Freitag, 10. Juli 2015

Stadthalle & Auskreisung: Ein schwäbischer Abend mit Frau Bosch

Eine Stadt kreist um sich selbst
(Kommentar) Zwei Stunden später war man so klug wie zuvor. Vielleicht steckte in der letzten Frage noch die beste Information: Wann ist eine Großstadt eine Großstadt? Ein hochbetagter Herr, der sichtlich um jedes Wort mit sich rang, aber mit ganzem Herzen dabei war, meinte, dass die Grenze, an der sich die Große Kreisstadt auch noch in eine Großstadt wandelt, aus den gesetzlichen Bestimmungen gestrichen worden ist. Barbara Bosch, unsere Oberbürgermeisterin, bestätigte dies. Die magische Zahl von 100.000 Einwohnern gibt es nicht mehr. Und so eilte man zum Bus und fragte sich, was macht nun eine Großstadt zu einer Großstadt? Der gestrige Abend war es nicht.
Unser liebenswerter Facebook-Freund Roland Hauser, Lokalchef beim GEA, der uns im Vorlauf nachdrücklich (aber vergeblich) darauf hingewiesen hatte, dass es bei der Auskreisung nur um Verwaltungsstrukturen geht, hat recht. Leider. Leider. Leider. Nicht etwa, weil wir ihm das nicht gönnen, sondern weil er besser als wir erkannt hat, dass es zu mehr nicht reicht.
Wenn am 23. Juli 2015 der Rat der Großstadt Reutlingen über den Antrag auf Auskreisung entscheidet, werden sie wahrscheinlich die "Stadt Reutlingen" auf den Weg durch die Instanzen schicken. Am Ende eines Prüfungsprozesses wird dann der Landtag entscheiden. "Gegrillt", wie man in der Investoren-Szene sagt, wurde gestern schon unsere Oberbürgermeisterin und ihr Podium. Rund 300, vielleicht 400 Leute waren gestern gekommen, um sich in einer Bürgerversammlung zu informieren und ihre zumeist schon vorformulierten Fragen zu stellen. Der Vortrag unserer Oberbürgermeisterin war sehr professionell, fast schon zu professionell. Er ging glatt an den Herzen der Menschen vorbei.
Da fiel einem sofort Antoine de Saint-Exupéry ein, sein Zitat darüber, wie man Menschen motiviert, ein Schiff zu bauen. Sie erzählte uns alles über die Konstruktion, aber von der Schönheit der Meere erzählte sie uns nichts. Und sie hatte sogar recht damit. Leider. Leider. Leider. Nicht etwa, weil wir ihr das nicht gönnen, sondern weil sie besser als wir erkannt hat, dass es zu mehr nicht reicht. 
Denn das Spiel um Frage und Antwort drehte sich nur, wirklich nur, um Finanzen und Kompetenzen. Die Zukunft einer Großstadt im 21. Jahrhundert stand nicht zur Diskussion. Es ging um Verwaltung, es ging nicht um Gestaltung. Weder im Publikum, noch auf dem Podium. Eine Stadt kreiste um sich selbst. Es war ein sehr schwäbischer Abend, solide, sachkundig, kritisch, manchmal langatmig, auch mal ein wenig schrullig oder schräg, immer liebenswert, eine Bürgerversammlung, auf die jede Große Kreisstadt stolz sein kann. Es fehlte nur jener Hauch von Großstadt, der doch alles rechtfertigen soll. Leider. Leider. Leider. 
Raimund Vollmer

 Bürgerversammlung am 9. Juli 2015: rund 300 Leute (?) kamen...
 ... nach oben lichteten sich die Reihen...
 ... aber es wurde eifrig gefragt...
... und geantwortet...
... mancher trug es sogar Weiß auf Schwarz...

3 Kommentare:

Raimund Vollmer hat gesagt…

Ich hoffe mal, dass dieses "uninteressant" das Thema "Auskreisung" an sich meint und nicht den Blogeintrag an sich. Ich bin mir aber nicht sicher.

Anonym hat gesagt…

Ein nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag: Das Kreuzeichestadion wird in
Bosch-Arena umbenannt und als Dreingabe der Markwasen in Boschwasen
umgetauft. Der Weltkonzern macht dafür aus seiner Portokasse jedes Jahr
für die Stadt Reutlingen ein paar Millionen Euro locker. Der Name von
Konzern und der Frau Oberbürgermeisterin erstrahlt in hellem Glanz!
Und alle sind zufrieden, ganz ohne Auskreisung!

Raimund Vollmer hat gesagt…

Ein genialer Vorschlag - aber ganz ohne Reu, Mann!