Donnerstag, 26. Februar 2015

Kleine Geschichte des Tübinger Tores (5)



Die drei Bögen des Tores

Es war der dritten Bombenangriff auf unsere Stadt. Am 1. März 1945 erwischte es denn auch das Tübinger Tor. Drei Sprengbomben explodierten in der Nähe des Tores. Eine davon fetzte Löcher ins Steinwerk der gotischen Durchfahrt. Insgesamt erzeugte die Detonation der drei Bomben eine derartige Druckwelle, dass sogar Steine aus den Fugen des Fachwerks herausgerissen wurden, schreibt Stadthistoriker Karl Keim. 1948 drangen einige mächtige Kräfte darauf, das Tor vollends abzureißen, da es weitaus größere Bombenschäden abbekommen hatte als ursprünglich gedacht. 
  Es war dann wohl Oberbürgermeister Oskar Kalbfell, der sich energisch für den Erhalt dieses Wahrzeichens einsetzte. Keim nannte es "eine kritische Situation".
Er erinnert uns auch daran, dass zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts die Durchfahrt für hochbeladene Heuwagen und andere Fuhrwerke zu niedrig geworden war. Deshalb hatte die Stadt 1907 das Stadtmauerhaus Nummer 10 erworben, um es abzureißen. Hier war vorher ein Volkskaffeehaus entstanden. Bewirtschaftet wurde es von Ernst Fischer, der ein Verfechter der alkoholfreien Bewirtung war. Auf jeden Fall wurde das Haus, nachdem es abgerissen worden war, 1910 durch einen Neubau ersetzt, der dann eine zweite Durchfahrt bekam - in Gestalt eines Rundbogens. Nach dem 2. Weltkrieg wollten die Stadtväter das beschädigte Stadtmauerhaus Nummer 6 ebenfalls durch eine Durchfahrt ersetzen. Sie hatten sich dabei einen "gerade überdeckten Durchgang" ausgedacht. Doch das Landesdenkmalamt legte sein Veto ein. Ein gotischer Spitzbogen umgeben von einem Rundbogen und einem gradlinigen Durchgang - das war dem Amt ein zu großes stilistische Durcheinander. 1950 entstand somit ein dritten Durchgang als Rundbogen. Die Mehrkosten in Höhe von 1000 Mark (!) übernahm der Denkmalschutz.




Bildertanz-Quelle:Wolf-Rüdiger Gassmann (oben), Helmut Akermann (Mitte), Raimund Vollmer (unten)

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