Bildertanz-Quelle:Raimund Vollmer
Richard Blank ist tot. Er war es, der 1962 zum letzten Mal die Zahnradbahn der Dampflokreihe 97
auf ihren Weg von Honau nach Engstingen fahren durfte. Nun ist Richard
Blank, Jahrgang 1929, gestorben. Vor sieben Jahren trafen wir ihn
zufällig bei einer Hockete der Freunde des Bahnhofs Honau. So entstand
spontan ein Interview, in dem er erzählte, wie er 1943 zur Eisenbahn kam
- und so gerne Lokomotivführer werden wollte, aber noch viel zu jung
war. Er erzählte, wie er erst Schlosser lernte und als Heizer arbeitete,
bis er schließlich am Ziel seiner Träume war. Das Gespräch mit ihm
haben wir jetzt bearbeitet. Richard Blank stammt übrigens
aus Betzingen. Besonders glücklich hat es ihn gemacht, dass er noch die
Wiederauferstehung der 97 501 miterleben durfte - das ist das große
Verdienst der Freunde der Zahnradbahn Honau-Lichtenstein.
Weitere Zeitzeugen-Berichte HIER
8 Kommentare:
Sehr wertvolle Aufnahme! In der Art sollten noch mehr Zeitzeugen zu Wort kommen.
Allerdings wäre dringend ein gutes externes Mikrofon notwendig, um die Tonqualität zu verbessern und die Hintergrundgeräusche zu minimieren.
Gruß
Lukas Felder
Ich verstehe nichts, schade drum
Ich habe alles verstanden und wie immer ein GROßES Lob an Herrn Vollmer!!!
Vielen Dank! Ein schönes Zeugnis!
Danke fürs Lob. Das freut mich natürlich sehr. Einer der Gründe, warum das Interview von mir nicht genutzt wurde, war der Ton (Geräuschkulisse durch die Hockete.) Eigentlich wollte ich auch Richard Blank immer wieder mal besuchen, um das Gespräch neu aufzunehmen. Leider habe ich das nicht getan. Doch ich bin auch froh darüber, dass ich dieses Dokument habe. Richard Blank war ein ungemein offener Mensch, wirkte ein wenig grimmig, aber herzensgut.
Hallo Raimund,
danke für den schönen Beitrag zum Tode von Richard Blank.
Richard hat die „Wiederbelebung“ der Honauer Zahnradlok 97 501 nicht nur miterlebt sondern er war aktiv daran beteiligt. Er war 10 Jahre lang Werkstattleiter der Zahnradbahnfreunde und führte u. a. mit erreichen des Pensionsalters Mittwochs einen weiteren Werkstatttag ein, den dann vor allem die anderen Rentner und Pensionäre sowie die Schichtarbeiter gerne nutzten um zügiger mit dem kaum vorstellbaren Aufwand der Lokinstandsetzung voran zu kommen. Mit seinem Fachwissen und seinen Vorstellungen von Ordnung und (Werkstatt-) Disziplin gab seine Pensionierung damals einen richtigen Schub bei den vielen anstehenden Aufgaben – die wir ja alle ja ehrenamtlich in der Freizeit ausüben.
Leider erkrankte er 1995 schwer, die Folgen kann man auch in deinem Video erkennen, und so musste sich von nun an auf die fachliche Begleitung seines/unseres Projektes beschränken.
Da wohl mancher beim Video wohl gewisse Verständigungsprobleme hat – nicht jeder ist mehrsprachig – möchte ich Richards Erzählung ungefähr übersetzen und seine damalige Situation – die er mir des öfteren schilderte - im nä. Beitrag erklären.
