»Am Abend des 20. April übergab Oskar Kalbfell zusammen mit
dem bisherigen Zweiten Bürgermeister Dr. Georg Almendinger dem französischen
Kampfkommandanten offiziell die Stadt Reutlingen. Dieser ernannte Kalbfell noch
am selben Abend zum kommissarischen Oberbürgermeister der Stadt. Der Grund
dafür war nicht nur Kalbfells mutiges Verhalten beim Einmarsch der Franzosen.
Mehr noch gewann Kalbfell das Vertrauen des Kommandeurs der Panzergruppe, weil
er ihm mit Hilfe seines Dolmetschers Karl Danzer verdeutlichen konnte, dass er
über einen völlig intakten Verwaltungsapparat verfügte, der sofort für die
Zwecke der Besatzungsmacht, aber auch für die Wiederaufbauarbeit verwendbar war.
Am Tag darauf, am 21. April, stellte Kalbfell dem maßgebenden französischen
Offizier die "fertige Verwaltung von Stadt und Kreis Reutlingen" vor.
Die Mitarbeiter hatte er im Zusammenwirken mit einigen anderen Männern schon
vor dem 20. April 1945 ausgewählt. Mit diesen Männern, die als eine "Oppositionsgruppe"
schon seit 1940 am Werk und seit Januar 1945 besonders rührig gewesen waren,
hatte Kalbfell "bewusst darauf hingearbeitet zu erreichen, dass am Tage
des Zusammenbruchs in der Stadt Reutlingen kein Chaos entsteht, sondern die Ordnung
aufrechterhalten bleibt", und organisatorische und wirtschaftliche
Mannahmen für den Wiederaufbau geplant.
Am 22. April übernahm Colonel Gambiez, der Kommandeur der
Stoßgruppe Nr. 1, den Befehl über Reutlingen. Sein Polizeioffizier war Capitaine
Rouché. Beide bedienten sich sofort Kalbfells und seiner Verwaltung für die
Bewältigung ihrer Aufgaben.«
Hermann Taigel in den "Geschichtsblättern 1995", Seite 491Bildertanz-Quelle:
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