ecke gereist
war. Sie wollte gemeinsam mit ihrer Tante ihren Bruder besuchen, der in
Münsingen von den Franzosen als Kriegsgefangener eingesperrt worden war.
Natürlich war es für die beiden Frauen alles andere als einfach, mit
dem Zug von Tübingen nach Münsigen zu fahren.
Mein Großvater und mein
Vater, die beide eigentlich ihr ganzes Leben lang stets hilfsbereit
gewesen waren, entschieden, die hübsche junge Frau und ihre Tante mit
dem Auto nach Münsingen zu fahren. Am nächsten Tage sind alle vier
freigelassen worden, und so konnte die Reise wieder legal über
Unterhausen nach Münsingen fortgesetzt werden. Aus diesem eintägigen
„Gitteraufenthalt“ entstand zwischen den beiden jungen illegalen
Grenzüberschreitern eine so tiefe Liebe, die dann im Jahr 1947 in einer
Hochzeit in Unterhausen ihren legale Bedstätigung bekam.
Aus dieser Ehe sind sechs Kinder hervorgegangen.«
Mutter und vier der insgesamt sechs Kinder
Bildertanz-Quelle: Werner Vöhringer (Werner betreut seit 2008 unseren Blog in Lichtenstein)
1 Kommentar:
Was für eine schöne Geschichte!!!
Müsste mir jetzt eigentlich eine Träne abwischen.
D. Kuhl
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