Donnerstag, 5. Juni 2014

Acht Millionen Menschen transportierte jährlich die Reutlinger Straßenbahn...

... und war damit ein ungemein erfolgreiches Verkehrsmittel. Im Schnitt waren dies 21.000 Personen pro Tag. Trotzdem wurde sie 1974 abgeschafft. Wegen Unwirtschaftlichkeit. Noch zwanzig Jahre zuvor hörte sich das in einem Lehrbuch über "Volkswirtschaftspolitik" viel, viel positiver an.

1955: »Unter den Transportmitteln des (städtischen) Straßenverkehrs kommt der Straßenbahn noch heute das Prädikat technischer Hochleistung zu. Die Größe des von den Straßenbahnen bewältigten Verkehrsumfanges wird beispielsweise illustriert durch den Hinweis, daß sie in der westdeutschen Bundesrepublik im Jahre 1951 rd. 3,1 Mrd. Personen (gegenüber 1,23 Mrd. Personen der Bundesbahn befördert haben; bei solchen Vergleichen bleibt freilich die durchschnittliche Reiseweite (Personenkilometer) außer Betracht. 

Die Stellung der Straßenbahn im System der Verkehrsmittel ist nicht eindeutig, weil sie auch dem Schienenverkehr zugeordnet  werden kann und damit der Eisenbahn näher verwandt ist als den nicht an Schienen gebundenen Straßenverkehrsmitteln. 

Aber gerade aus dieser Doppelstellung der Straßenbahn ergeben sich ihre besonderen Vorteile. Da sie innerhalb der allgemeinen Straße auf einer ihr angepaßten Schienenunterlage läuft, genießt sie den Vorzug geringeren Roll- und Reibungswiderstandes, der Verwendbarkeit anderer mechanischer Triebkräfte (Elektrizität) mit allen positiven Folgen für Schnelligkeit, Pünktlichkeit, Massenhaftigkeit und Billigkeit des Transports. Freilich setzt die Ausschöpfung dieser Möglichkeiten ein konstantes starkes Verkehrsbedürfnis voraus, da andernfalls die hohen fixen Kosten des Straßenbahnbetriebes (Schienen, Straßenbefestigung, elektrische Oberleitung, Stationsbauten) die einzelne Transportleistung zu sehr belasten würden.«
Wilhelm Meinhold in "Volkswirtschaftspolitik"
 
 Bildertanz-Fotos: Wolf-Rüdiger Gassmann

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