Sonntag, 30. April 2017

Die Geschichte der Emilie Rohe: Von Unterhausen nach Berlin


Raimund Vollmer und Dieter Bertsch interviewten 2016 Emilia Rohe, Jahrgang 1921. Zwar nicht in Lichtenstein geboren, verbrachte sie dennoch hier fast ihr ganzes Leben. Drei Jahre lang lebte sie allerdings als junge Frau ganz woanders: im Berlin der Kriegsjahre 1942-1944. Dabei geriet sie mitten in den sogenannten "Hochfrequenzkrieg", aber auch in den Bombenhagel der Hauptstadt. Im Rahmen der Zeitzeugen-Serie, die der Bildertanz seit mehreren Jahren erstellt, zeigt der Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein am Freitagabend im Gasthof Stern im Rahmen seiner Jahreshauptversammlung Auszüge aus diesem Interview mit Emilia Rohe. Sie berichtet auch, wie es ihr - in die Heimat zurückgekehrt - in den letzten Tagen des Krieges erging.
Bildertanz-Quelle: Raimund Vollmer 



Donnerstag, 27. April 2017

Die Zahnradbahn in Aktion



Alle reden vom Wetter. Wir nicht. Wir zeigen die Zahnradbahn.

Bildertanz-Quelle:Sammlung Bildertanz

1945 - Die Reutlinger Spende: »Bürger helfen Bürgern...«

1945: Eine soziale Tat, die im Geschichtsbuch der Stadt immer mit goldenen Lettern verzeichnet sein wird, ist die "Reutlinger Spende". Der Oberbürgermeister hat diese Spende ins Leben gerufen, damit die ausgebombten Bürger mit dem notwendigsten Hausrat ausgestattet werden können. Und wohl kein Appell an die Öffentlichkeit hat in den langen Jahren einen solch lebhaften und freudigen Widerhall gefunden. Aus allen Kreisen der Bevölkerung kommen die Gaben. Sie alle wollen helfen, denen helfen, die alles hergeben mussten
. Da spendet ein Bürger 10.000 Mark, weil sein Besitz durch das mutige Eingreifen der Männer am 20. April erhalten geblieben ist, von den Verwundeten aus dem Reservelazarett gehen 4000 Mark ein, ein Schumachergeselle sendet eine Spende und bemerkt: "Nun habe ich alles gegeben, was ich mir durch das 'Schustern' verdient habe." Die Reutlinger Spende wird zum Beweis rührender Hilfsbereitschaft. Von Fabrikanten kommen Einzelbeiträge, die in die Zehntausende gehen. Aber auch die Nachbargemeinden spenden. Aus Dettingen gehen 15.000 Mark ein, bei einer Haussammlung in Ohmenhausen werden mehr als 12.000 Mark gesammelt. Und zeugt es nicht von Begeisterung, wenn ein 10jähriger Reutlinger Junge den Kindern Kasperle-Theater vorspielt, um die wenigen Groschen Eintrittsgeld der "Reutlinger Spende" übergeben zu können. Ein Ehepaar lässt das Sparkassenbuch des gefallenen Sohnes überreichen: 15.000 Mark. Eine Tat der Liebe und der Hilfsbereitschaft, wie man sie sich schöner nicht denken kann, ein Zeugnis höchsten Edelmuts.«
Bildertanz-Quelle: Reutlingen - Neues Leben, 1955, "Aus Ruinen"
Erstveröffentlichung im Blog am 31. Dezember 2009

Mittwoch, 26. April 2017

Friedrich List im Technikmuseum Berlin...

... ist allemal ein Besuch wert. Denn dort lässt sich auf unglaublich imposante Weise all das besichtigen, was der Reutlinger Nationalökonom mit seinen Ideen, Vorschlägen und Konzepten angeregt hat.

Bildertanz-Quelle:Raimund Vollmer

Dienstag, 25. April 2017

Zahnradbahn 97501: Ich habe noch eine Schwester in Berlin...

Bildertanz-Quelle:Raimund Vollmer

Ein Besuch im Berliner Technikmuseum ist irgendwie auch ein Besuch in unserer Heimat. Nicht gerade im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Zahnradlok 97504, die Schwester der hiesigen 97501, aber sie repräsentiert dennoch ein dickes Stück Eisenbahngeschichte. Die Zahnradstrecke zwischen Honau und der Station Lichtenstein, die bis 1962 dampfbetrieben war, wurde 1969 endgültig aufgegeben. Nicht aufgegeben haben die Freunde der Zahnradbahn, die im Westbahnhof ihre Heimat gefunden haben. Sie haben ihre Zahnradlok, die 97501, wieder fahrtüchtig gemacht - mit unglaublich viel Engagement und Liebe. Es wird für sie ein schönes Gefühl sein zu wissen, dass die Schwester ihrer Lok sich in der Dauerausstellung des Berliner Technikmuseums dem internationalen Publikum stellt. Jetzt fehlt nur noch der Hinweis darauf, dass die Älteste der vier Schwestern in Reutlingen ihre Heimat gefunden hat. Für immer und ewig. Vielleicht wird sie auch tatsächlich einmal ihren steilen Weg zurück zum Albaufstieg finden.



