Donnerstag, 2. Oktober 2014

Der Marktplatz und die Schrannen

Wer glaubt, dass dieHolzbänke, auf denen die Marktleute ihre Waren in Reutlingen auf dem Marktplatz anboten, der Vorkriegszeit angehören, irrt sich ganz gewaltig. Fritz Haux, Jahrgang 1947, berichtete gestern im Zeitzeugeninterview (wir werden dies hier noch veröffentlichen), dass noch lange Zeit nach dem Krieg die sogenannten Schrannen aufgestellt wurden. Daran kann sich auch noch Rudolf Haug, Jahrgang 1953, erinnern. Dessen Eltern, er und seine Schwester übrigens auch, besuchten über Jahrzehnte hinweg den Markt und verkauften dort vor allem Eier. Sein Vater, so berichtete er, sei nach dem Kriege immer morgens mit dem Fahrrad von Altenburg aus vorausgefahren, um sich den Platz zu sichern. Um fünf Uhr morgens kamen dann die Leute von der Stadt, holten aus den Kellern des alten "neuen" Rathauses die Schrannen und stellten sie auf. Mittags um 1 Uhr wurden sie dann wieder abgebaut. Mit der Zeit einigten sich die Marktleute auf ihre Stammplätze und das morgendliche Gerangel um die beliebtesten Plätze blieb aus. Rudolf Haug berichtete auch, dass so mancher Marktbeschicker (so heißt es doch, oder?) noch mit dem Pferdefuhrwerk kam. Oben sehen wir Karl Haug, Vater von Rudolf Haug, 1990 beim historischen Markt. Links neben ihm, in Verhandlung mit einer Kunden, sehen wir seine Frau Martha. Über weitere Anmerkungen und Korrekturen freuen wir uns. Email an: bildertanz@aol.com
Bildertanz-Quelle: Karl Vöhringer, Lichtenstein
Fritz Haux, gestern im Interview. Er wuchs als Sohn der Einzelhandelsfamilie direkt am Marktplatz auf. Er machte uns darauf aufmerksam, dass es die Schrannen auch noch nach dem Krieg gab. Das Bild unten, auf dem auch noch das alte Rathaus zu sehen ist, stammt aus dem Jahre 1926 und gehört zu seiner Sammlung, die er anlässlich des 125jährigen Bestehens des Unternehmens, das heute in der Metzgerstraße residiert, zusammengestellt hatte. 
Bildertanz-Quelle: Raimund Vollmer


Bildertanz-Quelle: Sammlung Fritz Haux

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