Sonntag, 18. September 2011

Reutlingen 1620: Ein Gedicht

Der Verfasser ist Ludwig Ditzinger, Goldschmied in Reutlingen

Hier sihst vor augen Leser milt
Die Statt Reittlingen abgebildt,
Ein glid deß heiligen Reichs zur frist
Wie sie vil Jar gewesen ist.

Reutlingen im 17. Jahrhundert

 An Echatz - dem fischreichen Fluss
Der hatt in Newgker sein ausguss
Achalm das alt Gräflicvh Stammhauß
Ligt nach dabei hoch überauß

Nicht weut ligt Tiwingen die Statt
Da es die hochberuemt Schul hatt
Deßgleichen Urach wohlbekanndt
Im Edlen Württemberger Landt

Vil guetter schön zu berg ond thal
Die Statt umgeben Oberal
Wein und baumgarten wolgestallt
äckher und wisen mannigfallt

Ein schöne gegend in Warheit
Alß man möcht finden weitt und breit
Die Statt viel Ungemach hatt erlitten
Vor vieln Jaren wartt bestritten.

Von ihren feinden hart verletzt
Denen sie sich auch widersetzt
Theilt oft auch manchen starken buff
Schlug frisch ontd unverzagt daruff

Römischen Kaysern war Sie trew
In Bständigkeit plib immer neuw,
Laißt Ihren Dienst gantz unverdrossen
Deß hatt sie auch reichlich genossen,

Vil guter Freiheiten erlangt,
dern sich billich noch bedankt,
Ein allgemeine Burgerschaft
Steht in guter nachbarschafft.

Mit Württemberg und Oesterreich
Mit Hohenzollern deßgeleich
Unter sich selbst den Fleiß anwend
Deß sei ein fridsam regiment.

Gott schütz ein ersam weisen Rath
Ein Burgeschaft auch friie ond spath
Halt sie in seiner starken hut
Ludwig Ditzinger wünschen thut.

Entommen:Reutlinger Geschichtsblätter 1890, Nr. 6. / Sammlung Brigitte Gekeler

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