 Die Höllentalbahn im Schwarzwald ist mit diesem Schild ebenfalls in unmittelbarer Nähe zu "unserer 97504" repräsentiert.


Montag, 24. April 2017

Als Reutlingen noch ummauert war



Zeughausturm und Stadtmauer.
Bildertanz-Quelle: Ruth Haussmann


Die Stadtmauer "bestand aus einer Hauptmauer, die eine Höhe von sechs bis acht Meter und eine Dicke von 1,8 Meter hatte. Oben war ein überdachter Wehrgang angebracht, der sich hinter einer Brüstung entlangzog. Auf steineren Treppen und hölzernen Stiegen stieg man zu ihm hinauf. Der Hauptmauer vorgelagert war eine zweite, etwas niedrigere Mauer, die Zwingmauer. Dann folgte ein 25 bis 30 Meter breiter Wassergraben, der sein Wasser aus der Echaz erhielt, und schließlich noch ein Erdwall. Gegen die Achalm zu sicherte außerdem noch der Hundsgraben die Stadt (er verlief ungefähr entlang der heutigen Kaiserstraße). Die Stadtmauer wurde in den Jahren 1818.1890 niedergelegt. Reste sind noch in der Jos-Weiß-Straße zu sehen."
Rita Joos,
ohne Datum, Materialien für den Unterricht in den sach- und sozialkundlichen Fächern der Reutlinger Volksschulen, Heft 1, Der Schutz- und Wachdienst der Stadt Reutlingen zu Beginn des 16. Jahrhunderts. (Erschienen in der Amtszeit von OB Oskar Kalbfell.)
Bildertanz-Quelle: Sammlung Brigitte Gekeler
Erstveröffentlichung 2. Februar 2011

Sonntag, 23. April 2017

Geheime Gänge und Brunnenstuben unter der Erde von Reutlingen


 Der Brunnen vor dem Gartentor: Wurde er unterirdisch mit Wasser versorgt?
Bildertanz-Quelle:Familie Lamparter

Rund um die einstige Stadtmauer wurden vor mindestens 500 Jahren unterirdische Gänge errichtet. Sie waren 1,60 Meter hoch, so dass die damals kleinwüchsigeren Menschen bequem aufrecht dadurch gehen konnten. Sie waren zwischen 85 Zentimeter am Ledergraben und 1,75 Meter an der Mauerstraße breit. Sie dienten offensichtlich nicht nur militärischen Zwecken, obwohl sie so geheim waren, dass es keine historische Dokumentation darüber gab. In ihrem Werk "Die Befestigungsanlagen der Freien Reichsstadt Reutlingen" schreibt 1966 Gerda Domes: "Ich möchte jedoch annehmen, dass die unterirdischen Anlagen schon früher, im Zusammengang mit der Zwingmauer angelegt wurden. Es wäre auch denkbar, dass schon vor der Anwendung der Feuerwaffen die Verteidiger der Stadt einen sicher geschützten Verbindungsgang zwischen den einzelnen Befestigungspunkten und vor allem einen verborgenen Ausgang für den Fall einer Belagerung gesucht haben. Mit Hilfe dieses Ganges konnten geheime Boten ausgeschickt und Versorgungsmnittel aller Art in die Stadt gebracht werden." Weiter schreibt Domes: "Bedenken wir die Länge des Ganges um die ganze Stadt herum, so haben wir hier eine beachtliche bauhandwerkliche Leistung." Dem kann man nur zustimmen, zumal die Gänge auch der Wasserzuleitung zu den Brunnen diente und als sogenannte "Brunnenstuben" dienten, in denen Wasser unterirdisch gespeichert wurde. Schreibt Domes: "In den Gängen waren Holzdeicheln angebracht, die wahrscheinlich das Wasser aus dem Quellgebiet der Hegwiesen zu den Brunnen führten. Von der Erdoberfläche wurden dann Röhren in die Gänge geführt, um das Wasser aus den Brunnenstuben, in denen es gespeichert wurde, heraufzuholen. Eine solche Brunnenstube fand man in der Nähe des Gartentores. Halken an den Wänden und ein Rohr, das am Boden des ganzen Ganges entlang lief, lassen vermuten, dass von hier das Wasser zu dem Brunnen am Gartentor geleitet wurde." Es gab aber auch Verbindungen zu den Türmen, die im Wasser des Grabens standen und zu denen es keine überirdischen Brücken gab.
(Raimund Vollmer)
Erstveröffentlichung 11. November 2015

