Freitag, 27. Februar 2015

DIE ECHAZ: Als Reutlingen noch Mautgebühren zwischen Honau und Wannweil verlangte


1962: Blick durch das Echaztal in Richtung Achalm vor bald 50 Jahren.
Bildertanz-Quelle: Geschichtsverein Pfullingen

Die Echaz war dereinst von der Quelle bis zu ihrer Mündung in den Neckar bei Kirchentellinsfurt Eigentum der Stadt Reutlingen, berichtet der Heimatforscher Herbert Kopp in seinem Buch "Die Anfänge der Stadt Reutlingen". Und deshalb gehörten ihr auch die Mühlen, die sich anfangs noch in privater Hand befanden. So heißt es im Buch der Stadtrechnerei 1742/43 (wohl einer Art Haushaltsplan) über den "Echitzfluß", dass er "auf gemeinsamer Stadt umstrittigem Grund und Boden hinstreichet." Dieses Eigentum bestand (wer weiß es besser?) wohl seit dem 10. Jahrhundert. Man fragt sich, wie wohl heute der Albaufstieg aussähe, wenn Reutlingen immer noch bis Honau die Eigentumsrechte hätte. Wären Pfullingen und Lichtenstein dann heute Vororte von Reutlingen? Wie würde dann der gesamte Fernverkehr gelenkt? Tatsächlich durch das Echaztal? Vielleicht müssen die Lichtensteiner und Pfullinger eine Maut einführen wie dereinst die Stadt Reutlingen. (Vielleicht ist ja die 30er Zone, mit der die B312 in Lichtenstein ausgestattet werden soll, auch so etwas wie eine Mautgebühr - wem gehören aber dann die Einnahmen aus der Verkehrsüberwachung, also der Radarkontrolle?)
»Dass im Raum der späteren Reichsstadt sich relativ bedeutendes Reichsgut nachweisen lässt, ist weiter nicht überraschend; ist doch für das gesamte Echaztal Königs- oder Reichsgut ausgiebig bezeugt. Die Echaztalstraße, ein Teilstück der sogenannten Rheinstraße Speyer Pforzheim - Lustnau - Reutlingen - Hayingen - Riedlingen, wird mehrfach als Königstraße oder Reichsstraße bezeichnet. Öfter noch heißt sie Heerstraße, wie im 14. Jahrhundert die alten Fernstraßen meistens genannt wurden, oder dann im 15. und 16. Jahrhundert Landstraße. Zoll und Geleit sind nach Karl Weller die Bestimmungsmerkmale einer Reichsstraße: die Stadt Reutlingen hatte bis 1803 ihre Zollstücke für den Straßenzoll an dieser Reichsstraße dort, wo diese das Echaztal betrat und wieder verließ, nämlich zu Honau und in der Betzinger Mark und ebenso unterhalb von Wannweil; auch das Geleit stand ihr ausdrücklich zu. Auf diesen Zoll- und Geleitrechten gründete ohne Zweifel auch die Verpflichtung der Stadt, diese Straße samt ihren Brücken zwischen Honau und Jettenburg zu unterhalten.«
Herbert Kopp: Die Anfänge der Stadt Reutlingen
Pfullingen: Hochwasser in der Heerstraße

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das zweite Bild im Link unter dem Artikel (Hochwasser in der Heerstraße) zeigt die Kraußstraße. Mutmaßlich beim Hochwasser 1957.

Das Gebäude im Hintergrund mit dem offenen Fenster ist die Leonhardstraße 2. Der Hof der Familie Beutel, einer der letzten Landwirte in der Stadt, deren Hof auch heute noch im Nebenerwerb betrieben wird.

Zu sehen auch auf diesem Foto im Blog: http://bildertanz-pfullingen.blogspot.de/2011/01/dorfliche-idylle-irgendwo-in-pfullingen.html