2014: „Wir brauchen weniger Egoismus und Nörgelei, aber mehr gute Ideen für die Zukunftsgestaltung in unserer Stadt.“Hagen Kluck, Stadtrat der FDP in Reutlingen
Hätte ein "Förderverein Altstadt" vor 50 Jahren Klein-Venedig gerettet?
Bildertanz-Quelle: Gärtnerei Hespeler
(Kommentar) Nun ist er damit an die Öffentlichkeit gegangen - mit einer Idee, auf die er uns schon auf Facebook aufmerksam gemacht hatte: ein "Altstadt Freundeskreis Reutlingen e.V." soll auf Initiative von Stadtrat Hagen Kluck als Förderverein gegründet werden. Konkreter Hintergrund ist der Wunsch, die historische Häuserzeile in der Oberamteistraße 28-32 zu retten - vor wem auch immer. Auf seiner Seite sieht Kluck den Geschichtsverein Reutlingen und die GWG. Nicht nur Geist und Geld würden sich damit im Förderverein die Hand geben, sondern auch "Nörgler" und "Zukunftsgestalter".
Bildertanz-Quelle: Gärtnerei Hespeler
(Kommentar) Nun ist er damit an die Öffentlichkeit gegangen - mit einer Idee, auf die er uns schon auf Facebook aufmerksam gemacht hatte: ein "Altstadt Freundeskreis Reutlingen e.V." soll auf Initiative von Stadtrat Hagen Kluck als Förderverein gegründet werden. Konkreter Hintergrund ist der Wunsch, die historische Häuserzeile in der Oberamteistraße 28-32 zu retten - vor wem auch immer. Auf seiner Seite sieht Kluck den Geschichtsverein Reutlingen und die GWG. Nicht nur Geist und Geld würden sich damit im Förderverein die Hand geben, sondern auch "Nörgler" und "Zukunftsgestalter".
Denn der Geschichtsverein war es, der vor vielen Jahren
bereits eine Liste der Häuser vorlegte, die nach seiner Meinung erhaltenswert
sind. Aber bei seinem Versuch, diese Gebäude zu retten, war der
Geschichtsverein nicht immer sehr erfolgreich, um es mal ganz, ganz vorsichtig
auszudrücken.
Aus Angst, vor allem auswärtige Investoren zu vergraulen,
zeigten sich die Gemeinderäte eher nachgiebig gegenüber Abrissplänen. Und die Abriss-Gegner
- wie sie sich zum Beispiel bei der Katharinenstraße manifestierten - wurden
sehr schnell als Nörgler abgetan, leider auch und ganz besonders von Hagen
Kluck. Das hat nicht nur den Mitgliedern des Geschichtsvereins missfallen, die
angesichts ihrer vergeblichen Bemühungen bereits eine Resignation signalisiert
haben. Frustriert sind auch viele, viele andere.
Wird in ihnen nun mit der Gründung des Fördervereins neue
Hoffnung wachsen? Sie werden sich dem Angebot zum Mitmachen kaum widersetzen
können. Denn sonst würden sie ja - post
festum - das Verdikt, Nörgler zu sein, bestätigen. In dieser Beziehung ist der
Vorschlag von Hagen Kluck nicht nur raffiniert, sondern geradezu genial. Er ist
halt durch und durch Politiker.
Die GWG gilt mit ihrer lange gehegten, weißgrauen
Einheitsbauweise nicht gerade als innovativer Zukunftsgestalten, hat aber mit dem
Architekten Klaus Kessler einen Geschäftsführer gewonnen, der für pfiffige
Ideen steht. Er hätte die Chance, mit innovativen Vorschlägen für die Altstadt das
Image der GWG gerade bei den Nörglern mächtig aufzupolieren.
Also wird alles gut - Hagen Kluck holt die Antagonisten an
einen Tisch. Aber so würde er auch, wenn ihm der Coup gelingt, die
Kontrahenten ein wenig über den Tisch ziehen. Zumindest der Geschichtsverein, der sich
mit all seiner Kompetenz und natürlichen Autorität in der Vergangenheit bemüht
hat, die Öffentlichkeit über den Zustand der Altstadt aufzuklären, müsste nun
akzeptieren, dass dieser Job im Rahmen eines ganz natürlichen Egoismus künftig
von dem Förderverein übernommen wird. Denn der will laut Satzungsentwurf "das
Bewusstsein der Bürger für den Wert der historischen Stadt durch Informationen,
Ausstellungen und öffentliche Begehungen von historischen Gebäuden und Baudenkmälern
(...) fördern". Da ist der Geschichtsverein nur noch Unterprogramm. Das
publizistische Obereigentum hat der Förderverein. Denn er hat ja außerdem das
wichtigste aller Argumente auf seiner Seite: das Geldsammeln. Diesem Anspruch
wird sich jeder, der mitmacht, unterordnen müssen. Auch die GWG.
Es ist wirklich ein genialer Coup, den Hagen Kluck da wagt.
Er macht sich die Opposition zum Freund. Auswärtige Investoren werden darauf
vertrauen, dass er im Rahmen dieses Vereins die Kritiker im Griff hat. Und wenn
es ganz besonders gut läuft, dann kommen die Investoren sogar aus der Stadt
selbst, nicht nur von der GWG, die mehr darauf achten wird, dass der
Weißgrauschleier zurückgedrängt wird, sondern auch von Privatleuten. Denen wird
es nämlich nicht egal sein, wie die Renditeobjekte aussehen, solange sie
jedenfalls unbehelligt und ungeschmäht durch die Straßen unserer Stadt gehen
wollen.
Nun sind wir mal gespannt...
Text: Raimund Vollmer
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