Aus alter Zeit: Postkartengrüße von der Alb

Kleinengstingen
 Gomadingen
 Feldstetten
Offenhausen
Bildertanz-Quelle:Rathaus Engstingen

Samstag, 22. April 2017

Aus den Anfängen Reutlingens


20er Jahre: Die Mauerhäuser und die Stadtmauer in der Jos-Weiß-Straße
»Über manche Zeiträume, die die Völker durchlaufen, schweigt sich die Geschichte aus. So wissen wir auch über das Schicksal unseres Landes, seitdem es um die Wende des 5. Jahrhunderts unter fränkische Herrschaft kam, so gut wie nichts. Erst seit mit einer starken Verschiebung des Grundbesitzes unter den Frankenkönigen die Grafen Uruoch mit der Verwaltung des Pfullichgaus und der Gaugrafschaft Urach beauftragt sind, fällt etwas Licht in jene Zeit. Dieses angesehene Geschlecht, aus dem der römische Kaiser und König von Italien, Berengar, entstammt, war reich begütert in den Tälern der Erms, der Echaz und in den Tälern des Neckars, auf den Härten bis gen Tübingen. Aber auch im Elsaß, im Thurgau und in Gaubünden fielen ihm durch Heirat große Besitztümer zu. Stammsitz und Erbbegräbnis war Dettingen im Swiggerstal, wie das Ermstal damals genannt wurde.«
Aus einem bei mir leider nur noch in Fragmenten erhaltenen Buch über Reutlingen
Erstveröffentlichung am 6. Januar 2012

Reutlingens Unterwelt: Die geheimen Gänge


Bild links: Blick in einer der unterirdischen Gänge.
Bild rechts: Blick auf den sogenannten Eisturm, als der Stadtgraben noch nicht aufgefüllt war

»Bei Grabarbeiten fand man in den letzten Jahren immer wieder Teile eines unterirdischen Ganges an Stellen, in deren Nähe früher die Stadtmauer verlief. Herr Stadtamtmann Burkhardt, der einen Teil davon gesehen hat, hält es für wahrscheinlich, dass dieser Gang entlang der Stadtmauer um die ganze Stadt führte. Es wäre damit möglich gewesen, die Besatzungen der Türme, Tore und Mauern in gefährlichen Zeiten sicher und völlig unauffällig abzulösen und zu verstärken und Nachschub an Verpflegung und Munition zu bringen. Ein anderer unterirdischen Gang führte von der Stadt hinaus zu einem Turm auf dem heutigen Leonhardsplatz, also in die damalige ummauerte Vorstadt.«
Rita Joos,
ohne Datum, Materialien für den Unterricht in den sach- und sozialkundlichen Fächern der Reutlinger Volksschulen, Heft 1, Der Schutz- und Wachdienst der Stadt Reutlingen zu Beginn des 16. Jahrhunderts. (Erschienen in der Amtszeit von OB Oskar Kalbfell.)
Erstveröffentlichung am 19. Januar 2011
Siehe auch diesen EINTRAG IM BILDERTANZ-TAGEBUCH
Bildertanz-Quelle: Sammlung Brigitte Gekeler

Freitag, 21. April 2017

Die Gaststätte zum Tübinger Tor (Teil 1)


Die Stadtmauer ist abgerissen. An deren Stelle stehen jetzt Häuser. Um 1890.

»Aus den zwei äußersten Häusern des Tübinger Torzwingers, die schon damals bis an die Rathausstraßen-Flucht außerhalb der Mauer reichten, entstand die Gaststätte „Tübinger Tor“. Bevor hier eine Gaststätte eingerichtet wurde, war dies ein einstöckiges „Häußle“ im Besitz des Müllers Daniel Wendler. Über dessen Witwe kam es 1839 an den Ziegler Johannes Braun, der es 1842 dem Nagelschmied Matthes Ostermaier verkaufte. Ostermaier war seit 1837 aich Besitzer des daneben stehenden, ebenfalls nur einstöckigen Gebäudes. 1847 wurden beide „Häußchen“ von Ostermaier samt der Stadtmauer abgebrochen und etwa um die Mauerbreite vergrößert neu erbaut. Das ging ziemlich zügig vor sich, denn 1847 konnten bereits beide Häuser neu ins Gebäudekataster aufgenommen werden.«
Reutlinger Geschichtsblätter
Erstveröffentlichung am 3. Februar 2011

Schaufenster & Fassaden vor 100 Jahren

 Bildertanz-Quelle: Familie Haux

 Im Nikolaihaus
Bildertanz-Quelle:Familie Lachenmann

Donnerstag, 20. April 2017

Am oberen Ledergraben



An der Lindachbrücke am oberen Ledergraben etwa um 1900. Rechts die Grabenmühle, links die heute noch bestehende Gastwirtschaft zum Pfauen. Am Eingang zur Kanzleistraße rechts ein Gebäude mit kleinem Laden im Erdgeschoss, später das Süßwarengeschäft Hatt.
Erstveröffentlichung am 13. Mai 2016

Bildertanz-Quelle:Sammlung Werner Früh

Reutlinger Plätze im Zeitsprung (8) Als der Ledergraben...


