REUTLINGEN WIRD RUND GEMACHT!!!
Der Name ist natürlich ein Aprilscherz: "Hotzhaus" statt Hochhaus soll dieser Bogenbau nach seiner Erfinderin, nach Baubürgermeistern Ulrike Hotz, genannt werden. Ansonsten wird dieses neue Bogengebäude, das am Fuße des Hausberges, der Achalm, entstehen soll und an Höhe sogar den Albrand übertreffen wird, Reutlingen endlich jene großstädtische Silhouette geben, die sich die Stadtväter schon lange wünschen. Von den obersten Stockwerken aus wird man sogar über die Schwäbische Alb hinwegblicken können - eventuell, je nach Stationierung des Bogenbaus, bis nach Kleinengstingen, das sich damit als virtell eingemeinndet betrachten kann. Das Gebäude soll der Prototyp für den Bau des längsten Wohngebäudes der Welt werden, das in New York entstehen soll. Die Hufeisenform, die man auch bei der Reutlinger Projektion deutlich erkennen kann, trägt dort den Namen The Big Bend. In Deutschland soll es den Namen the Blue Bend bekommen und möglicherweise in unmittelbarer Nähe des jetzt vorgestellten Blue Village entstehen. (Siehe GEA)
Wir hatten auf Facebook bereits darauf hingewiesen, dass die Reutlinger Stadtteile englische Zusatznamen bekommen werden, um dem internationalen Publikum gerecht zu werden, das im Rahmen der von ArTieÄctiv ausgerufenen Science-City-Initiative unsere Stadt in zunehmendem Maße frequentieren wird. Unsere Hochschule wird ja bereits mit der Stanford University verglichen, die in den 30er Jahren die Keimzelle des Silicon Valley wurde und mit ihrem Campus die Startrampe für etliche Unternehmen von Weltrzuf wurde. Betzingen soll in Beatsingen umbenannt werden, um der besonderen Affinität von Werner Früh und seinen Freunden zu Rock, Keck & Kluck gegrecht zu werden. (Kluck war übrigens Gründungsmitglied der Zelle.) Altenburg wird in Oldenburough umgetauft, was naheliegt. Aus Gönningen Gunningen zu machen, wurde mit Blick auf die Waffengesetze erst einmal vertagt.
Doch zurück zum Huf-Eisen.
Die oberen Etagen, vor allem die im Bogen selbst, seien bereits an vermögende Bürger verkauft. Vor allem Stuttgarter Multimillionäre hätten sich ganze Etagen reservieren lassen und damit die Finanzierung dieses spektakulären Gebäudes gesichert. Daimler-Chef Zetsche will hier zum Beispiel seinen Altersruhesitz einrichten. Er könne sich sogar vorstellen, dass sich zwischen den beiden Türmen ein Mercedesstern dreht.
Besondere Fahrstuhlkonstruktionen stellen sicher, dass jede Wohnung selbst im Bogen erreicht werden kann. Die unteren Stockwerke sind für den sozialen Wohnungsbau vorgesehen. Allerdings sollte dabei nicht der Bogen überspannt werden. Erfreulich an diesem Projekt ist, dass erstmals wieder ein "rundes" Gebäude errichtet wird. In den letzten 50 Jahren war Reutlingens Skyline zunehmend von Flachdach- und Eckbauten bestimmt worden.
Begonnen hatte alles mit dem Bau des inzwischen denkmalgeschützten Rathauses, aber auch die beiden Hochhäuser an der Karlstraße waren bereits in den 50er Jahren stilprägend. Die Endpunkte dieser Entwicklung, deren die Bürger schon seit langem überdrüssig sind, waren der Bau der beiden Kulturtempel Stadthalle und - jetzt - Tonne. Gerade bei der Theaterstätte fiel dann aufmerksamen Bürgern auf, dass ein eckiges Gebäude kaum mit dem Begriff "Tonne" zu assoziieren sei. "Das Runde musste immer in das Eckige", wird nun von Insidern kritisiert. Auch der Vorschlag des Architekturbüros Riehle, die Stadthalle in feine Rundungen zu fassen, war abgelehnt worden. "Wegen der Akustik", hieß es. Vergeblich versuchten geschichtlich bewanderte Bürger darauf hinzuweisen, dass in der Antike die wegen ihrer Akustik hochgelobten Amphitheater in der Regel Rundbauten waren. Nein, Reutlingen ist eckig. Der "Hotzbogen" lässt nun darauf schließen, dass die Stadt endlich zu einer Neuorientierung bereit ist. Auch die neuen Gebäude in der Katharinenstraße bekommen einen Giebel, was vermuten lässt, dass die Dominanz der Flachdächer nunmehr gebrochen wird. Reutlingen hat endlich den Bogen raus...
(Raimund Vollmer)
Bildertanz-Quelle: Hotzblitz
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