Richard Blank begann 1943 seine Ausbildung zum Jungwerker (Schlosser/Mechaniker) bei der damaligen Deutschen Reichsbahn in der Bahnbetriebwerkstätte Reutlingen (dort arbeiteten damals ca. 50 Leute, Lokpersonale, Lokschlosser, Hilfsarbeiter) Nach bestandener Gesellenprüfung kurz nach Kriegsende arbeitete er dann im Bahnbetriebswerk (Bw) Tübingen, da das Bw Reutlingen völlig zerstört war und nur noch provisorisch in kleinem Rahmen wieder aufgebaut wurde, die meisten Tätigkeiten waren auf Tübingen übergegangen. Nur für die Lokpersonale (Lokführer, Heizer) und zwei, drei Schlosser war die Reutlinger Aussenstelle des Bw Tübingen noch Arbeitsplatz. Sie erledigten von morgens in aller Herrgottsfrühe bis spät in die Nacht die vielfältigen Rangieraufgaben in Reutlingen, Metzingen und Urach und fuhren die Züge nach Münsingen/Ulm mit den damals noch vier Zahnradloks sowie auf der Nebenbahn von Metzingen nach Urach. Das Alles waren heftige Aufgaben unter schwierigsten Bedingungen (schlechter Fahrzeug- und Gleiszustand, kaum Material zu Instandsetzung, zerstörte Gebäude usw.) Gleich bei Kriegsende arbeitete er tatkräftig mit beim Wiederaufbau der Strecke Richtung Tübingen, erzählte mir wir sie z. B. die gesprengten Brücken über die Blaulach bei K´furt mit zentnerschweren Lokhebern auf ihre Widerlager hoben „mit der Hand am Arm!“.
Als die Schienenstränge um Reutlingen wieder einigermaßen instandgesetzt waren, brauchte man Lokomotivheizer und Richard wähnte sich schon auf den Weg zu seinem Traumberuf Lokführer. Sehr schnell hätte man ihn als Heizer gebraucht aber er war mit 19 Jahren noch zu jung so daß er weiterhin als Schlosser in der Werkstatt arbeiten und auf eine Anstellung als Heizer bis zum 21. Lebensjahr warten musste.
Als er später dann endlich Lokführer hätte werden können, wollten dann plötzlich (ältere) Tübinger Kollegen in Reutlingen Lokführer werden und er musste weiter Heizer bleiben. Hier beschreibt er dann „als die merkten daß das Fahren in Reutlingen kein Schleckhafen (Honigtopf) ist, waren die bald wieder weg“ und er konnte endlich die rechte Seite (Auf dem Führerstand steht der Lokführer rechts und der Heizer links) auf den Zahnradlokomotiven übernehmen. Bis im September 1962 fuhr er nun über die Honauer Steige. Auch am letzten Dampftag auf der Zahnradbahn, dem 26. Mai 1962 tat er Dienst und fuhr noch ein paar mal mit der mit Trauerflor bekränzten 97 504 zur Station Lichtenstein und zurück. Die Lok steht heute im Deutschen Technikmuseum in Berlin. Danach übernahmen dann Spezialausführungen der bekannten roten Schienenbusse mit Zahnradantrieb den Verkehr über die Honauer Steige.
Richard hatte jedoch in den Jahren davor sich schon rechtzeitig zur Umschulung auf Elektro-Lokomotiven beworben und konnte so direkt von den Zahnradlok auf moderne E10- oder altehrwürdige E91-Lok umsteigen. Die E91-Güterzugloks waren dabei so alt wie die Zahnradlok!
Da fuhr er dann meist zwischen Tübingen und Stuttgart, aber so manches mal auch nach Heidelberg, München oder Kufstein. Noch in seinem letzten Berufsjahr war er an drei von vier Wochenenden auf der Lok.
Will es mal dabei bewenden lassen, Richard hat uns ja viele Anekdoten aus seinem Leben erzählt und wie man auch im Video sehen kann durchaus mit ein bisschen (m. E. berechtigtem) Stolz.
So konnte er auch unter großer Freude am 20. Oktober 2012 nach 50 Jahren Stillstand bzw. 27 Jahren Instandsetzung unsere/seine 97 501 wieder in Bewegung setzen, wobei beide – Lok und Richard – gefahren sind als wäre es nie anders gewesen.
Die 97 501 ist eine bleibende Erinnerung an Richard Blank und wir sind stolz und dankbar, ihn zum Freund gehabt zu haben.
Gruß
Michael
Lieber Michael, nach der Lektüre Deiner Kommentare war ich den Tränen nahe. Es hat mich einfach gerührt zu lesen, was er für ein grandioser Freund er Euch gewesen ist - und welche großartigen Freunde er in Euch gefunden hat. Das spürt man aus Deinen Zeilen.
Danke. Ich glaube, er ist jetzt der Schutzpatron Eurer 97 501.
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