... noch nicht der Weg zur Alb war, sondern die Gartenstraße den Hauptverkehr durch Reutlingen Richtung Pfullingen und Echaztal durchschleuste, da entstand diese Aufnahme.
Bildertanz-Quelle: Sammlung Brigitte Gekeler


... noch Lange Weile ausstrahlte. In den fünfziger Jahren. Aber viel los ist - außer Autoverkehr - auch heute nicht dort.
Bildertanz-Quelle: Ruth Haussmann

noch Tummel- und Rummelplatz war: der Marchtalerhof mit Schaubuden
Bildertanz-Quelle: Karl Keim

Wie der Ledergraben entstand
»Nach der Niederlegung der Stadtbefestigung entstand auf dem zugeschütteten Graben Raum für einen Rummelplatz mit dem Etablissement vieler Schausteller. An die Schaubühne (unser Bild) schlossen sich, hinunter bis zum Kreuzbach, manchmal bis zur Rathausstraße Schiffsschaukeln, Karussellen, Moritatensänger und Seiltänzer an. Sie hatten den städtischen Ausscheller - der letzte hieß Wucherer - beauftragt, ihre Etablissement in der ganzen Stadt anzupreisen und sein Schlusssatz lautete stereoptyp:
"Der Schauplatz ist auf dem Graben."
Hier hatte man in unmittelbarer Nähe der enggebauten mittelalterlichen Stadt einen großen, freen Platz gewonnen, der auch allen möglichen anderen Zwecken erschlossen wurde. Nacheinander und miteinander diente er als Antreteplatz der Rettungsgesellschaft, der Bürgergarde, der demokratischen Bürgerwehr von 1848, der freiwilligen Feuerwehr als Ausstellungsgelände und Sammelplatz für die Umzüge einer festfrohen Zeit. Später verwendete man ihn als Geschirrmarkt, Viehmarkt, Aushebungsplatz für Pferdemusterungen, und heute wird er als Obstmarkt, Holzmarkt und Jahrmarkt genutzt. Als Parkplatz für Autos ist er unentbehrlich, aber recht langweilig geworden. Wer sich des bunteren Treibens von einst erinnern und davon erfahren möchte, dem sei das nette Schriftchen von Wilhelm Faiß empfohlen: "Reutlingen um die Jahrhundertwende", als Manuskript gedruckt im "Reutlinger General Anzeiger".«

Karl Keim, 1975, in: Alt-Reutlingen - Bilder - Berichte - Erinnerungen

 Sammlung Fritz Haux
Links die Hahn'sche Mühle... Vor 100 Jahren
 Sammlung Fritz Haux
Da ging es fast noch großspurig rechts ab zum Rathaus. Frühe achtziger Jahre. Der neue ZOB war noch Durchgangsstraße
Eugen Keppler
Einsamer R4...
Eugen Keppler
 Vor dem Tore
Eugen Steinhilber
Bildertanz-Quelle:

Dienstag, 18. April 2017

Reutlinger Plätze im Zeitsprung (7): Nikolaiplatz

 So sah es hier gestern aus...
DER SCHNEE: Wohl leider keine Eintagsfliege an diesem Dienstag, 18. April 2017
Als die alten Bäume noch standen (2010)...
So war es im Sommer 2010...
... und so gestern. Gegen die Sonnen kommt auch das beste Pflaster nicht an.




Ob die Stühle des Straßencafes gelb (2010) sind oder grün (2017, Bild unten), ist völlig egal. Es müssen Menschen und Wetter zusammenkommen, dann wird alles schön - vor allem im Schatten alter Bäume.


Das war noch der New York im Nikolaihaus...

Bildertanz-Quelle:Raimund Vollmer (2011)
50er Jahr: Warten auf die Heimkehrer aus Kriegsgefangenschaft
 Bildertanz-Quelle: Helmut Akermann
Das ist keine Aufnahmen von gestern abend...
 Bildertanz-Quelle: Fritz Haux
 Bevor die Straßenbahn kam und das Nikolaihaus gebaut wurde...
Bildertanz-Quelle: Fritz Haux
Mal unter uns: das Nikolaihaus hatte vielleicht keine Weltmarken unter seinem Dach, aber es sah weitaus weltstädtischer aus als heute...
Markisen statt Marken...