Freitag, 4. März 2016

CHARLEYS WAHL-GLOSSE: Himmel und Hölle

„Charley“, sagt der Vollmer zu mir, “wie hältst Du es eigentlich mit der Wahl?“ Ich tauche aus all den Bilder auf, die ich für die Bilderblogs nach der Wahl zusammenstellen will, und schaue meinen Chef mit großen Augen an. Ich bin erstaunt über seine Frage. „Natürlich gehe ich zur Wahl, obwohl die Gesetze ja längst von Rechtsanwälten gemacht werden und nicht von unseren Abgeordneten.“ Der Chef vom Bildertanz, der wie ich seine Texte auch immer noch selbst schreibt, nickt heftig mit dem Kopf. „So ist das“, meint er, „dann können die Herren hinterher immer noch sagen, dass sie diese juristischen Pamphlete gar nicht verstanden haben.“ Er schüttelt sich vor Ekel. „Das Ganze ist doch ein Witz, oder?“
Mein Meister ist regelrecht frustriert. Ich muss ihn aufheitern. „Apropos Witz“, sage ich zu ihm, „da habe ich etwas für Dich.“ – Für gute Witze ist mein Chef immer zu haben. „Lass hören“, meint er und holt endlich zwei Flaschen aus der Kühlbox, die aussieht wie ein Papierkorb. „Prost!“
„Also“ (mit diesem Füllwort beginnt nun einmal jeder Witz), „Helmut Kohl ist gestorben und kommt vor Petrus. ‚Wohin willst Du denn?’, fragt der Tor-Hüter und schaut mürrisch auf unseren Altkanzler herab .‚in den Himmel oder in die Hölle?’ Kohl ist verblüfft. ‚Wie’, sagt er, ‚habe ich da die Wahl?’ – ‚Natürlich’, antwortet Petrus, ’wir leben hier doch in einem Rechtsstaat. Also, was wählst Du?’ Kohl denkt nach. ‚Kann ich mich nicht, bevor ich mich entscheide, erst einmal umsehen?’ – ‚Himmel und Hölle auf Probe? Gute Idee’, sprach Petrus und öffnete die Himmelspforte, aus der eine Wolke quoll, unseren Helmut einhüllte und in einen riesigen weißen Saal entführte. Von allen Seiten erschallte ein helles Halleluja und Hosianna. Und aus den Schwaden trat ihm ein Spitzbart entgegen, der unentwegt in die Hände klatschte und ‚Freundschaft, Freundschaft’ rief. ‚Ulbricht, Du hier?’, wunderte sich der Dicke. ‚Erich ist auch hier’, antwortete der Generalsekretär. „Ein einziger, immerwährender Parteitag. Und keine Sorge: freier Eintritt für jeden. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen.“ Aus der Ecke hört Helmut: ‚Honnianna, Genossen und Genossinnen, der Alt-Ganzler Gohl ist auch da.’ Von überall her schallt ein dreifaches Honnianna. Und Erich zitiert sich - in leichter Abwandlung - selbst: ‚Den Sozialismus in seinem Lauf, halten weder Himmel noch Hölle auf’.
Helmut ist entsetzt und flüchtet zurück zu Petrus. ‚Hat’s Dir nicht gefallen?’, fragt der Heilige Mann scheinheilig. ‚Dass die in den Himmel durften?’, murmelt der Altkanzler vor sich her. ‚Hier hat jeder die freie Wahl’, zuckt Petrus mit den Schultern. Dann öffnet er das Höllentor. Statt eines Feuermeers erblickt Helmut den Eingang zu einem riesigen Biergarten, der umgeben ist von lauter Höhlen, in deren kühlen Tiefen mächtige Weinfässer lagern. Überall sitzen Menschen, die von unzähligen knackigen Teufeln und feurigen Teufelinnen bedient werden. Eine der vollbusigen Teufelsweiber kommt auf ihn zu. „Willkommen bei den wahren Roten“, nimmt sie Helmut entschlossen an die Hand und führt ihn zu einer Gruppe von Menschen. Da empfängt ihn doch tatsächlich sein Erzfeind, der Franz-Josef. ‚Strauß bei den Roten – das muss für ihn die Hölle sein’, denkt der Dicke. Aber der Bayer strahlt über alle Backen und fühlt sich offensichtlich saumagenwohl. „Bei den Roten bestimmen jetzt die Schwarzen“, strahlt ihn Strauß an. „Keine Große Koalition, keine kleine Koalition – wir haben hier die absolute Mehrheit. Und Du, Helmut, bist natürlich unser Kanzler“, meint der, dem es ja schon immer egal gewesen war, wer unter ihm Kanzler war. Die Parteifreunde liegen sich in den Armen – jedenfalls so weit wie das ihre kurzen Arme und ihre dicken Bäuche erlauben.
Doch schon steht Petrus neben Helmut und schiebt ihn zurück zum Tor aller Tore. ‚Nun, da Du Dir selbst hast ein Urteil bilden können, sage mir, was ist Deine Wahl?’ Helmut schaut Petrus skeptisch an. ‚Habe ich wirklich die Wahl?’ – ‚Du hast die Wahl.’ – ‚Also, zu den falschen Roten will ich nicht. Das halte ich nicht aus, den ganzen Tag Honnianna zu rufen.’ Ihn schaudert’s. ‚Da werde ich lieber Kanzler der roten Teufel’ – und denkt dabei durchaus auch an den FC Kaiserslautern, seinem Lieblingsverein. ‚Meine Wahl steht fest’, schaut er dem Petrus voller stiller Vorfreude in die ehrlichen Augen. ‚Ich gehe zum Münchner in die Hölle!’
Kaum hat er dies gesagt, öffnet sich der Höllenschlund und garstige, eklige Biester packen ihn und stoßen ihn in das Feuermeer. Entsetzt blickt sich Helmut um, während er einen Hilfeschrei Richtung Petrus loslässt. Dieser gebietet den Teufeln kurzerhand Einhalt. ‚Was willst Du noch?’, fragt Petrus finster. ‚Aber das ist ja jetzt ganz anders als vorhin’, klagt wehleidig unser aller Helmut. Er fühlt sich offensichtlich fürchterlich verkohlt. ‚Richtig’, antwortet ihm der Heilige Mann. ‚Das war aber auch vor der Wahl...“


Erstveröffentlichung am 25. September 2009

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dieser ... (ich sag es hier nicht).

"Die Wende kostet uns keinen Pfennig" sagte er einst.

Die CDU hat unser Vaterland vollständig ruiniert.

2030 sind die genetisch Deutschen in der Minderheit.

Union ja, aber nix christlich und nix demokratisch, siehe auch Deutsche "Demokratische" Republik. Das hat mich als Kind immer verwirrt.

Und die Behauptungen, die Dissertationen einiger CDU-Minister seien Plagiate, sind völlig abstrus. Abstrus bedeutet (das haben wir jetzt gelernt):
"Du hast völlig recht, aber ich gebe es nicht zu".

etc., etc. und blah, blah, blah.

Freue mich schon riesig auf die Landtagswahlen.

Anonym hat gesagt…

Welches Gen ist eigentlich das deutsche Gen?

Raimund Vollmer hat gesagt…

Welches Gen? Das 5. von oben, rechts neben der linken Mitte, unterhalb der oberen Helix-Kurve. Alles klar?

Roman Sinti hat gesagt…

Neben der Mitte - also nicht im Zentrum?
Das wäre ja fast im Abseits!

Anonym hat gesagt…

Ne Leute, es ist das Jür-Gen.