Die drei Bögen des Tores
Es war der dritten Bombenangriff auf unsere Stadt. Am 1.
März 1945 erwischte es denn auch das Tübinger Tor. Drei Sprengbomben explodierten
in der Nähe des Tores. Eine davon fetzte Löcher ins Steinwerk der gotischen Durchfahrt.
Insgesamt erzeugte die Detonation der drei Bomben eine derartige Druckwelle,
dass sogar Steine aus den Fugen des Fachwerks herausgerissen wurden, schreibt
Stadthistoriker Karl Keim. 1948 drangen einige mächtige Kräfte darauf, das Tor
vollends abzureißen, da es weitaus größere Bombenschäden abbekommen hatte als
ursprünglich gedacht.
Es war dann wohl Oberbürgermeister Oskar Kalbfell, der
sich energisch für den Erhalt dieses Wahrzeichens einsetzte. Keim nannte es
"eine kritische Situation".
Er erinnert uns auch daran, dass zu Beginn des vergangenen
Jahrhunderts die Durchfahrt für hochbeladene Heuwagen und andere Fuhrwerke zu
niedrig geworden war. Deshalb hatte die Stadt 1907 das Stadtmauerhaus Nummer 10
erworben, um es abzureißen. Hier war vorher ein Volkskaffeehaus entstanden.
Bewirtschaftet wurde es von Ernst Fischer, der ein Verfechter der alkoholfreien
Bewirtung war. Auf jeden Fall wurde das Haus, nachdem es abgerissen worden war,
1910 durch einen Neubau ersetzt, der dann eine zweite Durchfahrt bekam - in
Gestalt eines Rundbogens. Nach dem 2. Weltkrieg wollten die Stadtväter das
beschädigte Stadtmauerhaus Nummer 6 ebenfalls durch eine Durchfahrt ersetzen.
Sie hatten sich dabei einen "gerade überdeckten Durchgang"
ausgedacht. Doch das Landesdenkmalamt legte sein Veto ein. Ein gotischer
Spitzbogen umgeben von einem Rundbogen und einem gradlinigen Durchgang - das
war dem Amt ein zu großes stilistische Durcheinander. 1950 entstand somit ein
dritten Durchgang als Rundbogen. Die Mehrkosten in Höhe von 1000 Mark (!)
übernahm der Denkmalschutz.
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