Die Trinkwasserversorgung unserer Stadt (1) bis 1945
Wir schreiben das Jahr 1910. Der Springbrunnendes Hotels Harmonie in der oberen Wilhelmstraße wird abgebaut. Er muss einer Gartenwirtschaft weichen, die heute - gäbe es sie noch - bestimmt eine Goldgrube wäre. Ein Nachber der Hoteliersfamilie hat diese Aufnahme gemacht. Zur Jahrhundertwende waren die Bürger der Stadt Reutlingen nicht mehr abhängig von der Versorgung durch Brunnen. Bildertanz-Quelle: Sammlung Fritz Haux
»Jahrhundertelang erfolgte die Wasserversorgung der Stadt Reutlingen aus den innerhalb der alten Stadtmauern gegrabenen Brunnen. Wie überall erfüllte das aus acht Laufbrunnen und zahlreichen Pumpbrunnen gewonnene Wasser nicht den erforderlichen hygienischen Voraussetzungen.
Nicht weit weg vom Harmonie-Brunnen stand der Lindenbrunnen, der 1544 entstanden war mit starker Anlehnung an die Gotik. Er wurde mit der Marienkirche im Hintergrund zu einem der berühmtesten Wahrzeichen der Stadt Reutlingen. Jeder muss ihn irgendwann einmal fotografiert haben. Er diente als Ziehbrunnen durchaus der Wasserversorgung. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde aus dem Ziehbrunnen ein Pumpbrunnen. Nachdem 1885 jedoch die Wasserversorgung der Stadt umgestellt worden war, diente er nur noch zur Verschönerung der Stadt. Doch selbst diese Funktion wollte der Reutlinger Gemeinderat Ende der 30er Jahre dem Lindenbrunnen nicht mehr zugestehen. (Aus dieser Zeit etwa - so vermuten wir - stammt auch dieses Foto.) Der Brunnen galt als ein Verkehrshindernis. Nach dem Krieg wurde er tatsächlich abgerissen - um originalgetreu wiederhergestellt zu werden. 1954 wurde er von den Bildhauerbrüdern Richard und Eduard Raach nachgebaut. Und so erfreut uns weiter. Verschwunden ist nicht der Brunnen, sondern der Autoverkehr (und leider auch die Straßenbahn). (RV)
Im Jahre 1876 wurde die erste zentrale Wasserversorgung durch Erschließung des Grundwassers des Echaztales am Südrand der Stadt im Gewand 'Siechenfelden' geschaffen. Diese Anlage hatte eine Tagesleistung von zunächst 1600 Kubikmetern. Das Wasser floss aus Sickergalerien in einen Behälter, der 54 Kubikmeter aufnehmen konnte, und wurde von dort in Stadt weitergeleitet. Durch zwei Erweiterungen 1864 bis 1893 konnte die Wasserentnahme aus diesen Anlagen auf täglich 400 Kubikmeter erhöht werden. Durch Pumpen wurde das Wasser in den auf dem Steinenberg angelegten Hochwasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 22.000 Kubikmeter befördert und floss von dort aus in die Leitungen.
»Jahrhundertelang erfolgte die Wasserversorgung der Stadt Reutlingen aus den innerhalb der alten Stadtmauern gegrabenen Brunnen. Wie überall erfüllte das aus acht Laufbrunnen und zahlreichen Pumpbrunnen gewonnene Wasser nicht den erforderlichen hygienischen Voraussetzungen.
Nicht weit weg vom Harmonie-Brunnen stand der Lindenbrunnen, der 1544 entstanden war mit starker Anlehnung an die Gotik. Er wurde mit der Marienkirche im Hintergrund zu einem der berühmtesten Wahrzeichen der Stadt Reutlingen. Jeder muss ihn irgendwann einmal fotografiert haben. Er diente als Ziehbrunnen durchaus der Wasserversorgung. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde aus dem Ziehbrunnen ein Pumpbrunnen. Nachdem 1885 jedoch die Wasserversorgung der Stadt umgestellt worden war, diente er nur noch zur Verschönerung der Stadt. Doch selbst diese Funktion wollte der Reutlinger Gemeinderat Ende der 30er Jahre dem Lindenbrunnen nicht mehr zugestehen. (Aus dieser Zeit etwa - so vermuten wir - stammt auch dieses Foto.) Der Brunnen galt als ein Verkehrshindernis. Nach dem Krieg wurde er tatsächlich abgerissen - um originalgetreu wiederhergestellt zu werden. 1954 wurde er von den Bildhauerbrüdern Richard und Eduard Raach nachgebaut. Und so erfreut uns weiter. Verschwunden ist nicht der Brunnen, sondern der Autoverkehr (und leider auch die Straßenbahn). (RV)
Im Jahre 1876 wurde die erste zentrale Wasserversorgung durch Erschließung des Grundwassers des Echaztales am Südrand der Stadt im Gewand 'Siechenfelden' geschaffen. Diese Anlage hatte eine Tagesleistung von zunächst 1600 Kubikmetern. Das Wasser floss aus Sickergalerien in einen Behälter, der 54 Kubikmeter aufnehmen konnte, und wurde von dort in Stadt weitergeleitet. Durch zwei Erweiterungen 1864 bis 1893 konnte die Wasserentnahme aus diesen Anlagen auf täglich 400 Kubikmeter erhöht werden. Durch Pumpen wurde das Wasser in den auf dem Steinenberg angelegten Hochwasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 22.000 Kubikmeter befördert und floss von dort aus in die Leitungen.
Aber schon zu Beginn des neuen Jahrhunderts reichte diese
Menge nicht mehr aus, um den steigenden Bedarf zu decken. Da die
Wassergewinnung aus dem Grundwasservorkommen nicht mehr erweitert werden konnte
und auch zeitweise zurückging, bemühte sich die Stadt, eine für den wachsenden
Wasserbedsarf ausreichende Quelle heranzuziehen. Sie wurde in der auf der
Markung Oberhausen in der Nähe des Bahnhofs Honau gelegene 'Sittere Quelle'
gefunden. 1910 war die Fassungsanlage dieser Tiefenaufbruchquelle erstellt. Das
Wasser stammt, wie wiederholte Färbeversuche, aus dem Gebiet der Albhochfläche.
Durch die 8000 Meter lange und 325 Millimeter weite Leitung von den Sammelbehältern
der Wasserfassung zu dem 426 Meter über dem Meer liegenden Wasserhochbehälter
'Sonnenbau' (21.600 Kubikmeter Inhalt) fließt das Wasser mit natürlichem
Gefälle aus der höher gelegenen Quelle in Honau. Die hier gewonnene Wassermenge
beträgt bis zuz 90 Liter pro Sekunde oder umgerechnet 7800 Kubikmeter pro Tag.«
Autor: Paul Lemme, Reutlingen im Oktober 1962, in: "75 Jahre Reutlinger General-Anzeiger"
Übrigens: Im Jahr 2007 wurden 2,5 Mio. Kubikmeter aus diesen und eigenen Quellen gefördert. 5,5 Mio.Kubikmeter wurden von der Bodenseewasserversorgung bezogen.
Bildertanz-Quelle:Sammlung Fritz Haux / Julius Akermann (Lindenbrunnen)
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